Druck muss offenbar sein
Zum Glück gehen jeden Freitag Schüler auf die Straße für den Klimaschutz, zum Glück wollen zwei Imker ein Volksbegehren für mehr Artenschutz starten. Wie die Welt in Zukunft aussieht, hängt von der Antwort auf Klimawandel und Artensterben ab. Darüber sind sich außer der AfD alle Parteien einig, ebenso wie die Wissenschaft. In Deutschland und gerade in BadenWürttemberg bewegt sich etwas. Im Südwesten liegen die Dinge im Artenschutz anders als in Bayern. Grünland und Gewässer sind strenger geschützt, Biotope ziehen sich durchs Land.
Das allein reicht jedoch längst nicht aus. Hitzesommer, Dürren, Extremwetter sowie immer weniger Insekten und Vögel: Das alles beweist, dass viel mehr passieren muss. Besonders junge Menschen sorgen sich um ihre Zukunft und gehen auf die Straße oder unterstützen Volksbegehren wie „Rettet die Bienen!“.
Sie erhöhen den Druck auf die Politik, jetzt zu handeln. Und sie nehmen uns alle in die Pflicht, sich mit den Problemen und möglichen Lösungen auseinderzusetzen. Dabei kommt man dann schnell darauf, dass längst nicht alles Sinn macht, was gut klingt. Auch in Naturschutzverbänden regt sich Skepsis an dem Gesetzesvorschlag der Bienenschützer, sogar Biobauern warnen. Es wäre falsch, mit den Landwirten eine ganze Branche zu Unrecht an den Pranger zu stellen. Ein Apfel wächst eben nicht ohne menschliches Zutun so, dass wir ihn essen wollen. Gleichzeitig will niemand zu viel Pflanzengift. Wir alle sind gefragt, uns mehr mit solchen Zusammenhängen auseinanderzusetzen.
Verbände, Parteien und Regierung suchen hinter den Kulissen bereits Kompromisse, um den Plänen der Bienenretter eigene Vorschläge entgegenzustellen. Ohne Druck von außen wäre das wohl nicht passiert – Grüne und CDU sind derzeit kaum fähig, kleine Konflikte beizulegen. Nun sind sie gezwungen, bessere Lösungen für den Artenschutz zu finden und diesen mit der Landwirtschaft zu versöhnen. Und das ist schon ein Erfolg, bevor das Volksbegehren überhaupt begonnen hat.