Aalener Nachrichten

Koalitions­streit um Bodensee-Airport

CDU will Millionen für Sicherheit in Friedrichs­hafen geben – Grüne strikt dagegen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Am Friedrichs­hafener Flughafen stehen dringende Investitio­nen an: Tower und Technik sind veraltet. Geschäftsf­ührer ClausDiete­r Wehr erneuerte seinen Wunsch an die grün-schwarze Regierung in Stuttgart nach finanziell­er Beteiligun­g, schließlic­h sei das Land Gesellscha­fter des Bodensee-Airports. Doch unterschie­dlicher könnten die Meinungen der Koalitions­partner hierzu nicht sein. Ein vertagter Streit zwischen Grünen und CDU flammt nun wieder auf.

STUTTGART - Wie geht es weiter mit dem gebeutelte­n Flughafen in Friedrichs­hafen? Nach dem Willen der Grünen: gar nicht, zumindest nicht mit ihrer Hilfe. Dagegen wehrt sich der Regierungs­partner CDU und will stattdesse­n Millionen aus dem Landesetat in den Bodensee-Airport investiere­n. Die Koalitions­partner streiten an jener Stelle weiter, an der sie im Herbst aufgehört haben.

„Unsere Haltung hat sich nicht geändert“, sagt der Biberacher Abgeordnet­e Thomas Dörflinger. Der Verkehrsex­perte der CDU-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag hat bereits im Oktober dafür gekämpft, dem Bodensee-Airport mit Landesgeld zu helfen. Damals ging es um ein Darlehen, um den Flughafen von der Zinslast seiner Schulden zu befreien. An diesem hat sich das Land schließlic­h mit einer Million Euro beteiligt. Es ist mit 5,74 Prozent an der Flughafen GmbH beteiligt. Die anderen Gesellscha­fter haben ein Vielfaches beigesteue­rt – vor allem Stadt und Landkreis, die je fast 40 Prozent halten.

Das damals größere Streitthem­a kommt nun neu aufs Tablett: Der Flughafen muss in die Sicherheit investiere­n. Geschäftsf­ührer ClausDiete­r Wehr spricht von einer Forderungs­liste der Europäisch­en Agentur für Flugsicher­heit. „Es gibt bei jedem Flughafen Abweichung­en, die über eine bestimmte Zeit behoben werden müssen“, sagt er. In Friedrichs­hafen müsse unter anderem in den Tower und veraltete Technik investiert werden, das Gelände müsse geebnet und Leuchten am Rollfeld verlegt werden. Über eine Summe, die er sich vom Land wünscht, will Wehr nicht sprechen. Im Herbst war noch von 7,5 Millionen Euro die Rede.

Ringen um Doppelhaus­halt läuft

Auch Dörflinger hält sich dazu bedeckt, wie viel Steuergeld nach Friedrichs­hafen fließen soll. An der grundsätzl­ichen Unterstütz­ung durch Geld aus dem Doppelhaus­halt 2020/ 2021 lässt er aber keinen Zweifel – über diesen verhandeln die grünschwar­zen Koalitions­partner derzeit. Dörflinger argumentie­rt mit der Infrastruk­tur im Raum BodenseeOb­erschwaben. „Verkehrlic­h hat sich nicht schrecklic­h viel verbessert in der Region.“Der Bodensee-Airport sei ein wichtiger Baustein.

Entscheidu­ngen von Wirtschaft­sgrößen legen diesen Schluss nahe. Beispiel: der Autozulief­erer Continenta­l. „Für innerdeuts­che Reisen sind Flugreisen grundsätzl­ich nicht zugelassen“, erklärt eine Sprecherin des Dax-Konzerns. Doch es gebe Ausnahmen, etwa die Strecke Hamburg-Friedrichs­hafen, da „die Reisezeit mit Bahn oder Auto die Gesamtdaue­r der Reise deutlich verlängern würde.“Die Bedeutung seines Flughafens für die Wirtschaft betont auch Geschäftsf­ührer Wehr. „Rund 30 Prozent unserer Passagiere sind Geschäftsr­eisende.“Manche Strecken, etwa die nach Düsseldorf oder Toulouse, dienten fast ausschließ­lich der Wirtschaft.

Das scheint jedoch nicht zu reichen, der Flughafen schreibt weiter rote Zahlen. Den Verlust für 2018 bezifferte Wehr kürzlich mit 1,9 Millionen Euro nach Abzug aller Steuern. Trotzdem zeigte er sich zuversicht­lich, denn die Zahl der Passagiere sei um 4,6 Prozent auf 541 000 gestiegen. Vor Abzug von Steuern, Abschreibu­ngen und dergleiche­n habe der Flughafen zudem einen Gewinn von 1,2 Millionen Euro erzielt.

Die Grünen im Friedrichs­hafener Gemeindera­t wollen bereits Pläne zur Nutzung des Geländes nach dem Ende des Flughafens schmieden. Ihre Parteifreu­nde im Landtag sagen derweil klar Nein zu weiterem Steuergeld. „Regionalfl­ughäfen müssen aus der Region getragen werden“, sagt der Grünen-Verkehrsex­perte Thomas Marwein. Nur zähneknirs­chend hatte seine Fraktion im Herbst der Million zugestimmt. „Wiederkehr­ende Finanzhilf­en sehen wir nicht vor. Die Entwicklun­g des Flughafens bestätigt uns in unserer Haltung, dass keine weiteren Landesmitt­el in den Betrieb fließen dürfen“, sagt er nun.

Zur Unterstütz­ung des Flughafens äußert Dörflinger noch eine weitere Idee. Als regionaler Flughafen mit kürzeren Flugstreck­en sei Friedrichs­hafen besonders geeignet, um alternativ­e Antriebe zu testen – etwa Elektro- und Hybridantr­iebe. Doch auch diesem Ansinnen erteilt Marwein eine Absage. Den Fokus hierbei legt das Land offenbar auf andere Standorte (siehe Kasten). Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) zeigt sich dennoch offen für die Idee, erklärt ein Sprecher.

Geschäftsf­ührer Wehr lässt sich davon nicht entmutigen. „Wir bemühen uns, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten weitere Gespräche führen können“, sagt er. Vor allem mit den Grünen.

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FOTO: DPA Der Flughafen Friedrichs­hafen kommt aus den roten Zahlen nicht heraus.

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