Geld ist kein Gesprächsthema
Commerzbank gibt Frauen Tipps zum Thema Geldanlage
AALEN - Frauen und Männer ticken unterschiedlich. Auch wenn es ums Geld und um ihre Finanzen geht. Frauen sind in der Regel nicht so risikobereit und mehr auf Sicherheit bedacht. Sie sind zwar zahlenmäßig in der Mehrheit und dennoch bei der Bank die Minderheit. Ihnen liegt zwar sehr viel an finanzieller Unabhängigkeit, aber dennoch hält sich ihr Interesse an Geld und Finanzen in Grenzen. Entscheidungen überlassen sie oft ihren Männern beziehungsweise Lebenspartnern. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Commerzbank hervor. Die Ergebnisse, die sich nach eigenen Angaben mit ihren Erfahrungen in Ostwürttemberg decken, haben Johannes Kube, Niederlassungsleiter der Commerzbank Heilbronn, und Mirjana Bay, die Leiterin der Commerzbank-Filialen Aalen, Heidenheim und Nördlingen, vorgestellt.
Die Zahlen des Familienministeriums zeigen schon ein deutliches Ungleichgewicht: Zwar haben 82 Prozent der Frauen zwischen 30 und 50 Jahren eine berufliche Qualifikation, aber nur 39 Prozent von ihnen sind Vollzeit erwerbstätig, während es bei den Männern 88 Prozent sind. Nur 19 Prozent der Frauen haben laut Umfrage ein Nettoeinkommen von mehr als 2000 Euro, aber 42 Prozent der Männer haben ein Nettoeinkommen von mehr als 2000 Euro. 63 Prozent der verheirateten Frauen haben weniger als 1000 Euro, 19 Prozent haben überhaupt kein Einkommen.
Dabei haben aber in der Umfrage 86 Prozent der Frauen in BadenWürttemberg (bundesweit 78 Prozent) angegeben, für sie sei finanzielle Unabhängigkeit eines der wichtigsten Ziele im Leben. Aber: Nur 28 Prozent haben großes Interesse an den Themen Finanzen und Geldanlage. Nur jede vierte Frau billigt sich hier Kompetenz zu und investiert dafür Zeit. 22 Prozent (im Bund 14 Prozent) sagen, darum kümmere sich der Lebenspartner für sie. Mirjana Bay schließt daraus, dass hier die klassische Rollenverteilung durchschlägt. Auch in den Filialen, die sie verantwortet, höre sie oft: „Da muss ich erst meinen Mann fragen.“Männer dagegen entschieden eher selbst und gingen nicht so oft an, dass sie erst mit ihrer Frau sprechen wollten.
Geld ist bei Frauen – ganz anders als bei vielen Männern – kein Gesprächsthema. Dieses Phänomen zeigt sich auch daran, dass die Frauen in der Gesellschaft zwar in der Mehrheit sind, in den Commerzbank-Filialen auf der Ostalb deutlich in der Minderheit: Lediglich 42 Prozent der Kunden sind dort weiblich.
Erfreulich für die Bank: Für 45 Prozent der Frauen ist sie eine wichtige Quelle, wenn es um Beratung geht. Jeder zweiten Frau ist es dabei nicht so wichtig, ob sie von einer Frau oder einem Mann beraten wird, nur 17 Prozent bevorzugen eine Frau. Aber: Die Chemie zwischen Kundin und Beraterin oder Berater muss stimmen. Bay: „Das zeigt, dass für Frauen der Sympathiefaktor wichtig ist. Sie reagieren emotionaler.“
Und sie wollten komplizierte Sachverhalte einfach erklärt haben. Dabei seien sie vorsichtiger und risikoscheuer und nähmen sich Zeit, um zu überlegen. Die Filialleiterin: „Aber dann stehen sie auch dazu.“Ihren Geschlechtsgenossinnen sei es auch wichtiger als den Männern, dass Investments ökologisch und nachhaltig sind.
Den meisten geht es um die Absicherung im Alter
Oberstes Ziel für 68 Prozent der Frauen bei der Geldanlage ist laut Umfrageergebnis die Absicherung fürs Alter (60 Prozent) und die Vorsorge für Notfälle (58 Prozent). Erstaunlich im Land der Häuslebauer: Bei lediglich 33 Prozent der Frauen geht es vorrangig um den Erwerb von Wohneigentum. Fast jede zweite (49 Prozent) fühlt sich jedoch nicht wirklich abgesichert, sieben Prozent sagen, sie seien überhaupt nicht abgesichert und 18 Prozent wissen nicht, wie hoch ihr Einkommen im Alter sein wird. 70 Prozent der Frauen, die teilzeitbeschäftigt sind, sagen von vorneherein, dass es im Alter nicht reichen wird.
Aus den Umfrageergebnissen, die sie nicht wirklich überraschen, aber manches bewusster machen, wie sie sagt, zieht Mirjana Bay den Schluss: „Frauen müssen erkennen, dass sie für ihre finanzielle Unabhängigkeit etwas tun müssen. Wir wollen ihnen Mut machen, in Geldangelegenheiten selbstbewusster zu sein.“Finanzbildung sei dabei ein wesentlicher Grundstein.