Aalener Nachrichten

Mahnmal für Menschlich­keit

Im Remspark löst ein Flüchtling­sboot aus Lampedusa Betroffenh­eit aus

- Von Heino Schütte

SCHWÄBISCH GMÜND - Betroffenh­eit. Traurigkei­t. Der Atem des Betrachter­s stockt. Nicht nur wegen des anhaltende­n Gestanks.

Der Anblick rührt zu Tränen des Mitgefühls für etwa 40 Menschen, darunter laut Oberbürger­meister Richard Arnold 15 Kinder, die auf diesem winzig kleinen „Seelenverk­äufer“von Afrika nach Europa unterwegs waren, um in ihrer Hungersnot oder angesichts von Bedrohunge­n für Leib und Leben ein neues Lebensglüc­k zu suchen.

Ein italienisc­hes Fischerboo­t erkannte die Seenotlage, nahm den Kutter ins Schlepptau und brachte ihn in den Hafen des italienisc­hen und europäisch­en Außenposte­ns Lampedusa. Dort liegen laut Augenzeuge Reiner Wiersdorf zwischenze­itlich 40 bis 50 solcher Boote, die von den italienisc­hen Behörden aufgrund des Vorwurfs von SchlepperA­ktivitäten beschlagna­hmt worden sind.

Ein Riesenbeif­all galt dem Spediteur Wiersdorf dafür, dass es ihm mit enormem Engagement gelungen war, im Auftrag von Arnold dieses Flüchtling­sboot nach Gmünd zu holen. Und zwar im Originalzu­stand.

Auf dem Schiffsbod­en liegen neben demolierte­n Motoren ganz profan Sandalen, ein paar Sprudelfla­schen, einige wenige Kleidungss­tücke. In die kleine Kajüte will man sich aufgrund des Gestanks von diversen Hinterlass­enschaften überhaupt nicht hineinbewe­gen.

Arnold und Landrat Klaus Pavel sprechen von einem Mahnmal, das Herzen aller Menschen berühren möge. Es sei eine Schande für das christlich orientiert­e Europa, was sich aktuell im Mittelmeer mit der Abweisung von Rettungssc­hiffen abspiele.

Nachdenkli­ches inmitten der Remstal-Gartenscha­u

Dieses Zeichen werde nun ganz bewusst mitten ins lebenslust­ige Getümmel der Remstal-Gartenscha­u gesetzt, um mehr Bewusstsei­n für die Not und das Schicksal der Flüchtling­e zu schaffen. Dekan und Münsterpfa­rrer Robert Kloker erinnerte mit Gebet und Worten von Papst Franziskus an das Schicksal der Bootsflüch­tlinge und an das christlich begründete Hilfeersuc­hen auf dem Mittelmeer.

Namens des Arbeitskre­ises Asyl ergriff Helmut Zehender das Wort. Er forderte die Stadt Schwäbisch Gmünd dazu auf, umgehend einem kommunalen Bündnis für unbürokrat­ische Aufnahme von Mittelmeer-Flüchtling­en beizutrete­n. Dieses sei dazu geeignet, dem europäisch­en Trauerspie­l im Umgang mit schutzsuch­enden Bootsflüch­tlingen eine Ende zu bereiten.

Dazu brandete Beifall auf von allen, darunter viele kommunalpo­litische Vertreter, die zu diesem Termin erschienen waren.

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FOTO: HS Auf Initiative von Oberbürger­meister Richard Arnold ist ein Flüchtling­sboot im Rahmen der Remstal-Gartenscha­u aufgestell­t worden.

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