Buchmann lässt sich nicht abhängen
Ravensburger wackelt auch am Galibier nicht und schmiedet Attacke-Pläne – Quintana siegt
VALLOIRE (SID) - Emanuel Buchmann nahm ganz entspannt einen tiefen Schluck aus seiner Getränkedose, die Strapazen einer epischen ersten Alpenetappe waren der deutschen Tour-de-France-Hoffnung kaum anzumerken. „Es lief auch heute wieder ganz gut. Und es gibt keinen Grund, dass es auf den nächsten Etappen schlechter laufen könnte“, sagte der 26-Jährige, nachdem er auf der Fahrt über den legendären Galibier den Traum vom Podest am Leben erhalten hatte. Die Kraft des Ravensburgers reichte sogar noch für eine nachdrückliche Kampfansage: „Wenn die Situation passt, werde ich auch attackieren.“
Beim Sieg von Nairo Quintana am Tag der Kolumbianer kam Bora-Kapitän Buchmann in Valloire nach einem knüppelharten Kampf auf den letzten Kilometern des finalen Berges als Elfter ins Ziel, von den Favoriten auf den Gesamtsieg nahm nur Quintanas Landsmann Egan Bernal dem wie in den Pyrenäen ganz starken Buchmann ein wenig Zeit ab.
„Am Galibier war ich auch am Limit, besonders auf dem letzten Kilometer“, sagte Buchmann, der mit einer mutigen Abfahrt ins Ziel bei einsetzendem Regen den Kontakt zu seinen weiteren großen Konkurrenten hielt. Nach den knüppelharten 208 km der viertletzten Etappe mit 5215 Höhenmetern und drei Gipfeln über der 2000-m-Marke ist die Tour weiterhin völlig offen.
Gewinner des Tages war neben Quintana Ineos-Supertalent Bernal, der nach einer Attacke am letzten Anstieg auf die Favoritengruppe mit Teamkollege und Titelverteidiger Geraint Thomas (Großbritannien), dem weiterhin Gesamtführenden Julian Alaphilippe (Frankreich) und Buchmann eine gute halbe Minute herausholte. „Bernal ist leider weggefahren“, meinte Buchmann über den Südamerikaner, der als neuer Zweiter nur noch 1:30 Minuten Rückstand auf Alaphilippe hat.
Alaphilippes Tage in Gelb, so meint Buchmann, dürften angesichts der noch folgenden zwei schweren Bergetappen gezählt sein. „Ich denke schon, dass wir ihn jetzt über das Limit hinausbringen können, und er dann irgendwann einbricht“, sagte der Ravensburger. Das Gelbe Trikot dürfte zwar für Buchmann außer Reichweite sein, als weiterhin Gesamtsechster ist die erste deutsche Top-10-Platzierung seit Andreas Klöden 2009 aber greifbar, der Rückstand des 26-Jährigen auf Platz drei beträgt nur 39 Sekunden.
Neben Überflieger Buchmann sorgte auch Lennard Kämna mit Tagesplatz vier als Ausreißer für ein ganz starkes Ergebnis aus deutscher Sicht. „Ich bin superhappy damit, der letzte Berg war absolut am Limit. Die Atmosphäre am Galibier war der Hammer“, sagte der 22 Jahre alte Sunweb-Youngster aus Wedel, der das Ziel mit 2:58 Minuten Rückstand auf Quintana und noch deutlich vor der heranrasenden Favoritenschar um Buchmann (+5:18) erreichte. Der bislang bei der Tour enttäuschende Quintana setzte sich mit 1:35 Minuten Vorsprung auf den Franzosen Romain Bardet durch.
Auf dem Anstieg zum 2642 m hohen Alpenriesen Galibier hatte Quintana 7,5 km vor der Passhöhe attackiert Emanuel Buchmann und Bardet stehen gelassen. In der Favoritengruppe tat sich lange nichts, ehe sich Bernal aus der Defensive traute – und neben seinem Landsmann Quintana zum Gewinner des Tages wurde.
Mit der Königsetappe ist aber erst ein Drittel der Alpen-Kletterei geschafft. Am Freitag und Samstag stehen zwar zwei kürzere Teilstücke auf dem Programm, diese haben es trotzdem in sich. „Man muss jetzt dreimal Vollgas fahren. Das sind die entscheidenden Etappen“, hatte Buchmann angekündigt. Sein wichtigster Helfer Gregor Mühlberger sagte: „Emanuel präsentiert sich unvorstellbar stark. Es ist sehr viel drin.“
Auf dem Weg nach Tignes und vor allem nach Val Thorens wird in den kommenden zwei Tagen auch jede Taktiererei vorbei sein, da gleich mehrere Anwärter mit einer einzigen Attacke den Triumph beim größten und wichtigsten Radrennen der Welt davontragen können. „Ich denke, Samstag ist der Showdown“, sagte Buchmann. Auf der Schlussetappe nach Paris am Sonntag wird dann traditionell nicht mehr angegriffen. German Open in Hamburg (1,855 Mio. Euro): Achtelfinale: Alexander Zverev (Hamburg/2) – Delbonis (Argentinien) 6:4, 7:6 (7:2), Carreno-Busta (Spanien) – Struff (Warstein/7) 6:1, 7:6 (7:4), Krajinovic (Serbien) – Klizan (Slowakei) 6:7 (6:8), 7:5, 6:1, Fognini (Italien/3) – Molleker (Oranienburg) 7:5, 6:4.
„Es lief auch heute wieder ganz gut. Und es gibt keinen Grund, dass es auf den nächsten Etappen schlechter laufen könnte.“
Auch Entschuldigungsvideo nutzt nichts: Der deutsche Radprofi Tony Martin und der Engländer Luke Rowe bleiben auch nach dem Einspruch ihrer Teams JumboVisma und Ineos von der 106. Tour de France ausgeschlossen. Die beiden Fahrer waren auf der 17. Etappe aneinander geraten und anschließend von den Rennkommissären disqualifiziert worden. „Es tut mir sehr leid, das war eine dumme Aktion. Deswegen zwei Fahrer auszuschließen, ist sehr hart“, sagte Martin. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Martin und Rowe entschuldigten sich noch am Abend in einem gemeinsamen Video und baten um eine zweite Chance. Diese gaben ihnen die Tour-Verantwortlichen nicht.