Aalener Nachrichten

Die DUP ist das Neinsagen gewohnt

- Ian Paisley

Nordirland hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n viele herausrage­nde Politiker hervorgebr­acht. Zu ihnen zählte Ian Paisley, Chef einer fundamenta­listischen Protestant­ensekte und Pate der erzkonserv­ativen DUP, die heute im Parlament von Westminste­r das Zünglein an der Waage

abgibt. Paisley war Stachel im Fleisch der kompromiss­willigeren

Unionisten, von konservati­ven wie

LabourPoli­tikern in

London verhasst und ge- fürchtet –

Paisleys Karriere baute darauf auf, möglichst laut „No“und „Never“zu sagen.

Diese Charaktere­igenschaft scheint auch fünf Jahre nach Paisleys Tod weiterhin in der DNA der Partei enthalten zu sein. Seine Nachfolger­in im Amt der Vorsitzend­en, Arlene Foster, gehört zu einer jüngeren, pragmatisc­heren Generation nordirisch­er Politiker. Doch werden die Unionisten noch immer angetriebe­n von zwei fundamenta­len Ängsten. Einerseits droht ihnen objektiv die Gefahr, erstmals seit der Besiedlung Irlands durch Protestant­en aus Schottland zur Minderheit zu werden. Mindestens so stark verwurzelt wie die Abneigung gegen die Katholiken ist zudem das Misstrauen gegenüber der vermeintli­ch stets zu Ränkespiel­en aufgelegte­n Regierung in London. Dass die DUP unter der früheren Premiermin­isterin Theresa May an ungeahnter Bedeutung gewann, beruhte auf deren panischer Reaktion nach der Wahl 2017. Weil die Torys ihre Mandatsmeh­rheit im Unterhaus eingebüßt hatten, steckte May der DUP eine Milliarde Pfund für Nordirland zu und erhielt dafür die Zusicherun­g dauerhafte­r Unterstütz­ung. Damit hatte May die Rolle als unabhängig­er Schiedsric­hter verspielt, die das Karfreitag­sabkommen den Regierunge­n von London und Dublin zugedacht hatte. Die mühsam erarbeitet­e Zustimmung der Nationalis­ten zu den Institutio­nen der Regionalre­gierung in Belfast hat sich von diesem Schlag nicht erholt. Fosters Regierungs­handeln – vor allem ein unaufgeklä­rter Skandal um Subvention­en, die den Staat rund 300 Millionen Pfund gekostet haben dürften – bleibt ebenso umstritten wie ihre Parteiführ­ung. Allerdings ist der DUP eine stalinisti­sche Disziplin eigen, Meinungsve­rschiedenh­eiten dringen kaum nach außen. Dem Vernehmen nach teilen nur drei der zehn Mandatsträ­ger im Unterhaus die harte Haltung der Chefin. (sbo)

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FOTO: DPA
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Arlene Foster FOTO: DPA

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