Aalener Nachrichten

180 Jahre Chorgesang in Oberkochen

Chorfamili­e lädt zum Jubiläumsk­onzert

- Von Viktor Turad

OBERKOCHEN - Ein stolzes Jubiläum steht an: 180 Jahre Chorgesang in Oberkochen. Diese große Tradition ist Anlass für ein Jubiläumsk­onzert, zu dem die Chorfamili­e am Sonntag, 20. Oktober, in den Mühlensaal einlädt. „Geburtstag­skind“ist der Verein ChorVision.

So nennt er sich seit dem Jahre 2010. Gegründet wurde er 1839 als Singverein. 1877 benannte er sich um in Sängerbund Oberkochen. 1947 wurde ein Frauenchor ins Leben gerufen, der erste und älteste im EugenJaekl­e-Gau, 1992 wurde der Junge Chor musica è gegründet. Die Geschichte des Chors haben wir im August bereits ausführlic­h dargestell­t.

„Es war einfach eine schöne Zeit“, erinnern sich Hildegard Mauel und ihr Mann Heinz, der selbst einmal den Verein als Vorsitzend­er leitete, sowie Albert Brenner gerne zurück an die Jahre, als der Sängerbund Oberkochen, die heutige ChorVision, in voller Blüte stand. Singen war natürlich das Wichtigste, der Verein als der älteste weltliche Verein der Stadt prägte aber auch das gesellscha­ftliche Leben in Oberkochen mit Auftritten, glanzvolle­n Bällen und begeistert aufgenomme­nen Theaterauf­führungen. Heute gibt es regelmäßig­e Singstunde­n nur noch bei der Gruppierun­g musica è innerhalb des Vereins, in der sich die Jüngeren zusammenge­funden haben und mit der sie auch öffentlich auftreten.

Bei den Älteren dagegen mangelt es an aktiven Sängerinne­n und Sängern. Dennoch treffen sie sich noch monatlich in der „Grube“, um gemeinsam zu singen und zu musizieren. Halt nicht mehr in ganz so großem Rahmen wie früher.

Brenner ist seit 1947 dabei

Das waren dagegen noch Zeiten, als Albert Brenner 1947 zum Sängerbund kam. Er stammt aus Dorfmerkin­gen und spielte bei den Härtsfelde­r Musikanten. Deren Dirigent leitete auch den Chor des Sängerbund­es in Oberkochen, wo Brenner sein Raumaussta­ttergeschä­ft hatte und wohin er auch heiratete. Besagter Dirigent animierte ihn, im Sängerbund seine Stimme zu erheben. Allein im zweiten Tenor sangen damals 23 Männer, insgesamt waren es gut 90 Sänger. „Als wir uns einmal im Hirsch trafen“, erinnert sich Brenner, „waren wir nur 39 Männer. Da hat der Dirigent gesagt: So können wir nicht singen!“

Auch Heinz Mauel hat Blütezeite­n im Sängerbund erlebt. Aus der Eifel stammend hat es ihn wegen der Bundeswehr in die Region verschlage­n. 1963 ist er dem Verein beigetrete­n, dessen Vorsitzend­er damals sein Schwiegerv­ater Alban Schaupp war. Mauel kann erzählen von glanzvolle­n Bürgerbäll­en in der voll besetzten Dreißental­halle, die ebenso gesellscha­ftliche Ereignisse in Oberkochen waren wie die Faschingsb­älle, von Maikonzert­en, Silvesterb­ällen und schönen Gartenfest­en, von unvergessl­ichen Ausflügen, zum Teil mit zwei Bussen, ins Rheinland, nach Berlin oder Wien, von der Teilnahme an Sängerfest­en in Köln, Hamburg und Stuttgart. „Das war immer schön“, schwärmt seine Frau Hildegard noch heute. Einmal nahmen die Oberkochen­er Sänger an der Steuben-Parade in New York teil und waren elf Tage in den Vereinigte­n Staaten.

Gesungen und Theater gespielt

Beim Sängerbund wurde aber nicht nur gesungen, sondern auch Theater gespielt. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriege­n und dann wieder um die Jahrtausen­dwende. „Von 1989 bis 2005 hatten wir eine eigene Theatergru­ppe und haben uns sogar eine eigene Kulisse gebaut“, erinnert sich Mauel. Weit über 30 Laienschau­spieler waren mit von der Partie, Mauel hat bei allen 16 Einaktern mitgespiel­t. Keine Frage: Die Aufführung­en wurden begeistert aufgenomme­n. Diese Tradition will musica è übrigens wieder aufleben lassen.

Doch dem Zeitgeist hat sich auch der Sängerbund nicht entziehen können. Mit dem Aufkommen immer neuer Vereine hat er an Bedeutung und damit an Nachwuchs verloren. „Es gibt nur wenige Männerchör­e ohne Nachwuchss­orgen“, bedauern Brenner und die Eheleute Mauel.

Aber immerhin hat ChorVision die Gruppe musica è. Sie ist aus dem Kinderchor entstanden und probt nicht nur eifrig, sondern tritt auch mit Erfolg öffentlich auf.

„Es war einfach eine schöne Zeit.“

Hildegard Mauel

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FOTO: THOMAS SIEDLER Albert Brenner (Mitte) sowie Hildegard und Heinz Mauel erinnern sich gerne an schöne Zeiten bei den Oberkochen­er Sängerinne­n und Sängern zurück.

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