Aktionswoche: Armut verhindert Teilhabe und grenzt aus
Liga der fünf freien Wohlfahrtsverbände Ostalbkreis machen mit bei der Aktionswoche gegen Armut
AALEN (lem) - Armut bedeutet nicht nur, auf vieles eigentlich Selbstverständliche verzichten zu müssen. Sie grenzt auch aus in diesem reichen Land, verhindert Teilhabe an der Gesellschaft und macht oft auch krank. „Armut bedroht alle“steht über der landesweiten Aktionswoche gegen Armut „Der Mensch ist mehr als eine Zahl!“Die Liga der fünf freien Wohlfahrtsverbände Ostalbkreis berichten am Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut, was bereits umgesetzt wurde und wo dringend gehandelt werden muss.
Leistungen werden aus Scham nicht beantragt
„Wir verwalten nicht Armut, wir wollen Auswege daraus anbieten“, fasst die Geschäftsführerin des Kreisdiakonieverbandes und die erste Vorsitzende der Liga, Sylvia Caspari, zusammen. Seit 1. August, erklärt Jobcenter-Geschäftsführer Thomas Koch, gibt es über das „Starke-Familien-Gesetz“für Familien, die Leistungen beziehen, die volle Übernahme für den ÖPNV, also etwa für Busfahrten. Es gibt höhere Zuschüsse etwa für Vereinsbeiträge (nun 180 Euro im Jahr) und die Unterstützung etwa fürs Schullandheim.
Auch die Zuschüsse für Nachhilfestunden wurden angehoben, erklärt Koch. Leider aber, so Caspari, wissen das viele Eltern nicht. Oder aber sie beantragen solche Leistungen aus Scham nicht. Dann würden die Kinder bei Klassenfahrten krankgemeldet, obwohl die Kosten voll übernommen würden, sie werden an die Schule überwiesen, ohne dass davon andere etwas mitbekommen. „Es ist in Ordnung, aufs Amt zu gehen“, sie macht Mut, selbstbewusst die Leistungen abzurufen – „sie sind Gesetz.“
Kaum bezahlbarer Wohnraum für Alleinerziehende
Für Markus Mengemann, Geschäftsführer der Caritas Ost-Württemberg, ist die Wohnungssituation ein ganz großes Thema. Für Familien mit geringem Einkommen sei es momentan fast nicht möglich, eine Wohnung zu bekommen. Dabei gebe es viel leerstehenden Wohnraum. Hier gibt es das Ziel, dass das Landratsamt als Mieter auftritt, um manche Ängste bei möglichen Vermietern zu nehmen. Bei der Umsetzung, so Caspari, sei aber „noch Luft nach oben.“
Besonders Alleinerziehende sind sehr davon betroffen, bezahlbaren Wohnraum zu finden, erklärt AWOKreisverband-Geschäftsführer Josef Mischko. Deshalb sei es wichtig, dass das Land beziehungsweise der Kreis als Mieter auftreten.
Josef Mischko: Krankheiten als Armutsrisiko
Caspari nimmt die Überschrift der Aktionswoche „Armut bedroht alle!“nochmal auf: Sie kann genauso gut beispielsweise Menschen aus der Mittelschicht treffen. Wenn die Firma des Hauptverdieners in Insolvenz geht und der Finanzierungsplan fürs Eigenheim nicht mehr funktioniert. Oder, so Mischko, wenn eine schwere Krankheit auftritt: „Auch das ist ein Armutsrisiko.“