Naturschützer und Landwirte kommen ins Gespräch
Aktive Unterschriftensammlung zu Volksbegehren „Rettet die Bienen“ruht vorerst – Dialog soll Details klären
ELLWANGEN - Die baden-württembergische Landesregierung hat einen Kompromissvorschlag für mehr Artenschutz erarbeitet. Damit ruht nun bis zum 18. Dezember die aktive Unterschriftensammlung der Naturschützer beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Ein Signal, das die Lage zwischen Naturschützern und Landwirten vorerst entspannt – auch auf der Ostalb.
Eine Einigung beziehungsweise ein Dialog war zunächst in der zum Teil hitzig geführten Debatte nicht absehbar. „Vor sechs Wochen hätte ich nicht damit gerechnet“, sagt der Kreisvorsitzende des Bauernverbands Ostalb-Heidenheim, Hubert Kucher. Dass die Unterschriftenaktion für zwei Monate nun ausgesetzt sei, die Politik so schnell reagiert habe und es zum Dialog kommen soll, sei für ihn ein Schritt in die richtige Richtung.
„Ein Ziel festsetzen, das wir Landwirte mittragen können“
„Die Situation ist jetzt so, wie wir sie haben wollten“, sagt Kucher. Und fügt an: „Es war in unserem Sinne, dass wir die Möglichkeit bekommen, uns zu erklären, und gemeinsam ein Ziel festsetzen, das wir Landwirte mittragen können.“Das will auch der Naturschutzbund. Wie der Vorsitzende des Nabu-Kreisverbands Ostalb auf Nachfrage mitteilt, wollen die Naturschützer die Landwirte nicht an den Pranger stellen.
„Wir wollen einen Dialog mit der Landwirtschaft und der Politik“, sagt Armin Dammenmiller. Eine gemeinsame Zielsetzung solle nun erarbeitet werden. „Deswegen lassen wir jetzt die aktive Unterschriftensammlung auch ruhen“, sagt er. Aber: Das Volksbegehren sei nicht zu stoppen. Unterschriften könnten weiterhin auf den Rathäusern abgegeben werden.
Mit dem Kompromissvorschlag der Landesregierung als Zielsetzung könne der Naturschutzbund leben. Die Details aber könnten nur im Dialog erarbeitet werden. „Der Markt und die Gesellschaft müssen ebenfalls mitmachen“, sagt Dammenmiller. Die Bevölkerung müsse wieder mehr sensibilisiert werden, was beispielsweise die Naturkenntnisse angehe.
Zudem müsse die Forschung intensiviert und ein dauerhafter Austausch zwischen Landwirten und Naturschützern gewährleistet werden. „Wir sehen die Misere, in der sich die Landwirtschaft befindet“, so der Naturschützer. Konkretisierung an runden Tischen ist auch im Sinne Kuchers. „Wir müssen die Reduzierung von Pflanzenschutz beispielsweise aktiv mitgestalten“, sagt er. Denn nur zu sagen, es dürfe weniger verwendet werden, bringe nichts.
Die Landesregierung hat mit ihrem Vorschlag zumindest für den Moment die Spannung aus der Diskussion herausgenommen. Die Fronten stehen sich aber noch immer gegenüber. „Wir haben für die aktive Stimmensammlung bereits alles vorbereitet“, sagt Dammenmiller. Sollte es bis zum 18. Dezember keine Einigung geben, gehe die Aktion weiter. „Die Resonanz der Stimmensammlung war bisher gut.“
Grüne Kreuze machen derweil auf die Situation der Landwirte aufmerksam. Mit diesem stillen Protest setzen die Bauern ein Zeichen gegen das Volksbegehren und dessen Auswirkungen auf die Arbeit der Landwirte. „Die Kreuze bleiben stehen“, sagt Kucher. Die Kuh sei immerhin noch nicht ganz vom Eis. „Es gibt schließlich noch Ausgestaltungsspielraum.“