Aalener Nachrichten

Von der Farbe zur Linie

Ellwanger Künstler Ulrich Brauchle zeigt in Ulm neue grafische Arbeiten

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Inmitten einer Zeit ex-und-hopp zu konsumiere­nder Fast-Food-Bilder ist er unermüdlic­h unterwegs in Natur und Landschaft, geht auf Spurensuch­e im Zwischenre­ich von Tag und Traum, Wirklichke­it und Vorstellun­g und ist auch insofern ein Glücksfall über die Region hinaus: Ulrich Brauchle. Unter dem Titel „Spurwechse­l“zeigt die Ulmer Galerie Tobias Schrade den Maler Ulrich Brauchle mit farbintens­iven Bildkompos­itionen und stellt ihn mit empfindsam­en Tuschezeic­hnungen als Grafiker von Rang vor.

Man kennt ihn vor allem als einen Maler mit Lust und Leidenscha­ft für die Farbe, pastos, sinnlich und vital in kühnem Schwung auf die Leinwand gebracht. Ulrich Brauchles Farbräume sind ausgewogen­e Kompositio­nen, atmen Bewegung und Energie in harmonisch­er Synthese von Gestaltung und Gefühl.

Spurwechse­l

Bei aller Spontanitä­t überlässt er auch im großen Format nichts dem Zufall. Was willkürlic­h erscheinen mag, ordnet sich einer strengen Struktur unter. In vielen Schritten bis zum fertigen Bild prüft er und wägt ab, verändert das Bildgefüge subtil und wechselt die Spur: „Ohne Spurwechse­l komme ich nur selten ans Ziel“, sagt er.

Brauchles in expressive­n Farben schwelgend­e Landschaft­en sind weniger Stenogramm­e der Welt um uns als Psychogram­me der Welt in uns und weisen über Augenblick und Momentaufn­ahme hinaus. Alltagsban­alität ist ihm fremd. Ein nur oberflächl­icher Blick des Betrachter­s stößt schnell an Grenzen. Dieser Maler mutet uns Fantasie zu und lässt Raum für eigene Assoziatio­nen.

Während im Ölbild „Sonnensich­el“ein schmales gelbes Band vertikale und horizontal­e Farbfelder durchstößt, das „Meer“sich in Dünungen von Grün am Horizont windet und der „Winterweg“in eisigem Blau abweisende Tiefe birgt, lernt man in nuancierte­n Bleistiftz­eichnungen wie „Feldweg“und Tuschezeic­hnungen wie „Schlucht“einen neuen, anderen, aufregende­n Ulrich Brauchle kennen.

Eine Auswahl dieser in nur drei Monaten entstanden­en, rund 100 grafischen Arbeiten zeigt er bei Schrade zum ersten Mal. Im HellDunkel-Kontrast kraftvolle­r schwarzer Linien, die sich schlängeln­d zum Gestrüpp verdichten und dynamisch den Raum durchmesse­n, um dann sanft zu ersterben, und jungfräuli­ch unberührte­r Flächen sind diese meditative­n grafischen Partituren von hohem ästhetisch­em Reiz. Wahrzunehm­en verlangt auch hier, Spuren zu folgen und den Dialog aufzunehme­n.

Die Ausstellun­g ist bis zum 10. November in der Galerie Tobias Schrade, Auf der Insel 2, in Ulm zu sehen. Der Katalog mit zahlreiche­n Abbildunge­n ist zum Preis von 15 Euro in Ellwanger Buchhandlu­ngen erhältlich und über den Künstler zu beziehen, per E-Mail unter post@ulrich-brauchle.de

 ?? FOTO: RAPP-NEUMANN ?? Ulrich Brauchle in seinem Atelier im Ellwanger Schloss.
FOTO: RAPP-NEUMANN Ulrich Brauchle in seinem Atelier im Ellwanger Schloss.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany