Die ruhige Mannschaft muss noch wachsen
Nach starkem Start kassierten die Basketballer von Ratiopharm Ulm zuletzt Rückschläge – auch gegen Patras
NEU-ULM - Im Basketball ist es nicht ungewöhnlich, dass sich eine Mannschaft von einer zu anderen Saison völlig verändert. Langfristige Verträge wie im Fußball sind nicht an der Tagesordnung. Und so müssen sich die Fans Jahr für Jahr auf neue Spieler einstellen – immer wieder ist die Ungewissheit da, was die neue Mannschaft leisten kann. Diese Frage stellt sich auch bei Ratiopharm Ulm nach der vierten Niederlage in Folge.
Am ersten Spieltag der Bundesliga gewann Ulm deutlich gegen das letztjährige Überraschungsteam Rasta Vechta. Gegen den gleichen Gegner setzte sich die Mannschaft von Trainer Jaka Lakovic auch vier Tage später im Pokal durch. Das war beides Ende September. Seither gab es in der Bundesliga eine Niederlage in Oldenburg sowie die Pleiten im Eurocup gegen Bologna, in Andorra und am Mittwoch gegen Promitheas Patras. „Wir haben einen guten Kampf hingelegt, aber am Ende waren es wieder Kleinigkeiten“, meinte der deutsche Nationalspieler Andreas Obst nach dem 67:70. Der 23-Jährige ist einer von acht neuen Profis im Ulmer Kader. „In der Mannschaft passt es, es sind alles super Jungs, auch wenn es alles eher ruhige Charaktere sind“, sagt Obst. „Jetzt gilt es, auf dem Feld eine bessere Abstimmung zu finden, jeder muss seine Stärken besser nutzen.“
Speziell in der Abstimmung ist noch viel Luft nach oben, das hat die Partie gegen die griechische Mannschaft von Patras gezeigt. Lakovics Mannschaft leistete sich 18 Ballverluste – zu viel, um auf internationaler Ebene bestehen zu können. Dabei waren die Griechen alles andere als dominant. Chris Babb, während der Rekordsaison 2016/17 (27 Spiele in Folge gewonnen) einer der Ulmer Leistungsträger, zeigte für seinen neuen Club einen schwachen Auftritt. Immer, wenn Ulm mit viel Energie unter den Körben agierte, wurde es für die Gastgeber besser. Voran gingen in diesen Phasen der erfahrene Zoran Dragic (mit 17 Punkten Topscorer) und Center Grant Jerrett (14 Punkte, elf Rebounds).
Auch Seth Hinrichs übernahm in der Schlussphase Verantwortung. Es reichte allerdings nicht. Auch, weil das Toptalent Killian Hayes einen schwachen Tag erwischt hatte. Der französische Aufbauspieler ist allerdings erst 18 Jahre alt – wie überhaupt die ganze Ulmer Mannschaft recht jung ist. „Das Alter spielt bestimmt oft eine Rolle“, meinte Obst. „Wir müssen einfach hungriger sein, auf die Basics achten und knappe Spiele mal nach Hause bringen.“
Nach nun vier Niederlagen in Folge spielt bei einer jungen Mannschaft natürlich auch der Kopf eine Rolle. „Wir müssen mit einem Sieg Pluspunkte sammeln“, fordert Obst. Mit einem Sieg am Sonntag könnten sich die Ulmer tatsächlich etwas freispielen – denn es geht im Derby zu den Riesen Ludwigsburg. Ulm wird wieder versuchen, aggressiv ans Werk zu gehen. „Das ist unser Stil“, sagt Trainer Lakovic.
Dieser Stil hat gegen Patras allerdings nur bedingt funktioniert, was ein Blick auf die Freiwürfe zeigt. Ulm schickte die Griechen 22-mal an die Freiwurflinie, die Schwaben bekamen nur elf Freiwürfe. 17 Freiwürfe versenkte Patras, neun Ulm – mit ein Grund für die knappe Niederlage. „Das war eine schwere Niederlage“, gestand Lakovic. „Aber noch haben wir sieben Spiele im Eurocup.“Das Ziel bleiben die Top 16. Das erste Ziel lautet jedoch: mal wieder siegen.