Häslein in der Tunke
Moor! Moor! möchtest du bald auch in den Pfeffer geraten, dass ich dir Gleiches mit Gleichem vergelten kann! Theater bildet bekanntlich, und so wird einem beim Hören dieses Satzes aus Schillers „Die Räuber“(2. Akt / 3. Szene) wieder einmal bewusst, dass das Wort
Pfeffer zweierlei bedeuten kann: zum einen das Gewürz an sich, zum anderen eine pfefferscharfe Soße. Im übertragenen Sinn gelobt also Spießgeselle Roller, seinen Hauptmann Karl Moor, der ihn gerade vor dem Galgen gerettet hat, ebenfalls herauszuhauen, sollte dieser jemals in der Patsche sitzen.
Nun fällt einem inmitten der herbstlichen Wildsaison natürlich auch der
Hasenpfeffer ein, wie man zu einem würzigen Ragout mit Hasenteilen sagt. Und da ist dann eine beliebte Redensart nicht weit: Da liegt der Hase
im Pfeffer. Ursprünglich war damit wohl gemeint, dass es aus einer misslichen Situation kein Entrinnen gibt – so wie dem toten Hasen nicht mehr zu helfen ist, wenn er einmal im Sud liegt. Heute will man damit allerdings eher auf den verborgenen Grund einer Sache hinweisen. Wie die Hasenteile in der trüben Tunke nur noch schwer auszumachen sind, so entzieht sich die Ursache eines Problems zunächst dem schnellen Begreifen – bis man dann doch durchblickt.
Dem Hasen verdanken wir noch weitere Redensarten. Auch hier werden wir in den „Räubern“fündig: Da ist einer einmal ein Hasenfuß, und an anderer Stelle hat einer ein Hasenherz. Der Hase gilt nun mal als besonders ängstlich sowie schreckhaft und sucht sein Heil meist in panischer Flucht. Ergreift jemand das Hasenpanier, so hat das allerdings nichts mit Panik zu tun, sondern da wird auf das Schwänzchen angespielt, das der Hase beim eiligen Davonhoppeln wie ein Panier, ein altes Wort für Banner, hochreckt. Schließlich steckt dieser Fluchtinstinkt auch in einer anderen Redensart: Wenn jemand weiß, wie
der Hase läuft, so schätzt er eine Entwicklung richtig ein – wie der erfahrene Jäger, der trotz der hohen Kunst des Hasen beim Hakenschlagen die Hauptrichtung richtig berechnet und den armen Meister Lampe dann auch zur Strecke bringt.
Weil jetzt schon Schiller bemüht wurde, schlagen wir noch schnell einen Haken zu Goethe. Der hat sich ja nicht nur in olympischen Gefilden bewegt, sondern auch erdnahere Themen beackert. Hier der Schluss
seines Gedichtes „Katzenpastete“: Es war einmal ein braver Koch, / geschickt im Appretieren; / dem fiel es ein, er wollte doch / als Jäger sich gerieren. Er zog bewehrt zu grünem Wald, / wo manches Wildpret hauste, / und einen Kater schoss er bald, der junge Vögel schmauste. Sah ihn für einen Hasen an / und ließ sich nicht bedeuten, / pastetete viel Würze dran / und setzt' ihn vor den Leuten. Doch manche Gäste das verdross, / gewisse feine Nasen:/ Die Katze, die der Jäger schoss, / macht nie der Koch zum Hasen.
Damit sind wir beim falschen Hasen gelandet oder – wie man auch gerne sagt – beim Dachhasen, der einem böswillig vorgesetzt wird. Da loben wir uns doch den echten Hasenpfeffer. Am 3. November ist Hubertustag.