„Die Innenstadt ist nicht tot“
Peter Markert spricht beim „Kongress Zukunft 5.0“über die Online-Konkurrenz
OBERKOCHEN - „Die Innenstadt ist nicht tot. Die regionalen Perlen werden überleben.“Mit dieser Botschaft hat Peter Markert am Donnerstag beim „Kongress Zukunft 5.0“im Zeiss-Forum in Oberkochen der Befürchtung widersprochen, wegen des Online-Handels würden die Innenstädte aussterben. Nach seinen Beobachtungen wird dies nicht nur nicht der Fall sein, sondern es gibt auch eine Gegenbewegung. Allerdings müsse sich der Handel umstellen und neue Wege gehen. Unvorhersehbare Aktualität hatte der Vortrag durch die vor wenigen Tagen angekündigte Schließung von Spielwaren Wanner in Aalen bekommen, begründet mit der Konkurrenz durch den Online-Handel.
Markert ist Geschäftsführer der Aalener immakom Akademie (Institut für Marketing und Kommunikation), die Städte und Gemeinden berät und in deren Beirat der frühere Aalener Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle sitzt. Markert riet dem Einzelhandel,
sowohl online als auch offline zu gehen. Er müsse sich am Nutzen orientieren und dürfe nicht die Technik in den Focus stellen.
Er müsse aber auch schlanker werden, dürfe also nicht mehr die ausgetretenen Pfade betreten, Gutachten einholen, Konzepte erarbeiten und beraten und und und. Das dauere viel zu lange. „Die Dynamik erschlägt träge Konzepte!“
Neue Probleme dürfe man auch nicht mit alten Instrumenten angehen. Die Innenstadt brauche ein neues Modell. Das bedeute beispielsweise, dass auch der Stadtplaner beim Citymanager mit am Tisch sitzen müsse.
Die Innenstadt ist nach Markerts Überzeugung nicht tot. Gefragt seien nämlich wieder konsumfreie Zonen, in die man sich zurückziehen und in denen man sich einfach aufhalten könne. „Je länger man sich dort aufhält, desto mehr Geld gibt man auch aus.“
Die Citys müssten sich also neu aufstellen und die Digitalisierung könne ihnen dabei helfen. Die Innenstadt
werde zwar in ihrer Handelsfunktion Einbußen hinnehmen müssen, sie werde aber bleiben. Die Kommune müsse ihr mit strikteren Bebauungsplänen helfen und ihr wieder Luft geben. Denn auch die Discounter seien eine Konkurrenz und die sei an der Peripherie angesiedelt.
Neues Modell für den Handel
Der Handel aber, sagte Markert weiter, brauche ein neues Modell. Zu neudeutsch: Das Shoptainment komme. Also: Es gebe Service und Beratung weiterhin, es dürfe keine Barrieren geben und der Händler müsse sehr kulant gegenüber seinem Kunden sein. Markert räumte gleich mit einem Vorurteil auf: „Nur jeder Fünfte bestellt im Internet.“
Wer sich jedoch in der City wohl fühle, der gehe auch stationär shoppen. Aber der Handel müsse sich wandeln: Die Verkaufsfläche müsse etwas kleiner werden und ergänzt werden durch einen Gastrobereich mit Eventcharakter und Dienstleistungsangeboten. Alles müsse auf das
Erleben ausgerichtet sein. Der Online-Marktplatz dagegen werde eher so etwas wie ein Schaufenster sein, geshoppt werde dort weniger. Aber: Händler könnten sich mit den Großen wie etwa Zalando vernetzen, online bestellte Ware ausliefern und so Kontakt zu potenziellen Kunden bekommen.
Markert riet Citymanagern und Handel weiter, auch einmal anders an Probleme heranzugehen und ganzheitlich zu denken. So genüge es nicht mehr, ein Schild mit der Aufschrift „zu vermieten“ins Schaufenster zu stellen und abzuwarten. Denn zehn bis zwölf Prozent Leerstand gebe es im Schnitt überall in Süddeutschland. Hier dürfe man sich nicht scheuen, auch scheinbar verrückte Ideen zu kreieren, indem man nicht mit denen spreche, mit denen man immer gesprochen habe. Man müsse aus diesem Kreis ausbrechen und beispielsweise Zielgruppen, Kunden oder auch Branchenfremde frühzeitig einbinden. Gutachten erstellen zu lassen und Befragungen zu starten, dauere viel zu lange,