VfR: 1:1 beim Aufsteiger
Aalen mit Remis in der Fußball-Regionalliga in Gießen.
GIESSEN - Der übergroße Andrang war für dieses Spiel nicht zu erwarten. Der FC Gießen ist, nach einer Fusion aus Teutonia WatzenbornSteinberg und VfB Gießen eben als FC unterwegs, gerade erst in die Regionalliga Südwest aufgestiegen. Und der VfR Aalen hatte auch mal mehr Auswärtsreisende (diesmal rund 70), selbst in dieser Saison, und ohnehin in früheren Glanzzeiten in der 2. und 3. Liga.
Auch wenn der VfR nicht im schnuckeligen Waldstadion spielt, wie bei seiner Premiere am 15. Spieltag an diesem Samstag: Gießen darf im Durchschnitt knapp 2000 Zuschauer begrüßen (Platz vier in der Zuschauertabelle hinter dem VfR). Immer dann, wenn irgendwann in der zweiten Halbzeit bei einem Fußballspiel die Zahl der Anwesenden durchgegeben wird, notieren sich ein paar Fleißige die Zahl. Diesmal: 892. Minusrekord in Gießen.
Das Wetter in Hessen kann es nicht gewesen sein, das war schön für Ende Oktober. Wohl eher die jüngsten Leistungen des FCG, der auch viele Bruddler hat und der sich erwartungsgemäß im Tabellenkeller der vierten Liga befindet. Der VfR will da nicht rein rutschen, verpasste aber durch das 1:1 (0:1)-Remis sich auf sechs Punkte zu eben jenen Gießenern zu distanzieren.
Die 892 Zuschauer verpassten nicht viel Fußballkunst in den 90.+3 Minuten, aber doch nennenswerte Szenen. Eine Schrecksekunde für den VfR gab es schon zehn Minuten vor dem Anpfiff: Kevin Hoffmann fasste sich bei der Erwärmung ans Knie musste kurz behandelt werden. Der Zehner stand aber wie gewohnt in der Startaufstellung von VfR-Trainer Roland Seitz. Die änderte der Trainer nicht – in Gießen lief die Siegerelf vom jüngsten 1:0 gegen den FC Bayern Alzenau auf.
Besagter Hoffmann gab in der zehnten Minuten auch den ersten Schuss des Spiels ab, verzog aber aus knapp 20 Metern, drüber. Während Gießens Torwart Frederik Löhe den Rest der verhaltenen ersten Halbzeit seine Ruhe hatte, musste sein Gegenüber Daniel Bernhardt noch zwei Mal seine Stärke unter Beweis stellen: das Eins-gegen-Eins-Duell.
Nach einem Ausrutscher von Tim Grupp stand Nico Rinderknecht plötzlich frei vor Bernhardt, der im Stile eines Handballtorwarts parierte (18.). Zwei Minuten später war Cem Kara über die linke Seite durchgebrochen, seinen Versuch eines Schlenzers wehrte aber wieder Bernhardt ab. Locker sogar den Kopfball von FCG-Kapitän Vaclav Koutny nach einem Freistoß von Kara (35.).
Bernhardt hatte also gut tun tun – Aalens Offensive hat weiterhin Probleme mit der Durchschlagskraft. Entgegen Gießener Mutmaßungen, der VfR würde defensiv auftreten, war ihm der Wille offensiv zu sein nicht abzusprechen – und da muss man manchmal Glück haben. Beide Mannschaften wollten spielen, beide Systeme (4-2-3-1) spiegelten sich. Aus dem Nichts führte der VfR mit 1:0. Toni Vastic mit halb Schuss, halb Pass von rechts, der Ball fand aber durch Gießens Innenverteidiger Kevin (3, 59. Lukas Gerlspeck 3) (2) (3) (3) (3) (3,5) Nennhuber den Weg ins Tor (41.). „Wir waren froh, 1:0 zu führen“, sagte Seitz.
Koch tanzt Aalen aus
Auch nicht die nächstbeste Chance von Gießen sorgte für einen Treffer. Nach einem Konter tanzte Marco Koch die halbe Aalener Abwehr aus, zog aber daneben (58.). Einer der Abwehrrecken musste in der Folge der Szene runter, lag fünf Minuten vorher schon: Gino Windmüller, der sich einen Pferdekuss zuzog. Dann folgte Hoffmanns zweiter Torschuss, (3,5) (4) (3,5) (4, 67. Roman Kasiar 5) (4,5, 83. Burak Gencal) den Löhe fing (67.) – der zweite VfRSchuss überhaupt. Der VfR in der zweiten Halbzeit, da war man sich einig: viel zu passiv. „Ärgerlich, dass wir in der Offensive keine Bälle festgemacht haben, keine Entlastung hatten, dass wir keine Konter kreiert haben, was wir eigentlich können“, bilanzierte Seitz. Auch, da seine Mannschaft im Offensivspiel zu ungenau agierte. Der Coach bemängelte „zu leichte Ballverluste“.
Zu leicht zum Ausgleich kamen die Gastgeber, die auch keinen großen Druck aufbauten. Kountny köpfte frei nach Linksflanke von Noah Michael (in Folge eines Freistoßes) zum 1:1 ein (80.). Weil Kasiar bei seinem eingeteilten Spieler zu weit weg stand. „Schon ärgerlich. Das sind Sachen, die man bespricht“, so Seitz. Ein 1:0 für Aalen hätte als dreckiger Arbeitssieg in die Ergebnisstatistik eingehen können. So war es zu wenig (Seitz: “Der Ausgleich war dann auch verdient“). Oder eben doch leistungsgerecht. „Eine Leistung mit der wir heute zufrieden sein können“, befand Gießens Trainer Daniyel Cimen. Wenig Fans, aber einen Punkt für jeden.
Löhe - Nennhuber, Schadeberg, Hofmann, Kara (77. Cecen), Koch (59. Michel), Rinderknecht, Spang, Antonaci, Koutny, Hirst (83. Ferfelis).
0:1 Nennhuber (41., ET), 1:1 Koutny (80.). Schiedsrichter: Brombacher (Wittlingen).
Michel/Vastic. 892.