AfD profitiert von hoher Wahlbeteiligung
Gewinne der Partei gehen zu rund der Hälfte auf das Konto bisheriger Nichtwähler
ERFURT (AFP/dpa) - Schon bevor die erste Prognose über die Bildschirme flimmert, dröhnt bei der AfD-Wahlparty in Erfurt rhythmisches Klatschen, „Gauland“- und „Höcke“-Rufe schallen durch den Raum. Die Partei wird ihr Ergebnis von 2014, als sie aus dem Stand 10,6 Prozent holte, mehr als verdoppeln.
Die deutlichen Gewinne der AfD gehen zu rund der Hälfte auf das Konto bisheriger Nichtwähler. 77 000 von ihnen machten vorläufigen Auswertungen des Instituts Infratest dimap für die ARD zufolge diesmal bei den Rechtspopulisten ihr Kreuz. 36 000 Wähler gingen von der CDU zur AfD, 17 000 von der Linken, 7000 von der SPD und 1000 von den Grünen, außerdem 15 000 von sonstigen Parteien.
Die Linkspartei gewann 20 000 Wähler von der CDU, 17 000 von der SPD und 8000 von den Grünen, außerdem 47 000 aus dem Lager der Nichtwähler. Die CDU musste außer an AfD und Linke auch 5000 Wähler an die Grünen abgeben. Sie konnte aber 1000 Wähler von der SPD und 31 000 bisherige Nichtwähler für sich gewinnen.
Die SPD gab an alle anderen Parteien Wähler ab, konnte aber 13 000 Nichtwähler überzeugen. Sehr durchwachsen ist das Bild bei den Grünen: Den Gewinnen bei früheren Wählern von CDU und SPD stehen Verluste an die Linke und die AfD gegenüber, außerdem gab es ein Plus von 3000 aus dem Nichtwähler-Lager.
Deutliche Unterschiede zeigen sich beim Wahlverhalten der Geschlechter. Dies gilt vor allem für die AfD, die von 29 Prozent der Männer gewählt wurde, aber nur von 18 Prozent der Frauen. Dagegen gibt es in der Wählerschaft aller übrigen Parteien einen leichten Frauenüberhang. Allerdings ist hier die Differenz jeweils nicht so groß wie bei der AfD.
Die Grünen können vor allem bei jungen Menschen punkten. Bei den unter 25-Jährigen erreichten sie einen Stimmenanteil von 14 Prozent, bei den über 60-Jährigen nur von drei Prozent. Doch auch die AfD schnitt bei jüngeren Wählern mit 23 Prozent besser ab als in der Altersgruppe über 60 mit 18 Prozent. Linke, CDU und vor allem die SPD profitierten dagegen von höheren Stimmenanteilen bei den Senioren.
Mehr als 1,7 Millionen Thüringer waren zur Wahl aufgerufen. Die Beteiligung stieg deutlich auf rund 66 Prozent (2014: 52,7).