Bischöfe wollen in Amazonas-Region Priesteramt für verheiratete Männer
Papst kündigt konkrete Reformen für die Seelsorge in diesem Gebiet an – Riten der indigenen Bevölkerung sollen in Liturgie integriert werden
VATIKANSTADT - Papst Franziskus hat nach der Amazonas-Synode einen Neuaufbruch für die katholische Kirche verlangt. Der Schrei der Armen und der Erde sei von Amazonien herübergelangt. „Nach diesen drei Wochen können wir nicht so tun, als hätten wir ihn nicht gehört“, sagte er am Sonntag vor Tausenden Gläubigen und Besuchern auf dem Petersplatz. Die Armen zusammen mit Bischöfen, Jugendlichen und Wissenschaftlern drängten dazu, nicht gleichgültig zu bleiben.
Mit der Rede von Franziskus endete am Sonntag die drei Wochen zuvor eröffnete Bischofssynode über Amazonien. Im Mittelpunkt der Beratungen standen pastorale Herausforderungen, aber auch Umweltschutz sowie die Rechte und Traditionen der indigenen Völker.
Während der Sitzungen der Synodenväter war es zu heftigen Diskussionen gekommen. Ein strittiger Punkt: Die Bischofssynode sprach sich für die Priesterweihe verheirateter Männer aus – allerdings als Ausnahme und beschränkt auf eine einzelne Region. Die Mehrheit der Teilnehmer schlug am Samstag in Rom vor, „geeignete und anerkannte Männer“in dem Regenwaldgebiet zu katholischen Priestern weihen zu können, auch wenn sie eine Familie haben. Einige Teilnehmer hätten sich auch dafür ausgesprochen, dieses Thema auf „universaler“Ebene anzugehen, heißt es in dem Abschlussdokument.
Konservative Kritiker befürchten einen Angriff auf den Zölibat und die Kirche in ihrer Gesamtheit. In dem Abschlussdokument ist der Punkt der mit den meisten Gegenstimmen (41 zu 128). Ausdrücklich wird dabei betont, dass nicht der Zölibat – also die Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern – infrage gestellt wird.
Kein Beschluss zur Rolle der Frau
Auch bei der Frauenfrage zeigte sich der Richtungsstreit in der Kirche. So sprechen sich die Synodenteilnehmer zwar für mehr Frauen in Führungspositionen aus – was das genau bedeutet, bleibt aber schwammig. Stattdessen erinnert das Papier bei der Frage, ob Frauen zu Diakonninen geweiht werden könnten, an eine Studienkommission, die der Papst schon 2016 dazu eingerichtet hatte. Die Synode wolle sich mit der Kommission austauschen.
Ebenso forderte eine Zweidrittelmehrheit der Synodalteilnehmer den Papst dazu auf, grünes Licht zur Definition eines „amazonischen Ritus“zu geben. Das bedeutet konkret, dass einige Riten der indigenen Bevölkerung des Amazonasgebietes in die offizielle Liturgie der Kirche integriert werden sollen. Eine Öffnung heidnischen Praktiken gegenüber mit dem Ziel, die Missionsarbeit der Kirche in den Gebieten des Amazonas voranzutreiben. Und mit dem Ziel, die katholische Kirche für Einheimische interessanter zu machen, sodass sich, so die Hoffnung, mehr Männer fürs Priesteramt entscheiden.
Eine Synode fasst keine verpflichtende Beschlüsse, sondern gibt dem Papst lediglich Empfehlungen. Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte, die Debatte über die Synode dürfe nicht auf das Thema der „Viri probati“beschränkt werden. Das Überleben der Menschheit stehe im Zentrum. „Es ist Zeit zu handeln, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, der Erde“, sagte er. Er empfinde die Synode „als Impuls weiterzudenken, sowohl in der ökologischen als auch in der pastoralen Frage“.