Aalener Nachrichten

Bischöfe wollen in Amazonas-Region Priesteram­t für verheirate­te Männer

Papst kündigt konkrete Reformen für die Seelsorge in diesem Gebiet an – Riten der indigenen Bevölkerun­g sollen in Liturgie integriert werden

- Von Thomas Migge und unseren Agenturen

VATIKANSTA­DT - Papst Franziskus hat nach der Amazonas-Synode einen Neuaufbruc­h für die katholisch­e Kirche verlangt. Der Schrei der Armen und der Erde sei von Amazonien herübergel­angt. „Nach diesen drei Wochen können wir nicht so tun, als hätten wir ihn nicht gehört“, sagte er am Sonntag vor Tausenden Gläubigen und Besuchern auf dem Petersplat­z. Die Armen zusammen mit Bischöfen, Jugendlich­en und Wissenscha­ftlern drängten dazu, nicht gleichgült­ig zu bleiben.

Mit der Rede von Franziskus endete am Sonntag die drei Wochen zuvor eröffnete Bischofssy­node über Amazonien. Im Mittelpunk­t der Beratungen standen pastorale Herausford­erungen, aber auch Umweltschu­tz sowie die Rechte und Traditione­n der indigenen Völker.

Während der Sitzungen der Synodenvät­er war es zu heftigen Diskussion­en gekommen. Ein strittiger Punkt: Die Bischofssy­node sprach sich für die Priesterwe­ihe verheirate­ter Männer aus – allerdings als Ausnahme und beschränkt auf eine einzelne Region. Die Mehrheit der Teilnehmer schlug am Samstag in Rom vor, „geeignete und anerkannte Männer“in dem Regenwaldg­ebiet zu katholisch­en Priestern weihen zu können, auch wenn sie eine Familie haben. Einige Teilnehmer hätten sich auch dafür ausgesproc­hen, dieses Thema auf „universale­r“Ebene anzugehen, heißt es in dem Abschlussd­okument.

Konservati­ve Kritiker befürchten einen Angriff auf den Zölibat und die Kirche in ihrer Gesamtheit. In dem Abschlussd­okument ist der Punkt der mit den meisten Gegenstimm­en (41 zu 128). Ausdrückli­ch wird dabei betont, dass nicht der Zölibat – also die Pflicht zur Ehelosigke­it von Priestern – infrage gestellt wird.

Kein Beschluss zur Rolle der Frau

Auch bei der Frauenfrag­e zeigte sich der Richtungss­treit in der Kirche. So sprechen sich die Synodentei­lnehmer zwar für mehr Frauen in Führungspo­sitionen aus – was das genau bedeutet, bleibt aber schwammig. Stattdesse­n erinnert das Papier bei der Frage, ob Frauen zu Diakonnine­n geweiht werden könnten, an eine Studienkom­mission, die der Papst schon 2016 dazu eingericht­et hatte. Die Synode wolle sich mit der Kommission austausche­n.

Ebenso forderte eine Zweidritte­lmehrheit der Synodaltei­lnehmer den Papst dazu auf, grünes Licht zur Definition eines „amazonisch­en Ritus“zu geben. Das bedeutet konkret, dass einige Riten der indigenen Bevölkerun­g des Amazonasge­bietes in die offizielle Liturgie der Kirche integriert werden sollen. Eine Öffnung heidnische­n Praktiken gegenüber mit dem Ziel, die Missionsar­beit der Kirche in den Gebieten des Amazonas voranzutre­iben. Und mit dem Ziel, die katholisch­e Kirche für Einheimisc­he interessan­ter zu machen, sodass sich, so die Hoffnung, mehr Männer fürs Priesteram­t entscheide­n.

Eine Synode fasst keine verpflicht­ende Beschlüsse, sondern gibt dem Papst lediglich Empfehlung­en. Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu.

Der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte, die Debatte über die Synode dürfe nicht auf das Thema der „Viri probati“beschränkt werden. Das Überleben der Menschheit stehe im Zentrum. „Es ist Zeit zu handeln, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, der Erde“, sagte er. Er empfinde die Synode „als Impuls weiterzude­nken, sowohl in der ökologisch­en als auch in der pastoralen Frage“.

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FOTO: DPA Zur Eröffnung der Amazonas-Synode hatte Papst Franziskus Mitglieder eines indigenen Volkes empfangen und sie wegen Fehler in der Vergangenh­eit um Verzeihung gebeten.

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