Teure Schlamperei
Es ist eine bittere wie vermeidbare Pille für die von der Pleite des Reisenkonzerns Thomas Cook betroffenen Kunden. Die Insolvenzversicherung wird ihren Schaden nur zu einem kleinen Teil ersetzen, weil die Versicherungssumme gedeckelt ist. Vermeidbar waren diese Verluste. Denn bei der Umsetzung der europäischen Vorgaben zum Verbraucherschutz bei Pauschalreisen hat die damalige Bundesregierung fahrlässig alle Warnungen in den Wind geschlagen und nur eine vergleichsweise geringe Mindestversicherungssumme festgelegt. Der damalige Justizminister Heiko Maas (SPD) folgte lieber dem Wunsche der Branche als dem der Verbraucherschützer. Die Reiseunternehmen hätten bei einer höheren Summe erheblich mehr für den Insolvenzschutz ausgeben müssen. Das hätte den Urlaub wiederum verteuert. Die Verbraucherzentralen forderten damals einen mehr als doppelt so hohen Deckungsbetrag. Der Wunsch blieb ungehört.
Entweder hat die Bundesregierung die möglichen Dimensionen eines Großschadens nicht geprüft oder aber in Kauf genommen, dass Tausende Kunden Geld verlieren. Das könnte sich nun als teure Schlamperei erweisen. Möglicherweise muss der Staat für die Deckungslücke haften, weil Deutschland die EU-Richtlinie nicht richtig umgesetzt hat. Das mag aus Sicht der betroffenen Kunden erfreulich sein, aus Sicht des Steuerzahlers ist das ärgerlich. Am Ende werden wohl Gerichte darüber entscheiden. Unabhängig davon muss der Haftungsdeckel nun hoch genug angesetzt werden, auch wenn eine Pauschalreise damit teurer wird. Sonst kann die Insolvenzsicherung gleich ganz abgeschafft werden.