Auch Berlin hat Partner brüskiert
Deutschland und die Vereinigten Staaten sind, man muss es inzwischen wieder eigens betonen, Partner. Sie sollten es jeden- falls sein. Sanktionen unter Partnern aber sind ein Unding. Die Bundesregierung tut recht daran, das Vorgehen der USA als Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurückzuweisen. Zumal gerade bei Donald Trump die Sorge vor einer zu großen Abhängigkeit Europas von russischer Energiezufuhr doch recht scheinheilig wirkt. Wenn sich jemand in eine ungute Abhängigkeit von Russland gebracht hat, dann ist es das selbsterklärte „stabile Genie“im Weißen Haus. Und dass Trump keine Hemmungen hat, in internationalen Handelsbeziehungen – hier: beim Verkauf von teurem US-Flüssiggas
– auf Erpressung zu setzen, ist bekannt.
Dennoch hat sich die Bundesregierung den Ärger auch selbst eingebrockt. Denn so wie die USA den Verbündeten Deutschland brüskieren, hat die Bundesregierung ihre eigenen Nachbarn brüskiert – die Polen, Balten und Ukrainer, die den Pipelinebau aus gutem Grund kritisch sehen. Berlin sah keine Notwendigkeit für einen Konsens mit den Regierungen in Mittel- und Osteuropa und nahm in Kauf, dass die deutsch-russische Zusammenarbeit dort alte Ängste neu befeuerte. Wer sich so verhält, muss sich nicht wundern, dass einer wie Trump die Chance ergreift, einen weiteren Keil zwischen die Europäer zu treiben.