In der Ergebniskrise
„Megaschnell“– und doch kein Erfolgserlebnis: Stefan Luitz kommt nicht in Schwung
(dpa/SID) - Stefan Luitz sah nicht aus wie einer, der sich auf Weihnachten freuen darf. Ja, sagte der Skirennfahrer aus Bolsterlang mit betretener Miene am Fuße der spektakulären Piste Gran Risa in Alta Badia, ja, er wolle jetzt „auf jeden Fall ein bisschen die Zeit daheim genießen“. Doch in Wahrheit hat er viel Arbeit vor sich: Luitz, nach dem Abschied von Felix Neureuther endgültig die etatmäßige Nummer 1 der deutschen Riesenslalom-Fahrer, ist auf der Suche nach seiner Form – und seinem Selbstvertrauen.
In Alta Badia, wo er vor zwei Jahren einen Kreuzbandriss erlitten hatte, verpasste Luitz nach einem kapitalen Schnitzer im Zielhang um 0,08 Sekunden den zweiten Lauf. „Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich schlecht Ski fahre“, sagte er, mache er den einen Fehler nicht, „schaut die Welt schon wieder ganz anders aus“. Nur: Nach dem enttäuschenden Rang 16 beim Saisonauftakt in Sölden und dem Ausfall beim Rennen in Beaver Creek gehörte er in Alta Badia erst mal nicht mehr zu den besten 15 Riesenslalom-Fahrern der Welt.
„Ganz leicht von der Hand geht es nicht. Aber ich weiß, woran es liegt und versuche, das von Rennen zu Rennen einfach umzusetzen“, sagte er noch, ohne weiter ins Detail zu gehen. „Ich weiß, was ich zu tun habe und werde auch versuchen, das weiter umzusetzen“, betonte er. „Früher oder später wird es dann schon wieder gelingen.“Womöglich gelingt ihm beim Parallel-Riesenslalom am Montagabend (18.15 Uhr) schon ein Schritt in Richtung frisches Selbstvertrauen.
Denn momentan steckt Luitz ganz offensichtlich in einer Ergebniskrise. Nach der nervenaufreibenden „Sauerstoff-Affäre“im Dezember 2018, wegen der ihm sein erster Weltcupsieg zunächst aberkannt wurde (er erhielt ihn nach der Saison zurück), kam er abgesehen von einem hervorragenden vierten Rang zwei Wochen später in Saalbach-Hinterglemm in seiner Spezialdisziplin nicht mehr richtig auf die Beine. Bei einem Sturz im Januar in Adelboden verletzte er sich an der Schulter, beim Ausfall bei der WM im Februar am Knie.
„Von einer Krise muss man nicht reden, er war ja bei den Zwischenzeiten dabei. Es ist nicht so, dass er kein Land gesehen hat“, sagte Alpinchef Wolfgang Maier, merkte aber auch an, dass der Allgäuer schon zu den Athleten gehöre, die bisweilen „sehr sensibel“seien.
Auch der neue Cheftrainer Christian Schwaiger meint, dass die Ursachen im mentalen Bereich zu suchen seien. „Er erwartet zu viel von sich.
Er weiß auch, dass er schnell ist. Er ist megaschnell. Er muss sich aber mal locker hinstellen und es runterbringen.“Dass das leichter gesagt ist als getan, das weiß auch Schwaiger: „Das ist jetzt eine schwierige Situation, weil das Selbstvertrauen natürlich auch schwindet.“Und die vielen Verletzungen und „seine Hoppalas“trügen bei Luitz auch nicht dazu bei, „dass Ruhe ins System kommt“.
Bei Luitz glaubt Schwaiger, es sei „nur eine Frage der Zeit, dass es mal passt“– bei Fritz Dopfer hat er zumindest im Riesenslalom die Hoffnung aufgegeben: Der WM-Zweite von 2015 im Slalom war in Alta Badia in seiner Lieblingsdisziplin nicht mehr am Start. „Das Thema hat sich erledigt“, sagte Schwaiger. Dopfer, der seit einem Beinbruch im November 2016 um den Anschluss kämpft, traue sich nicht zu, dass er „ans Limit geht“.