Stuttgart, wir kommen
Fußball-Zweitligist Heidenheim rückt bis auf einen Punkt an den VfB heran.
- Auf irgendwelche Kampfansagen hinsichtlich eines bald anstehenden, aber nicht unbedeutsamen Fußballspiels, verzichteten die Protagonisten dann doch. Es wäre auch nicht der 1. FC Heidenheim, wenn er dies schon tun würde. Schön auf dem Boden bleiben! Nur so viel hallte zum Abschluss der Vorweihnachtszeit vom Schlossberg herunter: „Der Druck liegt beim VfB“, sagte Frank Schmidt, Trainer des aufstrebenden Fußball-Zweitligisten 1. FC Heidenheim, nachdem dieser zum zweiten Mal in der Saison den VfL Osnabrück mit 3:1 (1:0) besiegte.
So gar keinen Druck verspüren sie offenbar in Heidenheim, auch wenn sie den Jahreswechsel auf dem vierten Tabellenplatz der 2. Liga begehen. Wohlgemerkt nur ein Pünktchen hinter dem VfB Stuttgart (und dem Hamburger SV). Während der schwäbische Fußballstolz aus der Landeshauptstadt mal wieder ganz andere Sorgen hat, wie eine Trainerdiskussion
auf dem Relegationsplatz, haben sich die Heidenheimer Platz vier buchstäblich hart erarbeitet. Ehe es im ersten Spiel des neuen Jahrzehnts am 29. Januar im aufstiegswilligen Stuttgart wieder zur Sache geht. Zur Sache ging es noch einmal richtig an diesem regnerischen Sonntagnachmittag, man kann sagen: Die Heidenheimer hauten im Nieselregen noch einmal alles raus, wie man eigentlich auch machen muss zum Jahresabschluss, zumindest im Fußballgeschäft. Viel Kampf, viel Arbeit, viel Erfolg.
Wermutstropfen Gegentor
Mit einem „Wermutstropfen“, das sah auch Kevin Müller, denn ein gewisser Bryan Henning erlaubte es sich tatsächlich, den Torwart der Heidenheimer zu überwinden, nutzte eine sich bietenden Lücke im Strafraum aus (75.). Vom 1:2-Anschlusstreffer ließen sich die Heidenheimer nicht irritieren. Das erste Gegentor nach 350 Minuten. Sei es drum. Trotzdem stellt der FCH nach dem ersten Spiel der Rückrunde die beste Abwehr der Liga mit nur 18 Gegentoren in 18 Spielen. „Das ist unsere Basis“, merkte Müller nochmal für alle zum mitschreiben an. Warum, war in den letzten 90 Minuten des Jahres zu sehen. „Jeder verteidigt das Tor, jeder stemmt sich dagegen“, beschrieb Konstantin Kerschbaumer das Heidenheimer Defensivverhalten. Fuß, Bein, Kopf, irgendetwas war immer dazwischen. Doch es braucht eben auch Offensivkünste, und da ragte der österreichische Mittelfeldmann nicht nur wegen seines wiederholt läuferischen Einsatzes heraus. Kerschbaumer nahm einen Ballverlust von Ulrich Taffertshofer auf und leitete das 1:0 (21.) vom vor dem Tor coolen Robert Leipertz „mit einem blitzgescheiten Pass“ein, wie Schmidt hervorhob.
Beide Mannschaften, ein starker Aufsteiger und die oben anklopfenden Hausherren, beide defensivstark, spielten nach vorne, doch Heidenheim schlug im Stile einer Spitzenmannschaft zu. Zwei Mal, wer sonst, Tim Kleindienst. Der Toptorjäger des FCH schraubte sich hoch, sein Kopfball nach Eckball vom Marc
Schnatterer führte zum wichtigen zwischenzeitlichen 2:0 (66., nach Videobeweis, kein Foul), zum 3:1 drosch er nach starker Vorarbeit von David Otto ein (89.).
Heidenheim macht Druck. Druck auf die oberen drei der Liga und insbesondere auf den VfB. Das einzige was vielleicht hindert, nach zuletzt zehn Punkten aus vier Spielen: Die Winterpause, die den Flow beendet. Als „die größte Aufgabe“bezeichnet Kleindienst, wieder in Fahrt zu kommen. Am 6. Januar startet die Vorbereitung. Dennoch, sie genießen den Moment. „So in die Winterpause zu gehen, ist natürlich das Schönste“, befand Kerschbaumer. Stuttgart muss warten. „Auch da wollen wir gewinnen, wie jedes Spiel“, sagte der Rechtsverteidiger Marnon Busch schonmal. Das war ein bisschen Kampfansage.
„Auch da wollen wir gewinnen, wie jedes Spiel“sagt Marnon Busch.