Aalener Nachrichten

Debatte über Bundeswehr-Einsatz in Afrika

Wehrbeauft­ragter fordert stärkeres Engagement in der Sahelregio­n – SPD-Chefin dagegen

- Von Erich Reimann, Marc Niedzolka, David Schwarz und Taylan Gökalp

(dpa) - Der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Hans-Peter Bartels, hat sich angesichts der Welle islamistis­cher Anschläge in der Sahelregio­n für ein stärkeres Engagement ausgesproc­hen. „Die dschihadis­tischen Terrormili­zen gewinnen Raum, und die ganze Region kann kippen“, sagte Bartels (SPD). „Auch unsere Soldatinne­n und Soldaten, die dort eingesetzt sind, haben es verdient, dass ihre Mission die Situation verbessert und nicht nur die Verschlimm­erung der Sicherheit­slage verlangsam­t.“

In Mali sind bis zu 1100 Bundeswehr-Soldaten im Einsatz. Sie sind

Teil der bislang weitgehend wirkungslo­sen UN-Mission zur Stabilisie­rung des Landes (Minusma) sowie der EU-Ausbildung­smission EUTM Mali. Frankreich kämpft in der Sahelzone mit etwa 4500 Soldaten gegen islamistis­che Terroriste­n.

Die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer betonte am Montag, für die beiden Bundeswehr­einsätze in Mali gebe es bis Mai 2020 gültige Mandate. Ob die EU-Ausbildung­smission robuster ausgestalt­et werden müsse, werde aktuell in Brüssel analysiert. Dafür hatte sich Verteidigu­ngsministe­rin Annegret KrampKarre­nbauer

(CDU) ausgesproc­hen. Das französisc­he Militär sei in der Sahelzone jetzt schon „mit einem viel robusteren Auftrag unterwegs“, sagte sie der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Deutschlan­d dürfe sich nicht wegducken. Die SPD steht einem umfassende­ren Mandat jedoch ablehnend gegenüber. „Wir akzeptiere­n keine undurchdac­hten Militäroff­ensiven und keine Redefiniti­on der deutschen Außenpolit­ik aus dem Verteidigu­ngsministe­rium“, sagte SPDChefin Saskia Esken.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte in ihrer am Montag veröffentl­ichten Neujahrsan­sprache ein stärkeres politische­s Engagement Europas. „Europa muss seine Stimme stärker in der Welt einbringen“, betonte sie. „Dafür werden wir uns auch während der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft im kommenden Jahr einsetzen, zum Beispiel durch einen Gipfel aller Mitgliedss­taaten mit China und ein Treffen mit den Staaten Afrikas.“Die Zusammenar­beit mit Afrika liege auch im eigenen Interesse Deutschlan­ds. „Nur wenn wir Kriege durch politische Lösungen beenden, wird sich nachhaltig­e Sicherheit einstellen.“

(dpa) - Mehr Geld für Rentner und Azubis, günstigere Bahnfahrte­n und eine viel diskutiert­e Kassenbonp­flicht: Die Bundesregi­erung hat für das kommende Jahr viele Änderungen auf den Weg gebracht – Millionen Menschen sind betroffen.

Renten: Die rund 21 Millionen Rentner erhalten auch im kommenden Jahr deutlich steigende Bezüge. Zum 1. Juli 2020 dürften die Renten in Westdeutsc­hland um 3,15 Prozent und in Ostdeutsch­land um 3,92 Prozent steigen. Außerdem sollen auf Betriebsre­nten weniger Krankenkas­senbeiträg­e gezahlt werden.

Mindestloh­n und Azubi-Mindestloh­n: Der Mindestloh­n steigt zum 1. Januar von derzeit 9,19 Euro auf 9,35 Euro pro Stunde. Jeder, der eine Berufsausb­ildung beginnt, soll nun mindestens 515 Euro pro Monat im ersten Lehrjahr bekommen. Der Betrag wird in den folgenden Jahren schrittwei­se weiter erhöht auf bis zu 620 Euro monatlich im ersten Lehrjahr. Auch im zweiten und dritten Ausbildung­sjahr gibt es mehr.

Soziales: Mehr Geld gibt es auch für Sozialhilf­e- und Arbeitslos­engeld-Empfänger: ALG II, Sozialhilf­e, Grundsiche­rung im Alter und bei Erwerbsmin­derung steigen um 1,88 Prozent. Der Beitragssa­tz in der Arbeitslos­enversiche­rung sinkt im neuen Jahr von 2,5 auf 2,4 Prozent.

Familie: Familien mit geringen Einkommen werden entlastet – unter anderem mit höheren Kinder- und Grundfreib­eträgen. Der Kinderfrei­betrag steigt um 192 Euro auf 7812 Euro, der Grundfreib­etrag um 240 Euro auf 9408 Euro. Teil der Entlastung ist eine Schwächung von Effekten der „kalten Progressio­n“, die Einkommens­zuwächse wegen inflations­bedingt steigender Preise teils „auffrisst“.

Reisen: Die Mehrwertst­euer für Bahnticket­s im Fernverkeh­r sinkt 2020 von 19 auf 7 Prozent. Dadurch fallen die Preise um rund 10 Prozent. Die Bahn hat angekündig­t, die Reduzierun­g eins zu eins an die Kunden weitergebe­n zu wollen. Die Luftverkeh­rsteuer soll hingegen ab April 2020 deutlich steigen. Bis zu 59,43 Euro sollen je nach Distanz fällig werden, etwa 18 Euro mehr als bislang. Mit der Neuregelun­g sollen nicht zuletzt Dumpingpre­ise bei Flugticket­s verhindert werden.

Steuersenk­ungen: Für Hygienepro­dukte wie Tampons und Damenbinde­n werden nur noch 7 statt bislang 19 Prozent Mehrwertst­euer fällig. Auch für elektronis­che Zeitungen, Zeitschrif­ten und Bücher sinkt die Mehrwertst­euer auf 7 Prozent.

Kassenbonp­flicht: Ob in der Apotheke, beim Friseur oder in PommesBude­n: Überall gilt ab Januar eine Kassenbonp­flicht. Wenn die Händler über elektronis­che Kassensyst­eme verfügen, dann müssen sie den Kunden bei jedem Kauf unaufgefor­dert einen Beleg aushändige­n. Der Gesetzgebe­r will damit Steuerbetr­ug mit Mogelkasse­n einen Riegel vorschiebe­n. Wichtig für die Verbrauche­r: Der Kunde muss den Beleg – im Gegensatz zu einigen anderen Ländern – nicht mitnehmen.

Gebäudesan­ierung: Wer in seiner Eigentumsw­ohnung oder in seinem Haus Wände, Decken oder Dach dämmt, Fenster, Türen, Lüftungen oder die Heizung erneuert oder digitale Anlagen zum Energiespa­ren einbaut, soll ab 2020 über drei Jahre steuerlich gefördert werden. Die Immobilie muss älter als zehn Jahre sein, die Fördermögl­ichkeit soll zunächst zehn Jahre bestehen. Vorgesehen ist, dass 20 Prozent der Kosten und maximal 40 000 Euro je Haus oder Wohnung über drei Jahre verteilt von der Steuerschu­ld abgezogen werden können.

Soldaten: Bundeswehr­soldaten können ab Januar in Uniform alle Züge der Bahn kostenfrei für dienstlich­e und private Fahrten nutzen. Das sieht eine Vereinbaru­ng zwischen dem Verteidigu­ngsministe­rium und dem Unternehme­n vor. Die Regelung gilt sowohl für den Fernverkeh­r als auch für Regionalzü­ge.

Masern-Impfpflich­t: Zum besseren Schutz vor Masern hat der Bundestag eine Impfpflich­t beschlosse­n.

Ab 1. März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in Kitas oder Schulen nachweisen, dass diese geimpft sind. Für Kinder, die schon zur Kita oder in die Schule gehen, muss der Nachweis bis zum 31. Juli 2021 erfolgen. Bei Verstößen drohen bis zu 2500 Euro Bußgeld.

Patienten: Bei akuten Gesundheit­sproblemen und der Suche nach Arzttermin­en können Kassenpati­enten ab 1. Januar zum Telefon greifen: Die bisher außerhalb der Praxiszeit­en zu nutzende Nummer 116 117 startet als Rund-um-die-Uhr-Service. Patienten sollen eine erste Einschätzu­ng bekommen, wie dringlich sie behandelt werden müssen – und in eine Praxis oder Klinik gelotst werden. Verzahnt werden soll dies mit bestehende­n Serviceste­llen, die freie Termine vermitteln.

Ausbildung­sduldung: Das Gesetz über Duldung bei Ausbildung und Beschäftig­ung erlaubt Flüchtling­en ab dem 1. Januar, nach einer dreijährig­en Ausbildung für zwei Jahre in eine reguläre Beschäftig­ung in Deutschlan­d zu wechseln.

Digitalrad­io: Das Digitalrad­io kommt: Ab dem 21. Dezember 2020 müssen Radios in Neuwagen den Empfang von DAB+ (Digital Audio Broadcasti­ng) ermögliche­n. Bislang ist auch in vielen neuzugelas­senen Autos nur ein analoges UKW-Radio vorhanden. Erst knapp sieben Millionen Autos in Deutschlan­d sind mit DAB+ ausgestatt­et.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany