Aalener Nachrichten

Schauspiel­er Jan Fedder gestorben

Im Dauerbrenn­er „Großstadtr­evier“sorgte der Schauspiel­er für Recht und Ordnung

- Von Dorit Koch

(dpa) - Der Schauspiel­er Jan Fedder ist tot. Er starb im Alter von 64 Jahren in Hamburg. Das teilte ein Polizeispr­echer am Montagaben­d mit.

Demnach wurde Fedder tot in seiner Wohnung aufgefunde­n. Der Schauspiel­er war durch die ARDFernseh­serie „Großstadtr­evier“bekannt geworden: Seit 1992 stand er als Polizist Dirk Matthies vor der Kamera.

Die Hamburger Polizei ernannte ihn zum Ehrenkommi­ssar.

G(dpa) - Große Klappe, großes Herz – so haben die Zuschauer Jan Fedder geliebt. Als „Großstadtr­evier“-Polizist Dirk Matthies sorgte er über Jahrzehnte in der ARD-Dauerserie für Recht und Ordnung auf St. Pauli. Kiez und Kodderschn­auze – zu Fedder gehörte beides. Sowohl zur Rolle seines Lebens im Fernsehen wie auch im wahren Leben. Dort am Hafen, zwischen Schiffen und Seemännern, Reeperbahn und Rotlichtmi­lieu, war er aufgewachs­en. Ein waschechte­r Hamburger Jung, der weit über seine Heimat hinaus zum Publikumsl­iebling wurde. Am Montag teilte die Polizei mit, dass der „Hamburger Ehrenkommi­ssar“gestorben ist. Jan Fedder wurde 64 Jahre alt.

Fedder war ein Kerl mit Kanten und auf Konvention­en pfeifend, ein Raubein mit Charme. Vor allem einer, der sich nicht verbiegen ließ und sagte, was er dachte. Als er 2006 nach vielen Jahren im Einsatz als TV-Polizist seinen ersten und einzigen Deutschen Fernsehpre­is bekam, erhielt er den nicht etwa als Serienstar, sondern für die Hauptrolle in „Der Mann im Strom“. Einen arbeitslos­en Taucher im Hamburger Hafen, der für einen Job seine Papiere fälscht, hatte er darin verkörpert. Fedders Kommentar bei der Preisverle­ihung auf der Bühne: „Und die Moral von der Geschicht’: Mach einfach vier Wochen mal ein anderes Gesicht. Und dann, Alter, das ist kein Scheiß, kriegt du dafür den Deutschen Fernsehpre­is.“

In vier Verfilmung­en von Siegfried-Lenz-Werken übernahm Fedder die Hauptrolle. In den 50er Jahren war Lenz (1926-2014) nach Hamburg gezogen – jene Zeit, in der der kleine Jan am Hafen aufwuchs. „Ich bin nicht nur echter Hamburger, ich bin echter St. Paulianer – das ist ’ne ganz besonders edle Rasse“, hat Fedder seinen Kiez-Bullen Matthies, den er seit 1992 in Deutschlan­ds bekanntest­em TV-Polizeirev­ier spielte, mal erklären lassen. Die Verkörperu­ng norddeutsc­her Charaktere – mal mehr, mal weniger Plattdeuts­ch schnackend – war sein Markenzeic­hen. „Volksschau­spieler – mit Fug und Recht“, nannte er sich selbst.

Erst waren es kleine TV-Rollen, bis er 1981 fürs Kino in ein U-Boot stieg und zu Maat Pilgrim wurde: in Wolfgang Petersens Kinoerfolg „Das Boot“. Viele aus jener legendären Leinwand-Crew machten danach Karriere, allen voran Jürgen Prochnow. Fedder aber blieb in der Heimat und drehte oft dort, wo „son büschen“Hamburger Slang gefragt war. In Hunderten Film- und Fernsehpro­duktionen wirkte er mit. Nicht nur sein Part im „Großstadtr­evier“und als ebenfalls auf St. Pauli beheimatet­er „Hafenpasto­r“waren Paraderoll­en für ihn, auch die des bräsigen Bauern Brakelmann in der NDR-Serie „Neues aus Büttenward­er“.

Angesiedel­t ist das fiktive Dorf Büttenward­er in Schleswig-Holstein, wo Fedder im Kreis Steinburg auch einen Bauernhof bewohnte. Für Peter Heinrich Brix, Kollege und „Büttenward­er“-Bauernkump­el „Adsche“, war Fedder ein „Gesamtkuns­twerk“. „Ich denke, man sollte ihn so nehmen wie er ist – und das ist 'ne ganze Menge“, hatte Brix über ihn gesagt. Produzent Markus Trebitsch nannte ihn mal „die größte Symbiose aus einer ziemlich großen Klappe und einem großen Herzen“. Und Drehbuchau­tor Norbert Eberlein betonte, Fedder habe „dieses Hauptdarst­eller-Gen“. „Wenn er in einer Szene drin ist, ist es eine Fedder-Szene.“

Zurückgezo­gen vom Filmset hatte sich der Schauspiel­er, der mit seiner knarzigen Stimme auch als Sänger auftrat, nur für Zwangspaus­en aus gesundheit­lichen Gründen, erstmals 2012 wegen einer Krebsthera­pie.

Sich selbst nannte Fedder später oft ein „altes Zirkuspfer­d“. „Ich kann zwar nicht mehr so hoch springen, aber im Kreis laufen kann ich immer noch“, sagte er, als er trotz Krankheit wieder drehen konnte.

Doch als im Herbst 2017 die 31. „Großstadtr­evier“-Staffel anlief, war klar, dass das Aushängesc­hild Fedder nicht mehr in jeder Episode zu sehen ist. „Jetzt wünsche ich mir nur noch eine Tüte Gesundheit“, hatte er ein Jahr zuvor noch im Interview gesagt und auf Besserung gehofft. „Auch wenn mir jemand die Treppe hochhelfen muss, eines Tages wird es bestimmt wieder besser“, sagte er. „Nur wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um. Dann ist es vorbei.“

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FOTO: FABIAN BIMMER/DPA Der Schauspiel­er Jan Fedder in seiner wohl berühmtest­en Rolle als „Großstadtr­evier“-Polizist Dirk Matthies. Er starb im Alter von 64 Jahren in Hamburg.

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