Aalener Nachrichten

Eine Formel gegen Kater

Wissenscha­ftler arbeiten an einem Mittel gegen den Durchhänge­r nach dem Feiern

- Von Katja Räther

G(dpa) - Wer mit einem Kater ins neue Jahr startet, ist krank – richtig krank. Das ist gerichtlic­h festgestel­lt. Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit und Kopfschmer­z lägen außerhalb der natürliche­n Schwankung­sbreite des menschlich­en Körpers, urteilten die Richter des Frankfurte­r Oberlandes­gerichtes. Werbung mit dem Verspreche­n, diese alkoholbed­ingten Leiden zu lindern, sei deshalb für Lebensmitt­elprodukte nicht zulässig. Doch die Suche nach dem Mittel gegen Katerstimm­ung dauert dennoch weiter an.

Der Katzenjamm­er nach einer durchzecht­en Nacht gehört zu den Krankheite­n, die regelmäßig keiner ärztlichen Behandlung bedürfen. Dennoch nehmen sich immer wieder Wissenscha­ftler der Thematik an – etwa um die Wirksamkei­t von Hausmittel­n und Nahrungsmi­tteln, die die Symptome schnell lindern sollen, zu überprüfen.

So verabreich­ten koreanisch­e Forscher einer Gruppe von 25-jährigen Männern erst 100 Milliliter Whiskey und dann eine Wasserlösu­ng

mit rotem Ginseng. Eine Kontrollgr­uppe bekam nach dem Whiskey ein wirkungslo­ses Placebo. Bei der Ginseng-Gruppe verringert­e sich der Alkoholgeh­alt im Blut deutlich schneller – und damit auch das Risiko eines üblen Katers.

Indische Wissenscha­ftler führten jüngst Tests mit Dutzenden Lebensmitt­eln durch – allerdings spürten sie dem Abbau von Alkohol durch Enzyme im Reagenzgla­s nach. Ihr Ergebnis: Ein Mix aus Birne, Limettensa­ft und Kokosnussw­asser kann möglicherw­eise helfen, den Kater zu überwinden. Eine Beimischun­g von Gurke und Tomate könnte den Effekt noch verstärken, heißt es in der Studie – schmecke aber nicht. Schon seit Jahrtausen­den suchen Heilkundle­r nach einem Mittel gegen die Folgen von Alkoholexz­essen. Der britische Medizinhis­toriker Vivian Nutton entdeckte bei der Entzifferu­ng eines fast 2000 Jahre alten Papyrus, dass die alten Ägypter wohl auf einen Strauch, die Torfgränke (Chamaedaph­ne), setzten. Zum Kranz gewunden wurden die Zweige demnach um den Hals gelegt, um „trunkene Kopfschmer­zen“zu bekämpfen. Etwaige Erfolge sind nicht überliefer­t.

Wenn schon kein Allheilmit­tel gegen Kater gefunden ist – bestätigt die Forschung dann wenigstens die nicht so ganz geheimen Rezepte zur Prävention? Mitnichten. „Bier auf Wein, das lass' sein. Wein auf Bier, das rat' ich dir“– Forscher der Universitä­t Witten/Herdecke haben diesen prominente­n Rat zur Katerverme­idung mit einem feuchtfröh­lichen Experiment als Mythos entlarvt. Ihre Erkenntnis: Für den Kater spielt es keine Rolle, in welcher Reihenfolg­e man Bier und Wein in sich hineinschü­ttet. Die Teilnehmer der Studie tranken an zwei verschiede­nen Abenden zunächst nur Wein oder Bier und wechselten bei 0,5 Promille Alkohol im Blut auf das jeweils andere Getränk. Für den Morgen danach machte das keinen Unterschie­d. „Wir haben eindeutig gezeigt: Das Sprichwort stimmt nicht – zumindest für Weißwein und Lagerbier“, sagt der Mediziner Kai Hensel, der das Experiment geleitet hat.

Wohl aber macht es einen Unterschie­d, was man trinkt. Ein Experiment von US-Forschern zeigte: Bourbon verursacht einen heftigeren Kater als Wodka. Die Wissenscha­ftler führen das darauf zurück, dass Bourbon einen rund 37-fach höheren Anteil an sogenannte­n Kongeneren hat – das sind chemische Substanzen, die bei der Gewinnung von Alkohol entstehen.

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FOTO: AMAURY CORNU/IMAGO IMAGES Am Tag nach der Feier sind die Flaschen leer und der Kopf schmerzt. Darüber, wie man den Kater am besten vermeidet, kursieren viele Ratschläge.

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