Wenn 72 Stunden Pause sogar viel sind
Kurz vor dem EM-Start diskutieren die Handballer wieder über die große Belastung
(dpa/SID) - Ein PartyVerbot gibt es nicht, doch die Silvesterbotschaft von Christian Prokop an seine EM-Fahrer war nach dem Bundesliga-Schlussakkord 2019 unmissverständlich. „Es ist wichtig, dass die Spieler drei Tage Ruhe haben. Sie sollen abschalten vom Handball“, empfahl der Bundestrainer den 17 Auserwählten einen geruhsamen Jahreswechsel.
Der Bundestrainer selbst geht mit gutem Beispiel voran. „Früher hat es die tatsächlich gegeben. Da war ich spätestens ab neun Uhr draußen, damit ich mit Freunden bis zwei Uhr nachts mit dem Knallen auch durch war“, sagt er: „Aber das ist jetzt als Familienvater natürlich anders.“
Statt großer Chinaböller wird es im Hause Prokop ein bisschen Feuerwerk geben. Mit Wunderkerzen, Leuchtbatterien und Funken sprühenden Propellern begrüßt der DHB-Coach das neue Jahr. „Das wird ein schönes, aber nicht ausschweifendes Silvester“, sagte Prokop: „Wir feiern gemütlich im Familienkreis. Freunde kommen zum Raclette-Essen.“
Schon 39 Saisonpflichtspiele Seine Spieler sollen es ähnlich machen. Nach der kräftezehrenden ersten Saisonhälfte hätte es des Appells von höchster Stelle jedoch gar nicht bedurft. „Ich bin froh, mal für ein paar Tage durchschnaufen zu können“, betonte Uwe Gensheimer. Dabei hatte der Kapitän der DHB-Auswahl sogar Glück: Zum BundesligaHalali am vergangenen Sonntag musste er mit den Rhein-Neckar Löwen nicht mehr ran.
Die Pause für den 33 Jahre alten Weltklasse-Linksaußen war damit doppelt so lang wie für das Gros der Mannschaft, dem bis zum Start der heißen EM-Vorbereitung an diesem Donnerstag in Frankfurt nur 72 Stunden
zum Verschnaufen bleiben. „Ich würde gerne mehr Tage frei haben“, bekannte Rechtsaußen Tobias Reichmann von der MT Melsungen.
Kein Wunder, befinden sich die Nationalspieler seit August doch im Dauerstress. Die Abwehrchefs der DHB-Auswahl, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek, bestritten in dieser Zeit mit dem THW Kiel in der Bundesliga, im DHB-Pokal und in der Champions League insgesamt 39 Pflichtspiele. Und schon am 9. Januar steht der EM-Auftakt gegen die Niederlande auf dem Programm.
„Die Belastung für die Spieler aus den Champions-League-Vereinen ist enorm hoch. Das ist einfach ein Fakt, der nicht wegzudiskutieren ist und den ich auch nicht gut heiße“, sagte Prokop. Hoffnung auf Besserung hat er nicht.: „Wir müssen uns aber damit arrangieren, weil es momentan keine grundsätzlichen Veränderungen im Kalender gibt.“
Im Gegenteil: Weil die Liga der Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die Heim-WM mit einer einwöchigen Spielpause im Dezember 2018 entgegenkam und dies im Falle der Qualifikation auch vor den Olympischen Spielen 2020 wieder geplant ist, verzichtete Prokop im Gegenzug auf den üblichen KurzLehrgang zum Jahresende. „Deswegen müssen wir individuell auf die einzelnen Spieler eingehen, um am 9. Januar fit und gut vorbereitet in das Turnier zu starten“, sagte der Bundestrainer. „Ich bin zuversichtlich, dass wir trotzdem ein gutes Gesamtpaket hinbekommen.“
Das Ziel für die EM ist klar definiert. „Erreichen wir das Halbfinale erneut, dann ist das für uns ein großer Erfolg“, sagt Prokop.