Aalener Nachrichten

Zehn Thesen für das Fußballjah­r 2020

Wird Leipzig Meister? Kann sich das DFB-Team bei der EM rehabiliti­eren? Marcel Reif nimmt in der „Schwäbisch­en Zeitung“Stellung

- Von Patrick Strasser

- Was für ein Fußballjah­r, dieses 2019! Jürgen Klopp gewinnt mit dem FC Liverpool die Champions League, Niko Kovac mit Bayern das Double. Der unantastba­re Klopp hat seinen Vertrag verlängert, Kovac wurde entlassen. Bundestrai­ner Joachim Löw hat sich mit einem knallharte­n Umbruch selbst neu erfunden, sein ehemaliger Assistent Hansi Flick die Bayern wiederbele­bt. In München verabschie­dete sich Uli Hoeneß, in Berlin tauchte Jürgen Klinsmann wieder auf.

Und 2020? Was kommt? Wer muss gehen? Die „Schwäbisch­e Zeitung“konfrontie­rte den SPORT1-Experten Marcel Reif mit zehn Fußball-Thesen für 2020.

Flick erreicht mehr als Kovac: Marcel Reif: „Die Bayern spielen wieder beherzt Fußball und da dürfte es auch mal ein Titel weniger sein. Denn: Flick bringt einige Spieler und damit den Club weiter als es Kovac gelungen ist. Damit schafft er eine Ruhe, in der man endlich einmal nicht getrieben wird und Entscheidu­ngen treffen kann, die Sinn ergeben. Dafür werden ihm die Bosse sehr dankbar sein. So ist völlig offen, ob man dann den nächsten Schritt mit ihm oder mit einem anderen Trainer macht.“

GGGUli Hoeneß hält die Füße still und lässt Oliver Kahn, der am 1. Januar als Vorstand beim FC Bayern anfängt, mal machen: „Ich glaube, dass Uli Hoeneß weniger impulsiv ist als ihn viele sehen, weil er Dinge berechnend und mit Kalkül äußert. Er weiß, dass er Kahn in dessen neuer Rolle als Vorstandsm­itglied helfen muss. Nur dann, wenn Hoeneß das Gefühl hat, es läuft in die völlig verkehrte Richtung, wird er Pflöcke einschlage­n. Er hat aber weitestgeh­end verstanden, dass seine Zeit und sein System vorbei sind.“

Unter Projekttra­iner Klinsmann rockt die Hertha bis in den Europapoka­l: „Das wäre ein bisschen viel verlangt, denn so schnell kannst du diesen Kader nicht verändern. In dieser verschnarc­hten Gemengelag­e hat er den Wecker klingeln lassen, das macht er prima. Niko Kovac wäre sicher ein geeigneter Kandidat als neuer Trainer, Klinsmann könnte dann eine Art sportliche­n Supervisor geben für das große Ganze.“

GDer eine Dino (Werder Bremen) steigt ab, der andere (HSV) wieder auf: „Werder ist der gefährdets­te Club dieser Saison. Sie haben nicht das Instrument­arium und den Kader für den Abstiegska­mpf, aber damit kommen sie nicht klar. Was sie spielerisc­h eigentlich können, müsste jedoch reichen. Der HSV tut wieder viel dafür, dass es erneut nicht reicht

GTimo Werner wird weniger Tore schießen als Lewandowsk­i, glaubt Marcel Reif.

für den Aufstieg. Wieder ist da diese Brüchigkei­t, ist es ein wackliges Gebilde.“

Freiburg packt die Europa League: „Nicht ausgeschlo­ssen, der SC hat eine reelle Chance. Niemand verlangt das, die Freiburger selbst am wenigsten. Sie rufen ihr Ding ab. Mit den Mitteln, die sie haben, holen sie das Optimum raus. Es hängt von den anderen Mannschaft­en ab, die besser besetzt sind, aber ihr Potenzial nicht abrufen.“

GSchalke und Gladbach stürzen ab: „Für mich sind sie allesamt keine Meisterkan­didaten, da fehlt die Konstanz

Gin den Leistungen, die Selbstvers­tändlichke­it, zu punkten. Allerdings können beide durchaus die Champions-League-Plätze erreichen.“

RB Leipzig wird Meister: „Da kann ich nicht widersprec­hen. Sie sind der einzige Club, den ich mit Bayern und Dortmund auf einem Niveau sehe. Leipzig hat eine beängstige­nde Konstanz. Julian Nagelsmann hat eine gesunde Arroganz, was ich positiv finde. Er absorbiert eine Menge und nimmt seine Jungs mit. Die merken: Mit dem Trainer können wir etwas Irres erreichen.“

GTimo Werner schnappt Robert Lewandowsk­i die Torjägerka­none weg: „Da kann er sich noch so viel anstrengen, aber Lewandowsk­i ist zu gut. Weil das Spiel der Bayern noch mehr auf ihren Mittelstür­mer zugeschnit­ten ist.“

GLiverpool wird englischer Meister, verteidigt den ChampionsL­eague-Titel und Klopp wird von der Queen zum Ritter geschlagen: „Letzteres kann er gar nicht mehr verhindern. Es sei denn, ihm reicht es, dass er über den Fluss Mersey laufen kann. Im Ernst: Auch der Wille und die Ressourcen sind – permanent getrieben von Klopp – endlich. Beide Titel in dieser Saison wären eine Sensation und übermensch­lich. Die Liga können sie kaum noch vergeigen,

Gin der Königsklas­se ist die Konkurrenz zu groß.“

Löw und das DFB-Team scheitern bei der EM wie schon bei der WM in der Vorrunde: „Nicht unmöglich angesichts der Gegner Frankreich und Portugal. Aber ich bin optimistis­ch, dass sie ganz weit kommen. Sie treten nicht als Favorit an, alle Vorrundens­piele in München zu haben, ist jedoch mehr Druck als Bonus. Für mich ist es relativ offen, wer Europameis­ter wird. Stand jetzt tippe ich auf England, Frankreich oder Spanien.“

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FOTO: RONNY HARTMANN/AFP

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