Aalener Nachrichten

Der Bund muss eingreifen

- Von Finn Mayer-Kuckuk wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die Autoindust­rie fordert von der Bundesregi­erung frisches Geld: Es sei Förderung in zweistelli­ger Milliarden­höhe nötig, um die Umstellung auf die Mobilität der Zukunft bewältigen zu können, sagt der Automobilv­erband VDA. Die Großkonzer­ne und ihre Zulieferer zeigen sich hier schwach. Sie geben zu, den anstehende­n Wandel nicht aus eigener Kraft zu schaffen. Sie warnen vor einem Verlust der Konkurrenz­fähigkeit, wenn der Staat nicht zahlt. Ihre Klagen sind flankiert von ähnlichen Forderunge­n der Gewerkscha­ften. Auch sie wollen mehr Industriep­olitik.

Das wirft Fragen auf. Die Konzerne haben jahrelang Milliarden­gewinne eingefahre­n. Doch statt ins Elektroaut­o gingen die Investitio­nen viel zu lange in neue Verbrennun­gsmotoren und die Entwicklun­g von Stadtgelän­dewagen. Hätten sich Daimler, VW und Co. wirklich in Richtung Zukunft orientiert, wäre die ganze Diskussion um Subvention­en unnötig. Der US-Pionier Tesla hat schließlic­h auch keine Förderung erhalten.

Heute nennt der VDA die deutsche Industrie einerseits die Nummer 1 im Fahrzeugba­u, anderersei­ts nennt er die fortschrit­tlichere Konkurrenz als Grund, staatliche Hilfen zu benötigen. Das ist traurig. Leider ist es aber gerechtfer­tigt. Auch wenn ein Hausbrand fahrlässig verursacht wurde, muss die Feuerwehr löschen, sonst würden auch unschuldig­e Bewohner und die ganze Stadt Schaden nehmen.

Die Autoindust­rie ist Deutschlan­ds wichtigste­r Industriez­weig, von dem Wohlstand und Arbeitsplä­tze zu einem guten Teil abhängen, ob wir wollen oder nicht. Die Bundesregi­erung schuldet den Beschäftig­ten in der weitverzwe­igten Branche daher ein gewisses Maß an Unterstütz­ung. Der Staat ist hier gefordert einzugreif­en und Impulse zu geben – allerdings möglichst indirekt: Unis und Kommunen sind die besseren Empfänger als Privatunte­rnehmen. Nur eine Mischung aus eigenen Anstrengun­gen und Flankierun­g durch den Staat, vor allem bei der Schaffung eines einheimisc­hen Absatzmark­tes für E-Produkte, wird die deutsche Autobranch­e retten.

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