Der Bund muss eingreifen
Die Autoindustrie fordert von der Bundesregierung frisches Geld: Es sei Förderung in zweistelliger Milliardenhöhe nötig, um die Umstellung auf die Mobilität der Zukunft bewältigen zu können, sagt der Automobilverband VDA. Die Großkonzerne und ihre Zulieferer zeigen sich hier schwach. Sie geben zu, den anstehenden Wandel nicht aus eigener Kraft zu schaffen. Sie warnen vor einem Verlust der Konkurrenzfähigkeit, wenn der Staat nicht zahlt. Ihre Klagen sind flankiert von ähnlichen Forderungen der Gewerkschaften. Auch sie wollen mehr Industriepolitik.
Das wirft Fragen auf. Die Konzerne haben jahrelang Milliardengewinne eingefahren. Doch statt ins Elektroauto gingen die Investitionen viel zu lange in neue Verbrennungsmotoren und die Entwicklung von Stadtgeländewagen. Hätten sich Daimler, VW und Co. wirklich in Richtung Zukunft orientiert, wäre die ganze Diskussion um Subventionen unnötig. Der US-Pionier Tesla hat schließlich auch keine Förderung erhalten.
Heute nennt der VDA die deutsche Industrie einerseits die Nummer 1 im Fahrzeugbau, andererseits nennt er die fortschrittlichere Konkurrenz als Grund, staatliche Hilfen zu benötigen. Das ist traurig. Leider ist es aber gerechtfertigt. Auch wenn ein Hausbrand fahrlässig verursacht wurde, muss die Feuerwehr löschen, sonst würden auch unschuldige Bewohner und die ganze Stadt Schaden nehmen.
Die Autoindustrie ist Deutschlands wichtigster Industriezweig, von dem Wohlstand und Arbeitsplätze zu einem guten Teil abhängen, ob wir wollen oder nicht. Die Bundesregierung schuldet den Beschäftigten in der weitverzweigten Branche daher ein gewisses Maß an Unterstützung. Der Staat ist hier gefordert einzugreifen und Impulse zu geben – allerdings möglichst indirekt: Unis und Kommunen sind die besseren Empfänger als Privatunternehmen. Nur eine Mischung aus eigenen Anstrengungen und Flankierung durch den Staat, vor allem bei der Schaffung eines einheimischen Absatzmarktes für E-Produkte, wird die deutsche Autobranche retten.