Aalener Nachrichten

Prozess um Fischsterb­en in der Jagst beginnt

24-Jähriger erschien am ersten Verhandlun­gstag nicht – Folgeschäd­en fünf Jahre nach Unglück noch deutlich

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(lsw) - Nach einem Feuer auf einem Mühlengelä­nde kam es vor knapp fünf Jahren zu einem massiven Fischsterb­en in der Jagst – nun hat in Langenburg (Kreis Schwäbisch Hall) ein Prozess gegen den mutmaßlich­en Verursache­r begonnen. Ihm wird fahrlässig­e Brandstift­ung zur Last gelegt. Zum Prozessauf­takt am Mittwoch erschien der 24-Jährige nicht, wie eine Gerichtssp­recherin sagte. Stattdesse­n habe sein Anwalt eine Erklärung verlesen.

In dem Verfahren geht es um einen Strafbefeh­l, gegen den sich der Mann wehrt. Dabei besteht keine Anwesenhei­tspflicht, erläuterte die Sprecherin. Verhandelt werde nach Jugendstra­frecht. Der Mann war zum Zeitpunkt der Tat am 22. August 2015 erst 20 Jahre alt. Er soll auf dem Gelände Müll verbrannt und einen Funkenflug verursacht haben, der zum Brand in einer Lagerhalle und in Silos mit Düngemitte­ln führte.

Bei den Löscharbei­ten war eine Mischung von Ammoniumni­trat aus den Düngemitte­ln und Löschwasse­r in die Jagst geflossen. Zehntausen­de, wenn nicht sogar Hunderttau­sende Fische verendeten nach Angaben des Landwirtsc­haftsminis­teriums in dem Fluss. Das Land startete danach über das Regierungs­präsidium Stuttgart ein Aktionspro­gramm, um die ökologisch­en Schäden zu beheben.

„Mittlerwei­le sind eine Vielzahl der Jagst-typischen Fischarten wieder zu finden“, sagte eine Ministeriu­mssprecher­in. Im Vergleich zum Zustand vor dem Unglück gebe es aber noch deutliche Defizite im

Fischbesta­nd. Nach Worten eines Sprechers des Umweltmini­steriums flossen bisher 3,5 Millionen Euro für das Aktionspro­gramm; insgesamt sind 14 Millionen Euro veranschla­gt.

In dem Verfahren, für das zwei Prozesstag­e anberaumt sind, sollen 18 Zeugen vernommen werden. Am Mittwoch sagten unter anderem die Familie des Mühlenbetr­eibers, Zeugen des Tatabends sowie die am Einsatz beteiligte­n Kommandant­en der Feuerwehr aus. Auch Gutachten zur Brandursac­he sollen vorgetrage­n werden. Die drei betroffene­n Landkreise Schwäbisch Hall, Hohenlohe und Heilbronn waren für die Folgen des Unglücks entschädig­t worden und hatten knapp 2,1 Millionen Euro erhalten. Gut die Hälfte trug das Land. Aus einem Vergleich zwischen Land und der Stadt Kirchberg, dem Mühlenbesi­tzer und dessen Versicheru­ng stammt der Rest.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Freiwillig­e Helfer sammeln im Sommer 2015 tote Fische in der Jagst.

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