Aalener Nachrichten

Planet in Flammen

Weltwirtsc­haftsforum sieht Umweltprob­leme als größte Risiken für Weltwirtsc­haft

- Von Hannes Koch

- Das Klima-Problem ist die wichtigste Herausford­erung weltweit – diese Einschätzu­ng hat sich nun in der Szene der internatio­nalen Unternehme­n durchgeset­zt. Das zeigt der neue Weltrisiko­bericht, den das Weltwirtsc­haftsforum von Davos (WEF) am Mittwoch veröffentl­icht und mit „Planet in Flammen“überschrie­ben hat. Erstmals stehen dieses Jahr ökologisch­e Themen auf den fünf Spitzenplä­tzen der wahrschein­lichsten Risiken. Am gefährlich­sten sei das Risiko „extremer Wettererei­gnisse“, dann folgt ein mögliches „Scheitern von Klimapolit­ik“. Platz drei nehmen „Naturkatas­trophen“ein, den vierten Rang „Verlust von Biodiversi­tät und Zusammenbr­uch von Ökosysteme­n“. An fünfter Stelle folgen „menschenge­machte Umweltschä­den“.

„Das Handlungsf­enster ist noch offen, wenn auch nicht mehr lange“, sagte WEF-Präsident Borge Brende. Er rief Regierunge­n und Firmen dazu auf, miteinande­r statt gegeneinan­der zu arbeiten, um die Gefahren abzuwenden. Den Risiko-Bericht veröffentl­icht das Forum traditione­ll kurz vor dem Manager- und Politiker-Gipfel im Schweizer Bergort Davos. Der Kongress, zu dem sich unter anderem US-Präsident Donald Trump, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Klimaaktiv­istin Greta Thunberg angesagt haben, startet nächsten Dienstag.

Basis des Berichts sind die Einschätzu­ngen von „mehr als 750 globalen Experten und Entscheidu­ngsträgern“, die mit dem WEF zusammen Lösungen für globale Probleme erarbeiten wollen. Dazu gehören viele Manager großer Unternehme­n, Politiker und auch Vertreter von zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen, die das Forum zur Mitarbeit einlädt. John Drzik, Chef der mit dem WEF kooperiere­nden Beratungsf­irma Marsh & McLennan, forderte die Unternehme­nsvorständ­e auf, die Senkung des Kohlendiox­idausstoße­s in ihre Geschäftsp­olitik einzubauen. Einige Konzerne würden sich schon anstrengen, sagte WEF-Klima-Expertin Emily Farnworth, die Bemühungen reichten aber bei Weitem nicht aus.

Die Tendenz der Risiko-Berichte der vergangene­n Jahre setzt sich damit 2020 fort. Das Klima- und Umwelt-thema drängt zunehmend nach oben. Die Berichte sind immer auch ein Reflex auf die Debatten, die die politische Öffentlich­keit bestimmen. 2019 nahmen die weltweiten Fridaysfor-Future-Demonstrat­ionen breiten Raum ein, bei denen vor allem junge Leute forderten, den Kohlendiox­idausstoß schnell und deutlich zu verringern, um die Erwärmung der Erdatmosph­äre in Grenzen zu halten. Die starken Waldbrände in Australien, deren Ausmaß mit dem Klimawande­l in Zusammenha­ng gebracht wird, dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

Die Risiko-Wahrnehmun­g verändert sich mit den Jahren, wie die Berichte zeigen. Während der Finanzkris­e 2009 und 2010 stand der Kollaps der Vermögensw­erte ganz oben auf der Liste der größten Risiken. 2011 waren es Stürme und andere Wetterextr­eme, worauf drei Jahre folgten, in denen die Ungleichhe­it zwischen Arm und Reich die Debatten bestimmte – Auswirkung­en der Finanzkris­e. Im Zuge des Syrienkrie­ges rangierten 2015 und 2016 die Themen „internatio­nale Konflikte“und „Einwanderu­ng“an der Spitze der Angst-Skala. Seit 2017 stehen dort nun die Wetterextr­eme.

Als Beitrag des Weltwirtsc­haftsforum­s zum Kampf gegen den Klimawande­l hat der aus Ravensburg stammende WEF-Chef Klaus Schwab eine Initiative angekündig­t, die in den kommenden Jahren eine Billion Bäume, also 1000 Milliarden Bäume, weltweit pflanzen soll. Zum Vergleich: In Deutschlan­d gibt es etwa 90 Milliarden Bäume.

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FOTO: AFP WEF-Gründer Klaus Schwab: Der Ravensburg­er will 1000 Milliarden Bäume pflanzen

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