Planet in Flammen
Weltwirtschaftsforum sieht Umweltprobleme als größte Risiken für Weltwirtschaft
- Das Klima-Problem ist die wichtigste Herausforderung weltweit – diese Einschätzung hat sich nun in der Szene der internationalen Unternehmen durchgesetzt. Das zeigt der neue Weltrisikobericht, den das Weltwirtschaftsforum von Davos (WEF) am Mittwoch veröffentlicht und mit „Planet in Flammen“überschrieben hat. Erstmals stehen dieses Jahr ökologische Themen auf den fünf Spitzenplätzen der wahrscheinlichsten Risiken. Am gefährlichsten sei das Risiko „extremer Wetterereignisse“, dann folgt ein mögliches „Scheitern von Klimapolitik“. Platz drei nehmen „Naturkatastrophen“ein, den vierten Rang „Verlust von Biodiversität und Zusammenbruch von Ökosystemen“. An fünfter Stelle folgen „menschengemachte Umweltschäden“.
„Das Handlungsfenster ist noch offen, wenn auch nicht mehr lange“, sagte WEF-Präsident Borge Brende. Er rief Regierungen und Firmen dazu auf, miteinander statt gegeneinander zu arbeiten, um die Gefahren abzuwenden. Den Risiko-Bericht veröffentlicht das Forum traditionell kurz vor dem Manager- und Politiker-Gipfel im Schweizer Bergort Davos. Der Kongress, zu dem sich unter anderem US-Präsident Donald Trump, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Klimaaktivistin Greta Thunberg angesagt haben, startet nächsten Dienstag.
Basis des Berichts sind die Einschätzungen von „mehr als 750 globalen Experten und Entscheidungsträgern“, die mit dem WEF zusammen Lösungen für globale Probleme erarbeiten wollen. Dazu gehören viele Manager großer Unternehmen, Politiker und auch Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen, die das Forum zur Mitarbeit einlädt. John Drzik, Chef der mit dem WEF kooperierenden Beratungsfirma Marsh & McLennan, forderte die Unternehmensvorstände auf, die Senkung des Kohlendioxidausstoßes in ihre Geschäftspolitik einzubauen. Einige Konzerne würden sich schon anstrengen, sagte WEF-Klima-Expertin Emily Farnworth, die Bemühungen reichten aber bei Weitem nicht aus.
Die Tendenz der Risiko-Berichte der vergangenen Jahre setzt sich damit 2020 fort. Das Klima- und Umwelt-thema drängt zunehmend nach oben. Die Berichte sind immer auch ein Reflex auf die Debatten, die die politische Öffentlichkeit bestimmen. 2019 nahmen die weltweiten Fridaysfor-Future-Demonstrationen breiten Raum ein, bei denen vor allem junge Leute forderten, den Kohlendioxidausstoß schnell und deutlich zu verringern, um die Erwärmung der Erdatmosphäre in Grenzen zu halten. Die starken Waldbrände in Australien, deren Ausmaß mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht wird, dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
Die Risiko-Wahrnehmung verändert sich mit den Jahren, wie die Berichte zeigen. Während der Finanzkrise 2009 und 2010 stand der Kollaps der Vermögenswerte ganz oben auf der Liste der größten Risiken. 2011 waren es Stürme und andere Wetterextreme, worauf drei Jahre folgten, in denen die Ungleichheit zwischen Arm und Reich die Debatten bestimmte – Auswirkungen der Finanzkrise. Im Zuge des Syrienkrieges rangierten 2015 und 2016 die Themen „internationale Konflikte“und „Einwanderung“an der Spitze der Angst-Skala. Seit 2017 stehen dort nun die Wetterextreme.
Als Beitrag des Weltwirtschaftsforums zum Kampf gegen den Klimawandel hat der aus Ravensburg stammende WEF-Chef Klaus Schwab eine Initiative angekündigt, die in den kommenden Jahren eine Billion Bäume, also 1000 Milliarden Bäume, weltweit pflanzen soll. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es etwa 90 Milliarden Bäume.