Aalen punktet mit kurzen Wegen.
Der Stadtplaner Donato Acocella stellt der Stadt ein gutes Zeugnis aus.
- Der Experte für Innenstadtentwicklung Donato Acocella hat der Stadt Aalen ein „super Zeugnis“für Erreichbarkeit und kurze Wege ausgestellt. Bei der Nahversorgung und der Aufenthaltsqualität sieht er noch Luft nach oben.
Bei der Vorstellung seiner Untersuchung im Gemeinderat legte der Experte die Finger in bekannte Wunden und gab der Verwaltung einige Empfehlungen mit auf den Weg.
Die Analyse fußt auf einer Befragung von 2018 von 410 Unternehmen, Bäcker und Tankstellenshops eingeschlossen. Außerdem wurden 736 Passanten an unterschiedlichen Tagen befragt. Ein ganz wesentliches Ergebnis ist nach seinen Worten die „deutlich bessere Stimmung“bei den Einzelhändlern gegenüber der ersten Erhebung vor zehn Jahren. Die Zusammenarbeit mit der Stadt werde als sehr gut empfunden. Allerdings ging die Zahl der Betriebe in diesem Zeitraum um 15 Prozent zurück - gerechnet ohne Lebensmittelhandwerk und Tankstellen. Die wichtigsten Punkte packte Acocella in Empfehlungen:
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„Sie haben andere Probleme als Parkplätze“, sagte der Experte und provozierte damit beim Gemeinderat Widerspruch. Immerhin hatte etwa jeder Dritte der Befragten die Parkplatzsituation als Schwäche bewertet. Die Mehrheit der Passanten kommt mit dem eigenen Auto in die Stadt. Dennoch: „Wenn Parken das Problem des Einzelhandels wäre, dann wären Stuttgart und Freiburg längst leer“, so Acocella. Nach seiner Überzeugung ist das Parkplatzproblem die Folge falscher Kommunikation: „Die Händler müssen aufhören, dieses Thema zu spielen“.
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„Der Wochenmarkt ist ein überragender Anziehungspunkt“, so lobte der Experte den beliebten Aalener Treffpunkt. Jeder Dritte der Befragten kommt für den Wochenmarkt in die Innenstadt ein Potential, das auch Einzelhändlern und Gastronomen zugute kommt. Die Stadt sollte diesen Markt keinesfalls durch „modernistische Eingriffe“verändern.
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„Aalen ist eine Stadt der kurzen Wege“. Das ist eines der herausragenden Ergebnisse der Befragung. Knapp die Hälfte der Passanten weiß das zu schätzen. Ebenso die gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Gestärkt wird das durch die Bauprojekte in stadtnahen Quartieren. „Je mehr Menschen in der Nähe der Stadt wohnen, umso mehr steuern die Innenstadt an“, so Acocella. Aalen sei hier auf einem guten Weg. 4
Bei der Nahversorgung ist noch Luft nach oben. Auf die Gesamtstadt gesehen können sich nur knapp die Hälfte der Einwohner in einem Radius von maximal 500 Metern mit Lebensmittel versorgen. Acocella empfiehlt Lebensmittelmärkte, Bäcker und Metzger in allen Stadtteilen zu stärken. Keinesfalls dürften solche für die Innenstadt relevanten Sortimente auf der grünen Wiese angesiedelt werden. Als Innenstadt relevant hat er eine ganze Reihe von Artikeln in einer Tabelle definiert, darunter auch Bekleidung. Hier müsse Aalen die Sünden der Vergangenheit büßen, konkret: Die Ansiedlung von Decathlon außerhalb der Stadt.
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Das Wohlgefühl, im Fachdeutsch „die Aufenthaltsqualität“in der Innenstadt hält Acocella für steigerungsfähig. Hier gehe es nicht nur um die Gastronomie, sondern auch um unterschiedliche Angebote, in der Innenstadt zu verweilen. Als Stichworte nannte der Experte „Wasser und Kunst“.
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Nachdem die Stadtverwaltung ihr zehn-Punkte Programm zur Stärkung der Innenstadt vorgestellt hatte, darunter „Einwohnerzuwachs“oder „Feste und Veranstaltungen“, kommentierte Acocella: „Solange hinter diesen Punkten keine Euro-Beträge stehen, bleibt es bei gut gemeinten Ratschlägen“. Innenstadtentwicklung koste Geld.