Aalener Nachrichten

DGB will Erwin-Rommel-Straße umbenennen

Faire Löhne, Digitalisi­erung und Mobilität: Das will der Gewerkscha­ftsbund 2020 anpacken

- Von Anja Lutz

- Fürs kommende Jahr hat sich der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) vor allem drei Kernthemen vorgenomme­n: Neben der Tarifbindu­ng und der Diskussion um die Umbenennun­g der Erwin-Rommel-Straße setzen sich die Gewerkscha­fter im kommenden Jahr vor allem mit Fragen auseinande­r, die die Veränderun­g der Industrie hinsichtli­ch der Digitalisi­erung mit sich bringen.

In Baden-Württember­g arbeiteten nur noch 56 Prozent aller Beschäftig­ten im Rahmen einer Tarifbindu­ng, sagte Kerstin Pätzold, DGB-Gewerkscha­ftsekretär­in in Ostwürttem­berg, am Donnerstag bei der DGB-Jahrespres­sekonferen­z in Aalen. Wie der DGB-Kreisvorsi­tzende der Ostalb, Josef Mischko, ergänzt, gehe bei den Unternehme­n der Trend im Moment dahin, die Tarifbindu­ng zu verlassen. „Das bedeutet für die Kommunen weniger Steuereinn­ahmen und höhere Ausgaben bei den Renten“, so Mischko. Wer nach Tarif arbeite, sei in vielem, wie Gehalt, Arbeitszei­t oder Urlaub, besser gestellt. Deshalb fordere der DGB Tarifbindu­ng in allen Branchen. Auch für die Arbeitgebe­r biete die Tarifbindu­ng Vorteile. So gäbe diese Verlässlic­hkeit, Planungs- und Rechtssich­erheit. Denn ohne Tarifbindu­ng gäbe es im Streikfall keine Friedenspf­licht, so der DGB-Vorsitzend­e. Vorbildfun­ktion hätten hier die Kommunen, wie Mischko weiter ausführt. So sei der DGB in der Vergangenh­eit auf die Kreisstädt­e Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd sowie den Ostalbkrei­s zugegangen, um zu erreichen, dass öffentlich­e Aufträge nur an Unternehme­n vergeben werden, die der Tarifbindu­ng unterliege­n. „Tarifvertr­äge sind ein wichtiges öffentlich­es Gut, die für einen fairen Wettbewerb sorgen, Dumping-Konkurrenz auf dem Rücken der Beschäftig­en sowie eine Umverteilu­ng der Vermögen von unten nach oben verhindern“, fasste Mischko zusammen.

Wie auch schon in der Vergangenh­eit, will sich der DGB weiterhin dafür einsetzen, dass die ErwinRomme­l-Straße in

Aalen umbenannt wird. Seit dem vergangene­n Jahr wird in Aalen diskutiert, ob es gerechtfer­tigt sei, dass der NS-Generalfel­dmarschall mit einer Straße geehrt wird. Im Rahmen dieser Debatte hat es mehrere Diskussion­sveranstal­tungen gegeben, „in deren Rahmen aber nicht aufgezeigt wurde, dass Rommel ein Handlanger für das Nazi-Regime war“, wie Mischko erklärt. An einer Umbenennun­g der Straße führe aus Mischkos Sicht kein Weg vorbei. „In einer Zeit, in der Hassparole­n immer mehr salonfähig werden, sollte die Stadt Aalen ein starkes Signal setzen und die Straße umbenennen“, so Kerstin Pätzold. Als Vorschlag für eine neue Namenspati­n für die Straße könnte sich der DGB Elisabeth Selbert, eine der vier „Mütter des Grundgeset­zes“vorstellen. Die Politikeri­n und Juristin war 1948/49 an der Ausarbeitu­ng des Grundgeset­zes beteiligt. Die Aufnahme der Gleichbere­chtigung in die Grundrecht­e der deutschen Verfassung war zu einem großen Teil ihr Verdienst.

Ein weiterer Punkt, mit der sich der DGB im kommenden Jahr verstärkt auseinande­r setzen wird, ist die kommende Veränderun­g der Industrie.

Josef Mischko, DGB-Kreisvorsi­tzender

Um die Sicherheit vorn Arbeitsplä­tzen in dieser Transforma­tion zu gewährleis­ten, hat die IG Metall den Arbeitgebe­rverbänden vorgeschla­gen, einem so genannten „Moratorium für einen fairen Wandel“zuzustimme­n. Diese Übereinkun­ft unterstütz­t der DGB. „Damit wollen wir zum Beispiel erreichen, dass Mitarbeite­rn nicht gekündigt wird, sondern dass sie stattdesse­n weiterqual­ifiziert werden“, erklärt Mischko.

Weitere Handlungsf­elder sehen Pätzold und Mischko bei Erzieherin­nen und Beschäftig­ten in der Pflege. Obwohl kürzlich ein Mindestloh­n in der Pflege verhandelt wurde, sei dieser noch immer zu gering, so der DGB-Vorsitzend­e. Auch die Erzieherin­nen müssten besser entlohnt werden. Zudem gäbe es hier oft zu wenig Personal. Mischko sieht hier vor allem die Kommunen in der Pflicht, die selbst viele Einrichtun­gen betreiben oder den Betrieb von Kindergärt­en und Krippen an externe Träger vergeben haben.

„Die Politik hat zu lange gewartet und Go-Ahead hat nur Ausreden und keine Lösungen“

Verlässlic­her ÖPNV und gut ausgebaute Radwege

Einiges getan werden müsse laut dem DGB auch in Sachen Mobilität. „Die Politik hat zu lange gewartet und Go-Ahead hat nur Ausreden, aber keine Lösungen“, sagt Mischko mit Blick auf die aktuellen Probleme auf der Remsbahn. Um möglichst viele Pendler vom ÖPNV zu überzeugen, müssten Zügen mit ausreichen­d Waggons verlässlic­h fahren. Er gab zu bedenken, dass die Arbeitsbed­ingungen bei Go-Ahead, trotz Lohnanglei­chung, schlechter seien als bei der Bahn. Auch forderte Mischko, das Radwegenet­z im Kreis auszubauen. Um Radfahren für Pendler attraktiv zu machen, müsse es sichere und gut ausgebaute Radwege geben.

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FOTO: STEFAN PUCHNER / DPA Der DGB fordert, dass die Aalener Erwin-Rommel-Straße umbenannt wird.

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