Der regionale Globalplayer
Die Raiffeisenbank Westhausen schreitet weiter auf Wachstumskurs
(mab) - Mit einer Bilanzsumme von 220,6 Millionen Euro gehört die Genossenschaftsbank zu den kleineren Kreditinstituten der Region Ostalb. Ein Zusammenschluss mit größeren Genossenschaftsbanken ist für die Raiba Westhausen aber bislang noch keine Option. Ihre Erträge generiert die Bank zum großen Teil aus alternativen und nachhaltigen Investitionsgeschäften.
Das Institut unterliegt den gleichen Gesetzen wie alle anderen Banken auch. Bilanzsummentechnisch gehört sie zu den kleinen Genossenschaftsbanken und muss sich daher doppelt anstrengen, um sich gegen die Großen zu behaupten. Das gelingt der Raiffeisenbank Westhausen nach eigener Aussage erstaunlich gut.
In allen wichtigen bilanziellen Positionen steht ein Plus
Das Geschäftsjahr 2019 schließt die Genossenschaftsbank in allen wichtigen bilanziellen Positionen mit einem Plus ab. Die Bilanzsumme steigt von 212,4 Millionen Euro auf 220,6 Millionen Euro. Und auch die Mitgliederzahl nimmt stetig zu. Feierte die Bank noch an ihrem 125-jährigen Jubiläum im Jahr 2018 stolz ihr 4000. Mitglied, zählt sie heute bereits 4485 Mitglieder – Tendenz weiter steigend.
Gut entwickeln sich auch die Kundeneinlagen, wobei dies heutzutage eher ein Problem für die Banken darstellt. „Früher hat man überschüssige Gelder gut bei der Bundesbank geparkt und Zinsen dafür bekommen. Heute läuft man Gefahr, Strafzins dafür zu bezahlen“, sagt Vorstand Gerd Rothenbacher. Einziger Lichtblick: Mit der Erhöhung der Mindestreserveeinlagegrenzen für Banken läuft die Raiffeisenbank Westhausen zumindest im aktuellen Zeitraum keine Gefahr, Strafzinsen zahlen zu müssen. Auch plane die Genossenschaftsbank, zur Zeit keine Strafzinsen für Einlagen ihrer Kunden zu verlangen, so Rothenbacher.
Die meisten Erträge erwirtschaftet die Raiffeisenbank Westhausen noch über Zinsüberschüsse, die aber aufgrund auslaufender Kredite, abgeschlossen in der Hochzinsphase, bald weniger werden dürften. Aktuell kann die Bank hier noch 3,93 Millionen Euro abschöpfen. „In den nächsten fünf Jahren aber rechnen wir mit einem Ertragsüberschussrückgang von insgesamt 1,2 Millionen Euro, die wir nur bedingt über konventionelle Einnahmesituationen wie Provisionsüberschüsse abpuffern können“, so Vorstandsmitglied Werner Schneider.
Hier kommt der Raiffeisenbank ihre überraschende Innovationsfähigkeit zugute. Schon seit einigen Jahren ist die Genossenschaftsbank auf Geschäftsfeldern unterwegs, die nicht oder nur bedingt zu den klassischen Bankgeschäften gehören. So ist die Raiffeisenbank Westhausen Besitzer eines großen Solarfeldes in den neuen Bundesländern und kann zwei Netto-Märkte im Ostalbkreis beziehungsweise deren Marktgebäude ihr Eigen nennen.
Beteiligung an einem Windpark in Mecklenburg-Vorpommern
Im letzten Jahr hat die Bank auch in drei neue Mietshäuser in Westhausen investiert und kann sich, nach deren Fertigstellung im April beziehungsweise im Mai dieses Jahres, über regelmäßige Mieteinnahmen freuen. Zudem überrascht die Raiffeisenbank ihre Mitglieder mit der Ankündigung, in eine Beteiligung an einem Windpark in MecklenburgVorpommern investiert zu haben. Alle Investitionen in alternative und nachhaltige Ertragsquellen sollen der kleinen Genossenschaftsbank künftig rund eine Million Euro an Ertrag jährlich in die Kasse spülen.
Von einem „Kind“allerdings hat sich das Kreditinstitut Anfang dieses Jahres verabschiedet: dem kostenlosen Girokonto. „Die Digitalisierung und der Ausbau vieler neuer Bankangebote kosten Geld. Auf Dauer haben wir es uns nicht mehr leisten können, unsere Girokonten weiterhin kostenlos für unsere Kunden anzubieten“, so Rothenbacher. Seiner Meinung nach bewege man sich bei den neuen Kontoführungsgebühren aber am untersten Limit, im Vergleich zu anderen Banken.
In den Augen des Aufsichtsratsvorsitzenden Karl Kucher verfolgt die Raiffeisenbank ein klares, zukunftsweisendes Konzept. „Wendig, schnell, innovativ und immer schneller als die Konkurrenz sein. Das sind gute Voraussetzungen, um auch in Zukunft selbständig bleiben zu können“, meint Kucher. Der Fusionsdruck, also der Zusammenschluss mit größeren Banken, ist immer und überall zu spüren. Der Trend auf dem Bankenmarkt geht bislang in diese Richtung. Dem widersetzt sich die Raiffeisenbank bislang noch erfolgreich.
Wie sehr der kleinen Bank ihre Selbständigkeit am Herzen liegt, kann man auch gut an der Personalplanung ablesen. Dort hat sich die Raiffeisenbank mit der Ernennung von Bereichsleiterin Anja Göschl zur Generalbevollmächtigten strategisch komplett neu ausgerichtet und ihre interne Führungsebene gestärkt. Weiterhin stark agieren möchte man in Westhausen mit der Unterstützung von Vereinen, Organisationen und anderen Projekten mit Spenden. Und auf der diesjährigen Kapfenburgmesse vom 25. bis 26. April möchte die Raiffeisenbank sowieso einen guten Eindruck hinterlassen.