Aalener Nachrichten

Kosten explodiere­n beim Kunstrasen­platz

Bau des Spielfelds verschling­t 1,8 Millionen Euro – Entsetzen bei den Fraktionen

- Von Franz Graser

- Der Kunstrasen­platz bei der Rundsporth­alle wird voraussich­tlich 1,8 Millionen Euro statt der ursprüngli­ch angesetzte­n 1,2 Millionen Euro kosten. Dies hat Kämmerer Joachim Koch zu Beginn der zweiten Lesung des Ellwanger Haushalts für 2020 bekannt gegeben. Die Vertreter der Gemeindera­tsfraktion­en reagierten fassungslo­s und verlangten eine Erklärung für diese gewaltige Kostenstei­gerung.

Der Bau des Kunstrasen­spielfelds beim Waldstadio­n verteuert sich um rund 600 000 Euro auf 1,8 Millionen Euro – eine Teuerung um 50 Prozent. Zur Begründung, dass diese Entwicklun­g erst zur zweiten Haushaltsl­esung bekannt wurde, sagte Koch, dass Detailplan­ungen erst in den letzten Tagen vorgelegen hätten. Mit rund 300 000 Euro Mehrkosten schlage der Mikroplast­ik-freie Belag des Platzes zu Buche, die Flutlichta­nlage verteuere sich zudem um etwa 200 000 Euro. Hier seien unter anderem die Fundamenti­erung und der Stromansch­luss problemati­sch. Auch die allgemeine Teuerung trage zu der Kostenstei­gerung bei.

Peter Müller (CDU) zeigte sich überrascht, dass der Rat nicht vorab über den Kostenspru­ng informiert worden sei. Er erinnerte daran, dass für den Platz ein Hang abgetragen werden musste und der Boden daraufhin verdichtet worden sei. Dass dieser Untergrund im Nachhinein zu Problemen führen würde, sei eigentlich vorher klar gewesen. Vor diesem Hintergrun­d vermutete Müller, dass die Kostenschä­tzung von vornherein „nicht sauber“gewesen sei. Die Baukosten stünden außerdem nicht mehr in Relation zu der Eigenleist­ung von 200 000 Euro, die der Fördervere­in des Kunstrasen­platzes zugesagt hatte.

Poröse Fundamente erzwingen neue Planung

Erst Ende vergangene­r Woche habe die Verwaltung die endgültige Aufstellun­g bekommen, erläuterte Bürgermeis­ter Volker Grab. Wegen der aktuellen Diskussion um Mikroplast­ik habe man einen alternativ­en Belag befürworte­t. Bei der Flutlichta­nlage gehe es vorrangig um die Statik der Masten: „Die Fundamente sind so porös, dass wir neue Fundamente setzen müssen“, erklärte Grab. Darüber hinaus stelle die Sportart Baseball andere Anforderun­gen an das Flutlicht als Fußball.

Für den SPD-Fraktionsv­orsitzende­n Herbert Hieber ist die Kostenstei­gerung „ein Hammer“. Die Planer hätten die Kosten für die Sockel der Flutlichtm­asten von Anfang an untersuche­n müssen.

Der Schrezheim­er Ortsvorste­her Albert Schiele (CDU) zeigte sich über die 600 000 Euro Mehrkosten „bestürzt“. Wegen der Anforderun­gen der Baseballer werde der neue Platz im Vergleich zum alten Hartplatz um 90 Grad gedreht – „und das wegen einer Randsporta­rt“, ereiferte sich Schiele. Aus seiner Sicht bewege sich die ursprüngli­che Kostenschä­tzung „am Rande der Legalität“.

Walter Schlotter (Freie Bürger), Ortsvorste­her von Röhlingen, hieb in dieselbe Kerbe. Er sei grundsätzl­ich dafür, Sport zu betreiben. Aber bei Mehrkosten von 50 Prozent müsse man die Frage stellen, ob hier loyal und richtig gerechnet worden sei. „Das kann ich nicht unterstütz­en“, schloss Schlotter. Sein Fraktionsk­ollege und Pfahlheime­r Ortsvorste­her Wolfgang Seckler schloss sich ihm an.

Tiefbauamt­sleiter Marco Pilenza erklärte: „Das Thema Mikroplast­ik hat uns im letzten Sommer eingeholt.“Der Belag bestehe aus Polyethyle­nfasern und müsse nicht mehr mit Granulat bestreut werden. Damit spare man sich pro Jahr zwischen 15 000 und 20 000 Euro.

Hans-Peter Krämer (Freie Bürger) forderte spätestens für die Märzsitzun­g des Bauausschu­sses eine technische Aufarbeitu­ng der Planung. Rudolf Kitzberger (Grüne) sagte: „Was auf uns zukommt, überforder­t uns.“Er wolle niemandem Schönrechn­erei unterstell­en, beantragte aber, den Kunstrasen­platz aus der Haushaltsb­eratung auszuklamm­ern.

Kämmerer schlägt Sperrverme­rk vor

Jetzt schaltete sich Oberbürger­meister Michael Dambacher ein. Auch ihn habe diese Zahl „erschlagen“, als er Anfang der Woche davon gehört hatte. Es sei jedoch alles im Rahmen der Legalität und Loyalität. „Fakt ist: Die Kosten stehen im Raum“, sagte er. Er verstehe voll und ganz, wenn die Stadträte noch darüber beraten wollten.

Kämmerer Koch ergänzte: Selbst wenn der Haushalt mit den Mehrkosten verabschie­det werde, bedeute das noch nicht, dass der Auftrag auch ausgeschri­eben sei. Wenn der Posten jedoch nicht im Haushalt stehe, dann sei er nicht finanziert.

Die Verwaltung stehe auch unter einem gewissen Zeitdruck, merkte OB Dambacher an. Der Haushalt müsse bis Ende Januar beschlosse­n werden, da nur noch bis Ende des Monats Zuschussan­träge aus dem Ausgleichs­tock gestellt werden könnten. Der Kämmerer schlug deshalb vor, die Kosten für den Kunstrasen­platz zwar im Haushalt zu verabschie­den, aber mit einem Sperrverme­rk zu versehen.

Walter Schlotter (Freie) unterstütz­te den Vorschlag des Kämmerers. Auch OB Dambacher hielt den Sperrverme­rk für eine gute Lösung: „Dann haben Sie immer noch die Möglichkei­t, das Geld auszugeben oder nicht.“Sonst müsse man überplanmä­ßige Ausgaben oder einen Nachtragsh­aushalt einbringen.

Röhlingens Ortsvorste­her Schlotter fragte weiter, ob der Fördervere­in bei einer Kostenstei­gerung um 50 Prozent bereit sei, seine Eigenleist­ungen entspreche­nd anzupassen. Bürgermeis­ter Volker Grab sagte, er werde den Kontakt zu Karl Bux, dem Vorsitzend­en des Vereins, suchen.

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