Kosten explodieren beim Kunstrasenplatz
Bau des Spielfelds verschlingt 1,8 Millionen Euro – Entsetzen bei den Fraktionen
- Der Kunstrasenplatz bei der Rundsporthalle wird voraussichtlich 1,8 Millionen Euro statt der ursprünglich angesetzten 1,2 Millionen Euro kosten. Dies hat Kämmerer Joachim Koch zu Beginn der zweiten Lesung des Ellwanger Haushalts für 2020 bekannt gegeben. Die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen reagierten fassungslos und verlangten eine Erklärung für diese gewaltige Kostensteigerung.
Der Bau des Kunstrasenspielfelds beim Waldstadion verteuert sich um rund 600 000 Euro auf 1,8 Millionen Euro – eine Teuerung um 50 Prozent. Zur Begründung, dass diese Entwicklung erst zur zweiten Haushaltslesung bekannt wurde, sagte Koch, dass Detailplanungen erst in den letzten Tagen vorgelegen hätten. Mit rund 300 000 Euro Mehrkosten schlage der Mikroplastik-freie Belag des Platzes zu Buche, die Flutlichtanlage verteuere sich zudem um etwa 200 000 Euro. Hier seien unter anderem die Fundamentierung und der Stromanschluss problematisch. Auch die allgemeine Teuerung trage zu der Kostensteigerung bei.
Peter Müller (CDU) zeigte sich überrascht, dass der Rat nicht vorab über den Kostensprung informiert worden sei. Er erinnerte daran, dass für den Platz ein Hang abgetragen werden musste und der Boden daraufhin verdichtet worden sei. Dass dieser Untergrund im Nachhinein zu Problemen führen würde, sei eigentlich vorher klar gewesen. Vor diesem Hintergrund vermutete Müller, dass die Kostenschätzung von vornherein „nicht sauber“gewesen sei. Die Baukosten stünden außerdem nicht mehr in Relation zu der Eigenleistung von 200 000 Euro, die der Förderverein des Kunstrasenplatzes zugesagt hatte.
Poröse Fundamente erzwingen neue Planung
Erst Ende vergangener Woche habe die Verwaltung die endgültige Aufstellung bekommen, erläuterte Bürgermeister Volker Grab. Wegen der aktuellen Diskussion um Mikroplastik habe man einen alternativen Belag befürwortet. Bei der Flutlichtanlage gehe es vorrangig um die Statik der Masten: „Die Fundamente sind so porös, dass wir neue Fundamente setzen müssen“, erklärte Grab. Darüber hinaus stelle die Sportart Baseball andere Anforderungen an das Flutlicht als Fußball.
Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Hieber ist die Kostensteigerung „ein Hammer“. Die Planer hätten die Kosten für die Sockel der Flutlichtmasten von Anfang an untersuchen müssen.
Der Schrezheimer Ortsvorsteher Albert Schiele (CDU) zeigte sich über die 600 000 Euro Mehrkosten „bestürzt“. Wegen der Anforderungen der Baseballer werde der neue Platz im Vergleich zum alten Hartplatz um 90 Grad gedreht – „und das wegen einer Randsportart“, ereiferte sich Schiele. Aus seiner Sicht bewege sich die ursprüngliche Kostenschätzung „am Rande der Legalität“.
Walter Schlotter (Freie Bürger), Ortsvorsteher von Röhlingen, hieb in dieselbe Kerbe. Er sei grundsätzlich dafür, Sport zu betreiben. Aber bei Mehrkosten von 50 Prozent müsse man die Frage stellen, ob hier loyal und richtig gerechnet worden sei. „Das kann ich nicht unterstützen“, schloss Schlotter. Sein Fraktionskollege und Pfahlheimer Ortsvorsteher Wolfgang Seckler schloss sich ihm an.
Tiefbauamtsleiter Marco Pilenza erklärte: „Das Thema Mikroplastik hat uns im letzten Sommer eingeholt.“Der Belag bestehe aus Polyethylenfasern und müsse nicht mehr mit Granulat bestreut werden. Damit spare man sich pro Jahr zwischen 15 000 und 20 000 Euro.
Hans-Peter Krämer (Freie Bürger) forderte spätestens für die Märzsitzung des Bauausschusses eine technische Aufarbeitung der Planung. Rudolf Kitzberger (Grüne) sagte: „Was auf uns zukommt, überfordert uns.“Er wolle niemandem Schönrechnerei unterstellen, beantragte aber, den Kunstrasenplatz aus der Haushaltsberatung auszuklammern.
Kämmerer schlägt Sperrvermerk vor
Jetzt schaltete sich Oberbürgermeister Michael Dambacher ein. Auch ihn habe diese Zahl „erschlagen“, als er Anfang der Woche davon gehört hatte. Es sei jedoch alles im Rahmen der Legalität und Loyalität. „Fakt ist: Die Kosten stehen im Raum“, sagte er. Er verstehe voll und ganz, wenn die Stadträte noch darüber beraten wollten.
Kämmerer Koch ergänzte: Selbst wenn der Haushalt mit den Mehrkosten verabschiedet werde, bedeute das noch nicht, dass der Auftrag auch ausgeschrieben sei. Wenn der Posten jedoch nicht im Haushalt stehe, dann sei er nicht finanziert.
Die Verwaltung stehe auch unter einem gewissen Zeitdruck, merkte OB Dambacher an. Der Haushalt müsse bis Ende Januar beschlossen werden, da nur noch bis Ende des Monats Zuschussanträge aus dem Ausgleichstock gestellt werden könnten. Der Kämmerer schlug deshalb vor, die Kosten für den Kunstrasenplatz zwar im Haushalt zu verabschieden, aber mit einem Sperrvermerk zu versehen.
Walter Schlotter (Freie) unterstützte den Vorschlag des Kämmerers. Auch OB Dambacher hielt den Sperrvermerk für eine gute Lösung: „Dann haben Sie immer noch die Möglichkeit, das Geld auszugeben oder nicht.“Sonst müsse man überplanmäßige Ausgaben oder einen Nachtragshaushalt einbringen.
Röhlingens Ortsvorsteher Schlotter fragte weiter, ob der Förderverein bei einer Kostensteigerung um 50 Prozent bereit sei, seine Eigenleistungen entsprechend anzupassen. Bürgermeister Volker Grab sagte, er werde den Kontakt zu Karl Bux, dem Vorsitzenden des Vereins, suchen.