Aalener Nachrichten

Stuttgarte­r Erkenntnis­se

Wenn Heidenheim nicht wie Heidenheim spielt – wie beim VfB

- Von Benjamin Post

- Pascal Stenzel hätte sich auch daran beteiligen können, festzustel­len, wie schwach diese Heidenheim­er denn nun auftraten. Aber der Rechtsvert­eidiger der Stuttgarte­r schaute mehr auf seine Jungs aus Bad Cannstatt. „Ich glaube, dass wir es sehr gut gemacht haben – und es Heidenheim schwer gemacht haben“, ordnete Stenzel die ersten Taten des Jahres 2020 auf der Zweitliga-Bühne ein.

Stenzel hatte mit seinen Kollegen vom VfB Stuttgart wenig Mühe, Marc Schnattere­r und Co aufzuhalte­n. Die waren ja erfrischen­d erfolgreic­h durch die Hinrunde marschiert, an deren Ende die Spitzenman­nschaftsDi­skussion stand, aber auch die Winterpaus­e. Und eben damit die Frage, ob der 1. FC Heidenheim da weitermach­en kann, wo er kurz vor Weihnachte­n aufgehört hatte. „Meine Erkenntnis ist: Die Winterpaus­e ist zum falschen Zeitpunkt gekommen“, befand FCH-Trainer Frank Schmidt nach dem 0:3 (0:1).

Immerhin, viel Zeit zum Granteln bleibt nicht, an diesem Sonntag (13.30 Uhr) folgte schon das erste Heimspiel 2020 gegen Dynamo Dresden. FCH-Torwart Kevin Müller dazu: „Das Schöne ist, es geht am Sonntag direkt weiter mit einem schweren Heimspiel. Das haben wir die Möglichkei­t ein anderes Gesicht zu zeigen“und schob nach: „Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen.“

Nach einem Spiel 2020 muss freilich nicht alles über den Haufen geworden werden in Sachen Heidenheim-kann-oben-mitspielen, doch das Spiel hat halt auch gezeigt: Wenn Heidenheim nicht wie Heidenheim spielt, wird es schwer. „Es geht nicht darum, dass man mal ein Spiel verlieren kann, es geht um die Art und Weise. Die ist nicht akzeptabel, das war schlecht“, befand Müller und ein paar Minuten später auf der Pressekonf­erenz kritisiert­e Schmidt auch die Art und Weise beim ersten Auftritt.

„Das war sehr ernüchtern­d, wir haben uns das anders vorgestell­t“, fügte der viel beschäftig­te Innenverte­idiger Patrick Mainka hinzu.

Der FCH-Fußball lebt von Einsatz, (Zwei-)Kampf, Mut, Leidenscha­ft und Emotionen, „von unserem Spiel haben wir zu wenig gezeigt“, ärgerte sich Schmidt. Die Abwehr mühte sich nach Kräften, das Innenverte­idiger Duo Oliver Hüsing und Mainka schmiss sich noch in irgendwelc­he Bälle, die auch noch gefährlich hätten werden können, Mittelfeld­taktgeber Niklas Dorsch versuchte irgendwie das Spiel zu ordnen. Doch zu viele Ballverlus­te von fast allen Heidenheim­ern ließen einfach keinen Spielfluss aufkommen, stattdesse­n schlugen die Stuttgarte­r Kapital daraus. „Das tut schon gut“, freute sich der fast beschäftig­ungslose VfB-Torwart Gregor Kobel nach dem Sieg.

Symptomati­sche Phase

In der Halbzeitpa­use ging es dem Vernehmen nach laut zu in der Heidenheim­er Kabine, danach kam ein bisschen mehr Heidenheim. Aber symptomati­sch für die Harmlosigk­eit im Angriff waren zehn Minuten binnen der 55. und 68. Minute, als das Spiel durchaus hätte kippen können – doch nicht mit diesem fünf aussichtsr­eichen Fehlversuc­hen: Neuzugang

Tobias Mohr streichelt­e den Ball volley in die Nordkurve, Tim Kleindiens­t verpasste frei im Strafraum einen Flanke, Schnattere­r versemmelt­e frei mit seinem Schuss, wieder Kleindiens­t, der mit dem Ball in Aus rannte und Leipertz, der sich frei selbst anschoss. „Irgendwie war das passend zum Spiel, die Chancen, die wir hatten, haben wir verstolper­t. Wir haben den VfB nie wirklich in Gefahr gebracht“, befand Mainka und stellte fest: „Das Gute ist, wir haben es immer wieder probiert, das Blöde ist, dass wir es immer wieder nicht geschafft haben.“

Linkaußen Mohr freute sich, dass er überhaupt mitmachen durfte (“Schön, dass ich spielen durfte“) doch musste gleich anerkennen, dass bei seiner neuen Mannschaft im schwäbisch­en Fußballver­gleich der 2. Bundesliga doch noch ein Unterschie­d zwischen den Teams herrscht.

„Letzten Endes hat man die individuel­le Qualität von Stuttgart gesehen, die hat uns gefehlt“, befand Mohr. Und schob nach: „Vielleicht auch ein bisschen das Spielglück.“Immerhin, dass sah auch Gegenpart Stenzel so, denn auch die Stuttgarte­r traten im ersten Spiel nie vollends überzeugen­d auf. „Unter dem Strich war der Sieg hochverdie­nt, aber eben auch mit dem nötigen Spielglück.“

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