Weiterbildung signalisiert Lernbereitschaft
ab. „Grundsätzlich haben es Absolventen technischer und naturwissenschaftlicher Studiengänge einfacher mit dem Berufseinstieg. Aber auch hier sind praktische Erfahrungen von Vorteil“, sagt Lehmann. In den geisteswissenschaftlichen Studiengängen jedoch seien praktische Erfahrungen unabdingbar.
„Ich denke, das muss jeder für sich selbst entscheiden, wie und in welcher Art Berufserfahrung für jemanden wichtig ist“, sagt Klara Feicht. „Aus meiner Sicht ist es aber in meinem Studium wichtiger, Erfahrung zu sammeln, als in anderen Bereichen“, so die Studentin, „da es in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen keine Musterlösung gibt und keine Vorlesung der Welt einem beibringt, was man von ihnen selbst lernt.“Vorerfahrung kann sich außerdem finanziell auszahlen. Malte Sander vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sagt: „Praktika wirken sich in den Geisteswissenschaften wesentlich positiver auf das Einstiegsgehalt aus als in den Naturwissenschaften oder der Technikbranche.“Beim Eintritt in geisteswissenschaftliche Berufe hebe Vorerfahrung den Lohn im Schnitt um elf Prozent. Grundsätzlich sei das Einstiegsgehalt in den anderen Bereichen aber höher.
Laut Sander zeigen Erasmusstudien, dass Studierende, die Berufserfahrung im Ausland gesammelt haben, schneller einen Job finden. Verena Schultz-Coulon von der Universität Heidelberg präzisiert: „Tätigkeiten im Ausland sind sinnvoll und wichtig, wenn Studierende in internationalen Konzernen oder bei internationalen Organisationen arbeiten möchten.“Im Zuge der zunehmenden Globalisierung sei es wichtig, interkulturelle Erfahrungen und entsprechende Kompetenzen zu erwerben.
Ob Kellnern, Kurierfahrten oder Flyer verteilen: Wer neben dem Studium Brotjobs nachgeht, um sich sein Auskommen zu sichern, muss sich nicht schämen. „Zunächst ist es sehr wichtig, die eigene Lebenslage mit Stolz zu betrachten“, sagt Ragnhild Struss. „Wer neben dem Studium darauf angewiesen ist, durch fachfremde Jobs Geld zu verdienen, dem gebührt Respekt.“Sie empfiehlt diesen Studierenden, „alle möglichen Arten der Weiterbildung zu nutzen: VHSKurse belegen, Vorträge besuchen oder Bücher lesen.“Denn solche autodidaktischen Bemühungen signalisierten Eigeninitiative und Lernbereitschaft.
Eine weitere Möglichkeit besteht laut Struss darin, staatliche Förderung zu beantragen, um sich dann mit Praktika oder anderen Tätigkeiten beschäftigen zu können. Neben BAFÖG könnten Stipendien eine Option sein. Auch Malte Sander rät Studierenden, sich finanzielle Hilfe zu holen. „Es ist möglich, sich einen Überbrückungskredit von beispielsweise einem Jahr auszahlen zu lassen, sodass man sich innerhalb dieses Zeitraums mit Berufserfahrung auseinandersetzen kann.“Fazit: Es ist ratsam, während des Studiums möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Ein roter Faden sollte aber erkennbar sein. Diejenigen, die beim Berufseinstieg noch grün hinter den Ohren sind, haben es etwas schwerer auf dem Arbeitsmarkt. (dpa)