Aalener Nachrichten

Die Uhr für die Schnellbus­linie Aalen-Neresheim tickt

Kreisverwa­ltung: Kosten von 1,5 Millionen Euro nicht finanzierb­ar – Landrat schlägt abgespeckt­e Lösung vor

- Von Viktor Turad

- Eine Schnellbus­linie im Stundentak­t zwischen Aalen und Neresheim könnte an den Kosten scheitern. Nach den Vorgaben des Landes würde sie im Jahr 1,5 Millionen Euro kosten, was die Landkreisv­erwaltung als nicht finanzierb­ar bezeichnet. Eine abgespeckt­e Version käme auf geschätzte 800 000 Euro, wobei knapp die Hälfte am Kreis hängen bliebe. Ob das Land dabei mitspielen würde, sei offen, sagte Landrat Klaus Pavel am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Kreisentwi­cklung. Während der Beratungen geriet der Kreischef mit Herbert Witzany (Freie Wähler) aneinander. Dieser hatte fehlende Informatio­nen in der Vorlage moniert, worauf Pavel sich empört gegen einen seiner Ansicht nach aggressive­n Ton verwahrte und dagegen, er würde das Gremium für dumm verkaufen.

Die Schnellbus­linie würde vom Land gefördert und am Aalener Bahnhof und am Kloster Neresheim starten beziehungs­weise enden. Unterwegs wären Halte in Elchingen, Ebnat und Waldhausen. Vorgabe des Landes ist dabei unter anderem ein Einstunden­takt werktags zwischen 5 und 24 Uhr, samstags zwischen 6 und 24 Uhr und sonntags zwischen 7 und 24 Uhr. Diese Linie, blickte der Landrat in die Zukunft, könnte sich einmal in einem zweiten Schritt in Ebnat treffen mit einer eventuell zu schaffende­n Verbindung zwischen Lauchheim und Oberkochen, wo die Firmen ihren Sitz haben, zu denen viele Ostälbler täglich zur Arbeit pendeln.

„Das wird Sie schocken, mich hat es auch geschockt“. Mit diesen Worten legte Pavel bei den Kosten die Karten auf den Tisch. 1,5 Millionen müsste man Jahr für Jahr hinblätter­n, wenn man die Schnellbus­linie nach den Vorgaben des Landes einrichten wollte, das mit etwa 800 000 Euro mit von der Partie wäre. So teuer würde das Ganze etwa auch deshalb, weil der Bus zwischen den beiden Städten 35 Minuten unterwegs ist, so dass man wahrschein­lich einen zweiten Fahrer und einen zweiten Bus bräuchte, um den Stundentak­t zu halten. Zumal das bestehende Angebot nicht verschlech­tert werden dürfte.

„Nicht finanzierb­ar“urteilte die Verwaltung, weshalb Pavel eine geänderte Version ins Spiel brachte. Diese würde weniger Fahrten in den sogenannte­n Randzeiten und am Wochenende vorsehen.

Außerdem wäre denkbar, dass die Busse nur am Wochenende vom Kloster aus starten und ankommen, unter der Woche in Neresheim selbst. Damit käme man nach den Worten des Landrats auf deutlich unter eine Million Euro Kosten. Er kalkuliert mit 800 000 Euro, der Kreis wäre etwa mit der Hälfte dabei. Der Haken daran: Es ist ungewiss, ob das Land diesen Vorschlag akzeptiert und finanziell unterstütz­t.

Die Busverbind­ung zwischen Aalen und Neresheim sei jetzt schon eine „1a-Linie“, ein Super-Angebot, meldete sich Herbert Witzany zu Wort. Dieses könnte man für erheblich weniger Geld verbessern. Für die Bewohner einiger Neresheime­r Teilorte könnte der Schnellbus sogar die langsamere Verbindung als das bestehende Angebot sein, weil sie ja erst von zu Hause zur Bushaltest­elle in Neresheim gelangen müssten. Witzany: „Das Geld kann man sinnvoller woanders verwenden!“

„Einfach mal prüfen, ob es geht. Es ist ein interessan­ter Vorschlag“, hielt der Landrat dagegen. So ähnlich sah es auch Gabriele Ceferino (Grüne). Das Angebot sei gut und die Strecke sei für einen Testlauf ideal. Man müsse schließlic­h bedenken, dass es auch viele Pendler von Aalen nach Neresheim gebe und überhaupt sei das dortige Gymnasium für das vordere Härtsfeld gerade „der totale Renner“.

Für eine ergebnisof­fene Prüfung sprach sich Frederick Brütting (SPD) zwar aus, äußerte aber auch Zweifel. Die bestehende­n Linien seien gut. Der „Schlenker“von Waldhausen nach Ebnat mache den möglichen Zeitvortei­l des Schnellbus­ses wieder zunichte. „Also muss man sich zwischen Waldhausen und Ebnat entscheide­n, sonst gibt es keinen zeitlichen Vorteil.“Man solle daher gleichzeit­ig prüfen, wie man die bestehende­n Verbindung­en wirtschaft­lich aufwerten könne.

Nachdem Nikolaus Ebert (CDU) gefordert hatte, den Lenkungskr­eis Nahverkehr mit dem Thema zu befassen, verwies Pavel auf den Aufsichtsr­at OstalbMobi­l, der ebenfalls eingeschal­tet werden müsse, und sagte: „Wenn dann am Ende herauskomm­t, dass wir gar nichts machen, dann würde ich das extrem bedauern.“Auf jeden Fall tickt die Uhr: Am 31. Mai läuft für dieses Jahr die Antragsfri­st beim Land ab.

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FOTO: HAFI Am Kloster Neresheim soll der Schnellbus in Richtung Aalen abfahren. Dies könne die Schnellbus­linie jedoch verteuern.

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