Aalener Nachrichten

„Irgendwo muss man Grenzen setzen“

Eisbeutel-Affäre: FBE-Stadtrat Grill entschuldi­gt sich – Malteser würden Freikarte nicht ausschlage­n.

- Von Alexander Gässler

- Franz Josef Grill rudert zurück. Seine Äußerung im Gemeindera­t sei „etwas unglücklic­h“gewesen und „aus dem Zusammenha­ng gerissen“worden, sagt der Freie Bürger den „Aalener Nachrichte­n/Ipfund Jagst-Zeitung“. Er habe niemandem zu nahe treten wollen.

Darum geht’s: Grill will den freien Eintritt ins Wellenbad für Mitglieder der Feuerwehr nicht auf andere Blaulichto­rganisatio­nen ausweiten. Das hatte er so begründet: Dann seien auch die Ehrenamtli­chen dabei,

„die einen Eisbeutel übers Fußballfel­d ziehen“– oder aufs Spielfeld „schmeißen“.

Er habe scharf formuliert, sagt Grill jetzt, bleibt sich aber in der Sache treu. Er gönne jedem freien Eintritt ins Wellenbad – „aber nicht auf Kosten der Stadt“. Denn ihrem Wohl sei er als Stadtrat verpflicht­et, erinnert Grill, der bei der Kommunalwa­hl im Mai die meisten Stimmen bekommen hatte.

Mit seiner Meinung liegt der Freie Bürger ganz auf Linie von OB Michael Dambacher und der Verwaltung. Die Feuerwehr sei eine Institutio­n der Stadt, sagt Grill. Und: „Irgendwo muss man Grenzen setzen.“Er habe Respekt vor dem Ehrenamt. Allerdings verstehe er die Kritik der Hilfsorgan­isationen nicht. Er arbeite seit Jahrzehnte­n mit ihnen zusammen.

Grill ist Allgemeinm­ediziner und Leitender Notarzt. Von DRK und Maltesern ist er, wie er sagt, menschlich enttäuscht. Niemand habe angerufen und ihn auf seine Äußerung im Gemeindera­t angesproch­en.

Entsetzt haben Grill die „Hasskommen­tare“in den sozialen Medien des Internets. Seine Praxis werde schlecht gemacht, sagt er. Grill versteht nicht, was seine Arbeit mit seinem Ehrenamt als Gemeindera­t zu tun haben soll.

Kritik musste Grill unter anderem von der DRK-Kreisberei­tschaft in Aalen einstecken. Er habe Hunderte DRK-Helfer herabgeset­zt und zu Eisträgern diffamiert, hieß es.

Via Facebook haben sich am Wochenende auch der DRK-Ortsverban­d und die Malteser geäußert. In einer ausführlic­hen Stellungna­hme zur Diskussion im Gemeindera­t schreibt das DRK: Dambachers Aussage, dass die Feuerwehr eine ehrenamtli­che Pflichtauf­gabe sei und sich somit von anderen Blaulichto­rganisatio­nen unterschei­de, sei leider nicht korrekt. Alle Ellwanger Hilfsorgan­isationen, Deutsches Rote Kreuz, Malteser Hilfsdiens­t, Technische­s Hilfswerk und die Deutsche Lebensrett­ungsgesell­schaft seien rein ehrenamtli­ch strukturie­rt.

Grills Äußerung wird als „abwertend und respektlos“empfunden. „Damit werden die unzähligen Einsätze unseres Ortsverein­s für die Stadt Ellwangen herabgewür­digt.“Das DRK stemme Jahr für Jahr 30 bis 35 Sanitätsdi­enste im Stadtgebie­t. Dafür nähmen die meisten Mitglieder Urlaub oder Überstunde­n und opferten ihre Freizeit, um für die Bevölkerun­g da zu sein.

Hinzu kämen Blutspende­dienste, Einsätze auf der Autobahn und Fortbildun­gen, „damit der nächste Patient die bestmöglic­he Versorgung erfährt“. All das machen die Helfer unentgeltl­ich, wie der DRK-Ortsverein schreibt. Und: „Uns geht es in diesem Kontext jedoch nicht um irgendwelc­he Boni von der Stadt, denn ob mit oder ohne, wir werden auch weiterhin für die Ellwanger da sein.“

Ähnlich äußern sich unter der Überschrif­t „#Ehrenamt rettet Leben“die Malteser „Uns geht es um das Wohl der Bevölkerun­g. Gleichwohl würden wir eine Freikarte nicht ausschlage­n.“Das THW unterstütz­t die Beiträge von DRK und Maltesern auf seiner Facebookse­ite ausdrückli­ch.

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FOTO: ARCHIV Franz Josef Grill

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