„Irgendwo muss man Grenzen setzen“
Eisbeutel-Affäre: FBE-Stadtrat Grill entschuldigt sich – Malteser würden Freikarte nicht ausschlagen.
- Franz Josef Grill rudert zurück. Seine Äußerung im Gemeinderat sei „etwas unglücklich“gewesen und „aus dem Zusammenhang gerissen“worden, sagt der Freie Bürger den „Aalener Nachrichten/Ipfund Jagst-Zeitung“. Er habe niemandem zu nahe treten wollen.
Darum geht’s: Grill will den freien Eintritt ins Wellenbad für Mitglieder der Feuerwehr nicht auf andere Blaulichtorganisationen ausweiten. Das hatte er so begründet: Dann seien auch die Ehrenamtlichen dabei,
„die einen Eisbeutel übers Fußballfeld ziehen“– oder aufs Spielfeld „schmeißen“.
Er habe scharf formuliert, sagt Grill jetzt, bleibt sich aber in der Sache treu. Er gönne jedem freien Eintritt ins Wellenbad – „aber nicht auf Kosten der Stadt“. Denn ihrem Wohl sei er als Stadtrat verpflichtet, erinnert Grill, der bei der Kommunalwahl im Mai die meisten Stimmen bekommen hatte.
Mit seiner Meinung liegt der Freie Bürger ganz auf Linie von OB Michael Dambacher und der Verwaltung. Die Feuerwehr sei eine Institution der Stadt, sagt Grill. Und: „Irgendwo muss man Grenzen setzen.“Er habe Respekt vor dem Ehrenamt. Allerdings verstehe er die Kritik der Hilfsorganisationen nicht. Er arbeite seit Jahrzehnten mit ihnen zusammen.
Grill ist Allgemeinmediziner und Leitender Notarzt. Von DRK und Maltesern ist er, wie er sagt, menschlich enttäuscht. Niemand habe angerufen und ihn auf seine Äußerung im Gemeinderat angesprochen.
Entsetzt haben Grill die „Hasskommentare“in den sozialen Medien des Internets. Seine Praxis werde schlecht gemacht, sagt er. Grill versteht nicht, was seine Arbeit mit seinem Ehrenamt als Gemeinderat zu tun haben soll.
Kritik musste Grill unter anderem von der DRK-Kreisbereitschaft in Aalen einstecken. Er habe Hunderte DRK-Helfer herabgesetzt und zu Eisträgern diffamiert, hieß es.
Via Facebook haben sich am Wochenende auch der DRK-Ortsverband und die Malteser geäußert. In einer ausführlichen Stellungnahme zur Diskussion im Gemeinderat schreibt das DRK: Dambachers Aussage, dass die Feuerwehr eine ehrenamtliche Pflichtaufgabe sei und sich somit von anderen Blaulichtorganisationen unterscheide, sei leider nicht korrekt. Alle Ellwanger Hilfsorganisationen, Deutsches Rote Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Technisches Hilfswerk und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft seien rein ehrenamtlich strukturiert.
Grills Äußerung wird als „abwertend und respektlos“empfunden. „Damit werden die unzähligen Einsätze unseres Ortsvereins für die Stadt Ellwangen herabgewürdigt.“Das DRK stemme Jahr für Jahr 30 bis 35 Sanitätsdienste im Stadtgebiet. Dafür nähmen die meisten Mitglieder Urlaub oder Überstunden und opferten ihre Freizeit, um für die Bevölkerung da zu sein.
Hinzu kämen Blutspendedienste, Einsätze auf der Autobahn und Fortbildungen, „damit der nächste Patient die bestmögliche Versorgung erfährt“. All das machen die Helfer unentgeltlich, wie der DRK-Ortsverein schreibt. Und: „Uns geht es in diesem Kontext jedoch nicht um irgendwelche Boni von der Stadt, denn ob mit oder ohne, wir werden auch weiterhin für die Ellwanger da sein.“
Ähnlich äußern sich unter der Überschrift „#Ehrenamt rettet Leben“die Malteser „Uns geht es um das Wohl der Bevölkerung. Gleichwohl würden wir eine Freikarte nicht ausschlagen.“Das THW unterstützt die Beiträge von DRK und Maltesern auf seiner Facebookseite ausdrücklich.