Viel los vor dem Bonusspiel
VfB Stuttgart verklagt eine IT-Firma, verurteilt eigene Fans – und um Fußball gehts auch
- Die erste kleinere Delle unter Trainer Pellegrino Matarazzo mit dem glücklichen 1:1 beim FC St. Pauli ist erst wenige Tage alt, da sorgt das Umfeld des VfB Stuttgart gleich für mehrere Nebenkriegsschauplätze. Sind die Choreografien und Aktionen der Brustring-Fans normalerweise kreativ und bombastisch, sorgte ein Spruchband beim Auswärtsspiel in Hamburg für mächtig Wirbel, sogar so großen, dass die Vereinsführung verlauten ließ: „Derartige Aktionen sind absolut indiskutabel und mit den Werten des VfB Stuttgart nicht vereinbar. Dagegen verwehrt sich der VfB ausdrücklich.“
Was war passiert? Einige Anhänger hielten im Gästeblock ein Plakat mit den Worten „Geizige Schwaben ficken eure Mütter zu fairen Preisen” hoch und reagierten damit wohl auf ein Spruchband der Pauli-Fans beim Hinspiel in Stuttgart, auf dem hieß: „Geizige Schwaben nehmen arme Zecken aus. Fickt eure Ticketpreise!“Eine Retourkutsche, die deutlich nach hinten losging.
Auch in den juristischen Streit um die WLAN-Panne bei der abgebrochenen Mitgliederversammlung kommt neuen Schwung. Der Aufstiegsanwärter klagt nun ebenfalls und will vor dem Landgericht Stuttgart feststellen lassen, ob die IT-Firma, die das elektronische Abstimmungssystem für die Versammlung bereitgestellt hatte, schadenersatzpflichtig ist. Bereits zuvor hatte die Firma gegen den VfB geklagt. Sie fordert die Zahlung von 30 980,64 Euro für die Bereitstellung des Systems.
Also Aufreger genug, die durch ein sportliches Erfolgserlebnis schnell in den Hintergrund gespielt werden könnten. Doch ist sich Matarazzo vor dem Achtelfinale (18.30 Uhr/Sky) bei Bayer 04 Leverkusen nicht einmal wirklich sicher, welche Bedeutung der DFB-Pokal für die Profis des VfB überhaupt hat. „Das werden wir morgen sehen“, sagte der Trainer mit einem Schmunzeln. Matarazzo weiß, dass die Rückkehr in die Bundesliga beim VfB über allem steht. Trotzdem sieht er die Auswärtsaufgabe beim Bundesliga-Fünften nicht als Störfaktor und betont: „Wir wollen immer den maximalen Erfolg. Der Aufstieg ist klar festgelegt als Ziel, und wir wollen auch im Pokal eine Runde weiterkommen.“
Es ist vier Jahre her, dass die Württemberger das bislang letzte Mal im Viertelfinale des DFB-Pokals standen. Anfang Februar 2016 war dort nach einer 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund Schluss. Ein paar Monate später stieg der VfB in die 2. Liga ab, in der er jetzt wieder um den Aufstieg kämpft. Die Partie in Leverkusen bezeichnete Sportdirektor Sven Mislintat daher als „Bonusspiel“. Auch wenn er sagt: „Wir fahren aber nicht hin, um uns zu ergeben.“
Es ist jedoch möglich, dass Matarazzo das Spiel zur Rotation nutzt. In der Innenverteidigung muss er ohnehin improvisieren, da Kapitän Marc Oliver Kempf wegen eines Kieferbruchs ausfällt. Möglicherweise
spielt stattdessen U21-Nationalspieler Maxime Awoudja. Auch der ExLeverkusener Gonzalo Castro ist eine Option für die Startelf, in der ganz sicher Ersatztorhüter Fabian Bredlow für den leicht am Hüftbeuger verletzten Stammkeeper Gregor Kobel
stehen wird. „Aber unabhängig der Probleme von Gregor hätte Fabian sowieso gespielt“, sagte Matarazzo. Bredlow war auch schon in den bisherigen zwei Pokal-Partien zum Einsatz gekommen.
Die Werkself charakterisierte Matarazzo als „sehr offensivstarke Mannschaft mit viel Speed nach vorne“. Aber er machte auch die Schwächen des Teams von Trainer Peter Bosz aus. „Sie gehen schon gewisse Risiken ein im Defensivspiel.“Diese Lücken will der VfB nutzen und mutiger spielen als in Hamburg. Dort sei es offensiv „nicht zufriedenstellend“gewesen, sagte Matarazzo. Auch nicht ganz unwichtig: „Ich glaube, die Jungs freuen sich.“
„Derartige Aktionen sind absolut indiskutabel und mit den Werten des VfB Stuttgart nicht vereinbar.“
Präsidium und Vorstand des VfB Stuttgart