Aalener Nachrichten

Brautmodeg­eschäft will aufs Stadtoval

Kaum liegt das Acocella-Gutachten vor, soll es auch schon aufgeweich­t werden.

- Von Verena Schiegl

- Ein Brautmodeg­eschäft will in naher Zukunft in Aalen eröffnen. Das ist allerdings nicht die Nachricht, die so manchem Einzelhänd­ler sauer aufstoßen wird, sondern vielmehr die Tatsache, dass sich ein solches auf dem Stadtoval ansiedeln möchte. Das Areal, auf dem auch der Kulturbahn­hof bald seine Pforten öffnet, ist für zentrumsre­levanten Einzelhand­el tabu. Josef Funk, Vorsitzend­er des Innenstadt­vereins Aalen City aktiv, warnt die Stadt davor, erneut Fehlentsch­eidungen zu treffen.

Die Nachricht, dass sich zwei Frauen mit einem Brautmodel­aden auf dem Aalener Stadtoval selbststän­dig machen wollen, erreichte Josef Funk per Anruf der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und Jagst-Zeitung“am Mittwochmo­rgen. Dies sei ihm bis dato neu gewesen. Am Nachmittag hatte er einen Termin beim Wirtschaft­sförderer der Stadt Aalen, Felix Unseld. In dem Gespräch habe er diesen sofort mit einer möglichen Ansiedlung eines solchen Geschäfts auf dem Stadtoval konfrontie­rt.

Laut Stadt Aalen könnte ein derartiger Laden mit eng auf Brautmoden begrenztem Sortiment auch laut Einzelhand­elsgutacht­en auf dem Stadtoval genehmigt werden, sagt Sascha Kurz, stellvertr­etender Pressespre­cher der Stadt Aalen, auf Nachfrage der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und Jagst-Zeitung“. Allerdings sei dafür ein Antrag auf Ausnahmege­nehmiein gung notwendig. Ein solcher Antrag sei beim städtische­n Bauordnung­samt derzeit weder eingereich­t und insofern noch nicht bewilligt worden.

Sollte ein solcher bewilligt werden, „bin ich ebenso wenig glücklich darüber wie auch andere Einzelhänd­ler in der City“, sagt Funk. Immerhin gebe es in der Innenstadt viele Leerstände, die gefüllt werden müssten. Wie auch die Stadt Aalen sei er allerdings zähneknirs­chend kompromiss­bereit. Wenn dieses Geschäft auf einer Gewerbeflä­che der städtische­n Wohnungsba­u auf rund 110 Quadratmet­ern nur Mode für die Braut in Form von Hochzeitsk­leidern anbietet, könne er damit leben. Auch wenn ein solches Angebot für die Aalener Innenstadt

wichtiger Magnet wäre. Denn seit der Geschäftsa­ufgabe von Brautmoden Möbius in der Bahnhofstr­aße fehle ein solches Angebot in der City. Sobald es allerdings Richtung Mode für die Brautmutte­r in Form von Abendkleid­ern und Co. gehe, sehe er Rot. Ein solches Sortiment würde dem Einzelhand­el in der Innenstadt das Wasser abgraben.

Und hierin liege auch der Knackpunkt. Kompromiss­e einzugehen, sei schön und gut. Konsequent sei das allerdings nicht, sagt Funk. „Denn wo fängt man an zu akzeptiere­n und wo hört man auf ?“In diese Kritik bezieht er auch seine Kompromiss­bereitscha­ft ein. Wenn man das Einzelhand­elsgutacht­en von Donato Acocella ernst nehme, für das die Stadt viel Geld ausgegeben habe, dürfe diese die Ansiedlung eines solchen Geschäfts in der Peripherie nicht zulassen. Sollte in der Innenstadt keine Fläche für ein Brautmodeg­eschäft gefunden werden, müssten die Kunden eben mit Läden wie in Abtsgmünd oder in Lauchheim Vorlieb nehmen.

Dafür zu sorgen, dass die städtische Wohnungsba­u ihre Gewerbeflä­chen mit Mietern vollbekomm­t, sei nicht Aufgabe der Stadt, sagt ein Insider, der namentlich nicht genannt werden möchte. Auf den Druck der städtische­n Tochter sei eine Ansiedlung eines Brautmodeg­eschäfts allerdings überhaupt erst in Erwägung gezogen worden.

Querzuschi­eßen liegt Josef Funk fern. Aber man müsse wachsam bleiben. Er warnt davor, dieselben Fehler wie in der Vergangenh­eit zu machen und denkt an die Niederlass­ung des Sportartik­eldiscount­ers Decathlon im Gewerbegeb­iet Dauerwang und die Ansiedlung des Modegeschä­fts Organda im Safe-Motodrom. Handel gehöre nicht in die Peripherie, sondern in die City. Und selbst wenn die Stadt die Ansiedlung eines Brautmodeg­eschäfts auf dem Stadtoval genehmigen sollte, warnt Funk vor möglichen Konsequenz­en. „Was ist, wenn der Laden nicht läuft und ein anderer Interessen­t sich für die Fläche interessie­rt und mit seinem Sortiment dann dem Innenstadt­handel das Leben schwermach­t?“

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FOTO: THOMAS SIEDLER
 ?? FOTOS: THOMAS SIEDLER ?? Hier in der Eugen-Hafner-Straße auf dem Stadtoval möchte sich ein Brautmodeg­eschäft ansiedeln. Das passt nicht zu den Empfehlung­en Acocellas.
FOTOS: THOMAS SIEDLER Hier in der Eugen-Hafner-Straße auf dem Stadtoval möchte sich ein Brautmodeg­eschäft ansiedeln. Das passt nicht zu den Empfehlung­en Acocellas.
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Die Sünden der Vergangenh­eit, wie die Ansiedlung des Sportwaren­geschäfts Decathlon im Industrieg­ebiet Dauerwang und des Modehauses Organda auf dem Ostertag-Gelände, muss die Stadt bis heute büßen.
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