Manhattan wird abgeriegelt
„21 Bridges“handelt von einer spannenden Verfolgungsjagd auf zwei Polizistenmörder
Insgesamt 21 Brücken trennen die Insel Manhattan von den übrigen Stadtbezirken New Yorks. Genau genommen sind es 17, aber die vier vorhandenen Tunnel haben die Macher des Actionfilms „21 Bridges“ebenfalls mitgerechnet: Schließlich geht es darum, zumindest den Landweg von und nach Manhattan komplett abzusperren. Diese radikale Maßnahme trifft die New Yorker Polizei, nachdem zwei Drogendiebe bei einem Überfall gleich acht ihrer Mitarbeiter erschossen haben. Und wenn es um das Leben ihrer Kollegen geht, kennen die Sicherheitskräfte bekanntlich keine Gnade. Daher wird Andre Davis (Chadwick Boseman) mit den Ermittlungen beauftragt, dessen Polizistenvater einst ebenfalls im Dienst von einem Verbrecher getötet wurde – und der bei seinen Einsätzen selber bereits mehrere Menschen erschossen hat.
Das alles klingt nach einem konventionellen, knallharten RacheThriller – aber „21 Bridges“bewegt sich gleich in mehrfacher Hinsicht jenseits der Erwartungen. Zum einen hat das titelgebende Szenario überraschend wenig Auswirkungen auf die Handlung: Es erklärt vor allem, warum sich die Verfolgungsjagd allein auf Manhattan konzentriert, wesentliche weitere Folgen der nächtlichen Aktion sind nicht zu verzeichnen. Zum anderen spielt „Black Panther“-Darsteller Boseman seine Rolle keineswegs als gefühlloser Racheengel. Zwar beginnt der Film recht plakativ mit der Beerdigung seines Vaters und dem jungen Andre wird vom Priester geradezu eingehämmert, in dessen Fußstapfen zu treten. Später beharrt er aber darauf, dass seine bisherigen Schusswaffeneinsätze unvermeidlich waren, und agiert auch während der aktuellen Ermittlungen nicht gemäß dem Motto „erst schießen, dann nachdenken“. Vielmehr hinterfragt er zunehmend die Hintergründe des Falls.
Das liegt auch an der Rolle der Gejagten, die hier deutlich komplexer gezeichnet werden als im Genre üblich. Keine Frage, die Kriegsveteranen Michael Trujillo (Stephan James) und Ray Jackson (Taylor Kitsch) sind skrupellose Verbrecher, aber doch eher von kleinem Kaliber. Als sie den Auftrag bekommen, aus einer Weinhandlung 30 Kilogramm
Kokain, die dort versteckt sind, zu stehlen, erwarten sie zunächst einen problemlosen Einsatz. Tatsächlich finden sie dort aber gleich 300 Kilogramm vor – sowie mehrere Polizisten, auf die sie aus Panik das Feuer eröffnen. Nun sind sie gemeinsam auf der Flucht, bei der sich vor allem Michael als intelligent und ressourcenreich erweist.
Recht intelligent und ressourcenreich, das sind auch passende Attribute für das Kinofilm-Regiedebüt von Brian Kirk; bisher machte sich der Ire vor allem durch die Arbeit an Fernsehserien wie „Game of Thrones“einen Namen. So sind die obligatorischen Jagden und Schießereien spannungsreich in Szene gesetzt und Boseman empfiehlt sich für weitere Actionrollen jenseits des Superheldenkinos. Da nimmt man auch in Kauf, dass die Wendungen des Falls nicht allzu überraschend daherkommen und die prominenten Nebendarsteller J. K. Simmons und Sienna Miller ihr Potenzial nicht ganz ausreizen können.