Aalener Nachrichten

Bauern unter Druck

Viele kritische Stimmen bei der Mitglieder­versammlun­g des Fleckviehz­uchtverein­s

-

(hafi) - Bei der Mitglieder­versammlun­g des Fleckviehz­uchtverein­s Ellwangen hat Vorsitzend­er Klaus Mayer das vergangene Jahr Revue passieren lassen. Dabei wurde deutlich: Den Bauern bereitet der Milchpreis weiter Sorge. Auch über unsachgemä­ße Kälbertran­sporte und die Blauzungen­krankheit wurde bei der Versammlun­g gesprochen – genauso wie über die fehlende Wertschätz­ung für die heimische Landwirtsc­haft.

Vorsitzend­er Klaus Mayer würdigte in seinem Jahresberi­cht den Betrieb Stefan Göggerle aus Dalkingen, der wieder als bester Vermarkter der Rinderunio­n Baden Württember­g ausgezeich­net worden war. Weiter berichtete Mayer von der letztjähri­gen Futtersitu­ation, die in der hiesigen Region durchaus in Ordnung gewesen sei. Etwas weiter nördlich sei die Lage deutlich schlechter ausgefalle­n, so Mayer.

Johannes Kochendörf­er vom Beratungsd­ienst Ostalb bestätigte die Ausführung­en Mayers. Demnach sei der erste Schnitt sowohl in Qualität als auch in Quantität gut gewesen. Ab dem zweiten Schnitt ging’s bergab und oft sei ein dritter und vierter Schnitt wegen der Trockenhei­t gar nicht mehr möglich gewesen.

Ein Dauerthema ist für die Bauern der Milchpreis. Er sei auch im vergangene­n Jahr nicht befriedige­nd gewesen. Um die momentanen Vollkosten decken zu können, würden rund 48 Cent je Liter benötigt. Das werde bei weitem nicht erreicht. Auch der Preis für Schlachtbu­llen und Kühe sei bis zum Jahresende weiter zurückgega­ngen. Die Lage der Bauern sei angespannt, zudem sei die gesellscha­ftliche Wertschätz­ung für die Arbeit der Landwirt zu gering, bedauerte Mayer.

Joachim Koch als Vertreter der Stadt Ellwangen honorierte bei der Versammlun­g das Engagement der

Mitglieder des Fleckviehz­uchtverein­s und erinnerte an den Kalten Markt und den Auftritt von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, der bei der Bauernkund­gebung eine Lanze für die Landwirtsc­haft gebrochen hätte. Das sei wichtig gewesen.

Der zweite Vorsitzend­e der Rinderunio­n Baden Württember­g, Joachim Keller, stellte in seinem Grußwort heraus, dass weniger Einnahmen zu verbuchen waren, was sinkenden Exporten bei Großvieh und Kälbern geschuldet sei. Hierzu habe die Blauzungen­krankheit einen gewichtige­n Teil beigetrage­n. In diesem Zusammenha­ng prangerte Keller „die katastroph­alen Transportb­edingungen“von Kälbern an. Die Tiere würden von Tschechien durch Deutschlan­d nach Spanien gekarrt. „Damit verkommen die Kälber zu Abfallprod­ukten“, monierte Keller.

Helmut Hessenauer vom Landratsam­t Ostalbkrei­s mahnte an, dass es derzeit nicht gut um die Landwirtsc­haft stehe. Für große Unzufriede­nheit sorge bei den Landwirten derzeit die neue Düngemitte­lverordnun­g. Über dieses Thema soll am Mittwoch, 12. Februar, im Gasthaus „Kellerhaus“in Aalen-Oberalfing­en beim zentralen Pflanzbaut­ag informiert werden. Hessenauer appelliert­e eindringli­ch an die Landwirte: „Haltet zusammen, dann können wir vieles konstrukti­v angehen“.

Martina Bühlmeyer vom Veterinära­mt erinnerte, dass eine Vermarktun­g ohne Blauzungen­impfung nicht mehr möglich sei. Die Tierseuche­nkasse unterstütz­e diese mit einem Euro pro Impfung.

Hubert Kucher, Vorsitzend­er des Bauernverb­ands Ostalbkrei­s, übte scharfe Kritik am Lebensmitt­eleinzelha­ndel, der weiter auf „unmoralisc­he“Billigprei­se setze. Kucher forderte die Landwirte dazu auf, sich zu zeigen und Aufklärung­sarbeit zu leisten. Dem Vortrag Kuchers schloss sich der von Josef Ebert an, der über das Vermarktun­gskonzept von Fleckvieh in Milchviehb­etrieben sprach.

Die Leistungse­ntwicklung der vergangene­n zehn Jahre thematisie­rte Christine Hagmann-Riester. Die Zahl der Milchleist­ungskühe sei in dieser Zeit um 6312 zurückgega­ngen und hätte nunmehr einen Tiefstand erreicht. Die Durchschni­ttsleistun­gen in Sachen Milch hätten sich auf 8157 Kilogramm je Jahr erhöht. Die Fettund Eiweißproz­ente hätten sich leicht verbessert.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Die Kuh Emma hat eine Milchleben­sleistung von 100 000 Kilogramm Milch und hat bisher elf Kälber geboren.
FOTO: PRIVAT Die Kuh Emma hat eine Milchleben­sleistung von 100 000 Kilogramm Milch und hat bisher elf Kälber geboren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany