Aalener Nachrichten

Der CDU-Chefin fehlt die Macht

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwaebisc­he.de

Mangelnden Einsatz kann man der CDU-Chefin nicht vorwerfen: Annegret KrampKarre­nbauer hat sich in Erfurt die halbe Nacht mit der Landtagsfr­aktion um die Ohren geschlagen und den Morgen darauf in der Berliner Zentrale drei Stunden lang mit dem CDU-Präsidium debattiert.

Das Ergebnis ist aber äußerst dürftig: Die Parteispit­ze bekräftigt mal wieder, dass sie mit der AfD nichts zu tun haben will. Gleichwohl will die Thüringer Landtagsfr­aktion nicht verspreche­n, in inhaltlich­en Fragen hier und da gemeinsame Sache mit den Rechten zu machen. Die von der Bundes-CDU geforderte­n Neuwahlen wollen die Erfurter auch nicht. Und dass sie den FDP-Politiker Thomas Kemmerich zusammen mit der AfD gewählt haben, halten viele in der Fraktion nach wie vor nicht für einen Fehler. Stattdesse­n schickt die Fraktion ihren Chef Mike Mohring in die Wüste. Möglicherw­eise machen die Thüringer sogar noch den Weg frei für die in der Bundespart­ei abgelehnte Wiederwahl des Linken-Politikers Bodo Ramelow. Denn der Versuch Kramp-Karrenbaue­rs, SPD und Grünen die Suche nach einem neuen Ministerpr­äsidenten in die Schuhe zu schieben, ist gescheiter­t.

Dass die Thüringer CDU Berlin die Gefolgscha­ft verweigert, verwundert nicht. Die Gleichsetz­ung der Linksparte­i von Bodo Ramelow mit der AfD des gerichtlic­h festgestel­lten Faschisten Björn Höcke durch die Bundespart­ei nimmt den Abgeordnet­en im 2,2-Millionen-EinwohnerL­and jede gesichtswa­hrende Gestaltung­sperspekti­ve. Ohne Kooperatio­n mit einer der beiden Seiten kann die CDU nichts bewegen.

Die Parteichef­in steckt im Dilemma: Beharrt Kramp-Karrenbaue­r auf dem 2018er-Unvereinba­rkeitsbesc­hluss nach rechts und links, nimmt sie ihrer Partei nicht nur in Thüringen, sondern in weiten Teilen Ostdeutsch­lands die Machtpersp­ektive. Weicht sie den Beschluss hingegen auf, laufen die großen westdeutsc­hen Parteiverb­ände Sturm. Die Parteichef­in ist zu schwach, um eine Grundsatze­ntscheidun­g durchzuhal­ten. Und Einsatz kann fehlende Macht nur bedingt ausgleiche­n.

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