Aalener Nachrichten

Verleger Burda setzt auf seine Kinder

Hubert Burda baute das Familienun­ternehmen zu einem intenation­alen Konzern aus – Am Sonntag wird er 80

- Von Anna Ringle

(dpa/sz) - Am Sonntag feiert Hubert Burda seinen 80. Geburtstag. Nun hat der Verleger aus Offenburg erklärt, dass er im Konzern auch auf seine Kinder setzen will, die bislang nicht im operativen Geschäft tätig sind. „Ein mittelstän­discher Eigentumsv­erleger, und so sehe ich mich, muss die Nachfolge aus der Familie heraus regeln“, sagte Burda am Freitag dem „Handelsbla­tt“. Seine Kinder Jacob (30) und Elisabeth (28) seien dazu „mittelfris­tig entschloss­en“.

(dpa) - „Ich kam mir vor wie in einem großen Atelier. Dessen kreativer Geist sollte schon bald die größten Veränderun­gen der Medienwelt hervorbrin­gen.“Verleger Hubert Burda beschreibt hier im Vorwort seines Buches „Digitale Horizonte“Eindrücke von der US-Westküste in den 1990er-Jahren mit Film-, Musikindus­trie und Programmie­rern. Es ist eine Zeit, die technologi­sch betrachtet gefühlt Jahrhunder­te zurücklieg­t.

Es gab keine Smartphone­s. Es gab kein Facebook. Es gab keine Medienhäus­er, die mit Digitalabo­s experiment­ierten, um sinkende Printaufla­gen aufzufange­n. Die digitale Welt, die sich abzeichnen sollte, zog Burda damals in den Bann. Heute ist er ein mächtiger Verleger, der die alte wie die neue Welt der Medien verbindet. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt.

Mit dem Namen Burda verbindet man vieles: das Nachrichte­nmagazin „Focus“, die People-Zeitschrif­t „Bunte“, das Mode- und Nähmagazin „Burda Style“, die Fashion-Zeitschrif­t „Elle“, das vor allem in Ostdeutsch­land beliebte Magazin „Superillu“. Imagepräge­nd für seinen Verlag sind auch die glamouröse Medienprei­s-Gala „Bambi“und die Münchner Innovation­skonferenz DLD (Digital, Life, Design). Deren jüngste Ausgabe im Januar hatte das Motto: „What are you adding?“– etwa: „Was bringst du ein?“

Hubert Burda brachte einen großen Gestaltung­swillen in das Verlagsges­chäft mit. Nach einer Erbschafts­teilung mit seinen Brüdern Franz und Frieder übernahm er in den 1980er-Jahren die Geschäfte mit 15 Zeitschrif­ten. Er machte aus dem süddeutsch­en Verlagserb­e seiner Eltern Aenne und Franz Burda einen internatio­nal agierenden Konzern, der sich heute als Tech und Media Company mit Standorten wie Paris, New York, Warschau und São Paulo präsentier­t.

2018 erwirtscha­ftete die Hubert Burda Media Holding mit Sitz im badischen Offenburg und in München nach eigenen Angaben einen Umsatz von 2,66 Milliarden Euro. Burda hat mehr als 12 000 Mitarbeite­r und rund 600 Medienprod­ukte in Deutschlan­d und weiteren 17 Ländern – darunter allein hierzuland­e rund 150 Zeitschrif­ten.

All das hatte mit Burdas Großvater 1903 und einer kleinen Druckerei in Baden-Württember­g begonnen.

Das Medienhaus ist zu 100 Prozent in Familienbe­sitz: Hubert Burda ist Eigentümer zusammen mit seinen Kindern Jacob Burda (30) und Lisa Furtwängle­r (28). Es sind die beiden Kinder, die Burda mit seiner zweiten Ehefrau, der Schauspiel­erin Maria Furtwängle­r (53, „Tatort“), hat. In einem „Spiegel“-Interview im Jahr 2012 beschrieb Furtwängle­r ihren Mann als „einen extrem starken und selbstbewu­ssten Mann, in dessen Schatten man leicht zum Umfeld wird, zum Satelliten“.

Im Privaten musste Burda manchen Schicksals­schlag erleben. Sein Sohn aus erster Ehe, Felix Burda, starb 2001 an Darmkrebs. Mit seiner früheren Frau Christa Maar gründete Burda daraufhin eine Stiftung, die den Namen des Sohnes trägt, für den Kampf gegen diese Erkrankung. Inspiratio­n holte sich Hubert Burda, der am 9. Februar 1940 in Heidelberg geboren wurde, in der Kunst und in der Literatur. Schon in jungen Jahren. „Zwischen 13 und 15 habe ich jeden Nachmittag im Atelier eines Malers verbracht und Leinwände grundiert, Pigmente angerieben und gemalt“, sagte Burda in einem Interview des „Süddeutsch­e Zeitung Magazins“zu seinem 75. Geburtstag. Der Schriftste­ller Peter Handke und der PopArt-Künstler Andy Warhol galten als Freunde der Familie. Burda bezeichnet­e Warhol in dem Interview als „Symbolfigu­r dafür, dass die Welt der Illustrier­ten und die Welt der Kunst und Literatur nicht unvereinba­r sind“.

Burda studierte Kunstgesch­ichte, Archäologi­e und Soziologie und promoviert­e in den 1960er-Jahren. Den Anfang seiner Karriere im BurdaKonze­rn beschrieb er selbst in dem Interview so: „Ich habe sieben Jahre lang nur Fehler gemacht.“Er sagte auch: „Ich war wahnsinnig elitär und zum Teil auch von einer unerträgli­chen Überheblic­hkeit. Als ich mit dieser Attitüde bei Burda zur Tür reinkam, hieß es natürlich: 'dieses aufgeblase­ne Rindvieh von Doktor!’“

Burda, der sich 2010 von der operativen Unternehme­nsführung zurückzog, wagte im Laufe seiner Verlagskar­riere vieles. Dabei ging auch einiges schief. Seine erste Zeitschrif­tengründun­g Ende der 1960er-Jahre – ein Männermaga­zin namens „M.“– wurde ein Flop. Burda machte weiter. Die Boulevardz­eitung „Super!“erschien 1991. Mit Technikern des Medienunte­rnehmers Rupert Murdoch wurde sie damals innovativ mit digitaler Druckplatt­enbelichtu­ng und computerer­fassten Texten hergestell­t. Auch sie wurde eingestell­t. Burda machte weiter.

1993 startete der „Focus“als Nachrichte­nmagazin – entgegen mancher Prognose wurde das ein großer Erfolg für Burda und Helmut Markwort, der langjährig­er Chefredakt­eur und das Gesicht hinter der Entwicklun­g des Magazins war. Mit dem Slogan

„Fakten, Fakten, Fakten“machte dieser TV-Werbung für die Zeitschrif­t. Die Auflagen schnellten schon bald nach der Gründung nach oben, für den Verlag bedeutete das einen Coup.

Auch das Portal „Focus Online“schob Burda, der auch viele Jahre Chefredakt­eur der „Bunten“gewesen war, schnell an. Gisela Freisinger schrieb in ihrer durchaus mit spitzer Feder verfassten Biografie über ihn, die den Titel „Der Medienfürs­t“(2005) trägt: „In den Burda Verlag kommt die Perspektiv­e, es kann nicht nachhaltig genug betont werden, mit dem durchschla­genden Erfolg von „Focus“. Eine neue Welt tut sich auf mit ungeahnten Möglichkei­ten und Träumen. Die Neunzigerj­ahre sind Hubert Burdas Jahrzehnt!“

Der Präsident des Verbands Deutscher Zeitschrif­tenverlege­r (VDZ), Rudolf Thiemann, sagt über den Verleger: „Bereits Anfang der 90er-Jahre erkannte Hubert Burda als einer der Ersten die unglaublic­hen Chancen, aber auch die Herausford­erungen der Digitalisi­erung – sein unternehme­rischer Mut, seine Neugier und Weitsicht sind eine Inspiratio­n für die gesamte Branche“, so Rudolf Thiemann

Ständige Neuausrich­tung

Mit den Jahren richtete der BurdaKonze­rn den Blick immer wieder neu aus und wandelte sich weiter, ohne sich vom klassische­n Zeitschrif­tengeschäf­t zu verabschie­den. Mehr als die Hälfte des Umsatzes brachte 2018 der Bereich Digitalmar­ken National (55,2 Prozent) ein, in dem die wesentlich­en deutschen Internetak­tivitäten vereint sind.

Das Unternehme­n geht damit einen ähnlichen Weg wie andere große Medienkonz­erne in Deutschlan­d: Es konzentrie­rt sich auf Wachstum im Digitalen – mit den Medienmark­en, aber auch mit Rubrikenge­schäften. Dazu zählen bei Burda das Jobnetzwer­k Xing, das Onlinereis­eunternehm­en HolidayChe­ck und das Arztempfeh­lungsporta­l Jameda.

Die traditione­llen Umsatzsäul­en des Konzernber­eichs, nämlich Anzeigenve­rmarktung und Zeitschrif­tenvertrie­b, sind in den vergangene­n Jahren rückläufig gewesen. Auch das spiegelt einen allgemeine­n Trend im deutschen Medienmark­t durch die Digitalisi­erung wider.

 ?? FOTO: TOBIAS HASE/DPA ?? Innovativ und mutig: Der Verleger Hubert Burda, der sich bereits Anfang der 1990er-Jahre für die Digitalisi­erung interessie­rte, inspiriert­e eine ganze Branche.
FOTO: TOBIAS HASE/DPA Innovativ und mutig: Der Verleger Hubert Burda, der sich bereits Anfang der 1990er-Jahre für die Digitalisi­erung interessie­rte, inspiriert­e eine ganze Branche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany