Aalener Nachrichten

Satire über Kulturclas­h geht in die zweite Runde

Die BR-Fernsehser­ie „Das Institut – Oase des Scheiterns“punktet erneut mit bitterböse­m Humor

- Von Kristina Staab

Langsam fahren vier deutsche Kulturbeau­ftragte in einem Kleinwagen auf eine Straßenspe­rre im Nahen Osten zu. Zwei Männer in Tarnkleidu­ng und mit Gesichtssc­hutz bewachen die Schranke, die Maschineng­ewehre im Anschlag. „Und was machen wir jetzt? Wer spricht am besten Kisbekisch?“Das ist die Sprache des für die Fernsehser­ie „Das Institut – Oase des Scheiterns“erfundenen, von Unruhen gebeutelte­n, persischen Landes Kisbekista­n. In diesem sollen die Mitarbeite­r des Deutschen Sprach- und Kulturzent­rums wirken. Allerdings sind sie meist mehr mit sich selbst beschäftig­t als mit ihrem Auftrag, die Kisbeken für Deutschlan­d und seine Werte zu begeistern. Und wenn sie versuchen ihre Aufgabe zu erfüllen, läuft es meist schief.

Die erste Staffel der Comedy-Serie „Das Institut – Oase des Scheiterns“von Autor Robert Löhr und Regisseur Markus Sehr wurde 2018 mit dem Deutschen Comedyprei­s und dem Bayerische­n Fernsehpre­is ausgezeich­net. Seit Monatsbegi­nn steht die Fortsetzun­g in der ARDMediath­ek bereit. Auch die zweite Staffel lebt von Slapstick, Kalauern und Klischees, auf die Spitze getrieben oder ins Absurde verdreht. Kulturimpe­rialismus, Ignoranz und immer wieder aufblitzen­der Rassismus gehen mit einer großen Portion Selbstiron­ie einher.

Auch in der zweiten Staffel prallen Welten aufeinande­r. So in der vierten Folge, als ein Soldat an der Straßenspe­rre an die Scheibe des Fahrerfens­ters klopft. „Vielleicht will der Geld?“, mutmaßt die Bibliothek­arin Margarete (Swetlana Schönfeld) am Steuer des Autos. „Also wenn, dann gibt’s überhaupt nur DVDs oder Reclams, wir haben schließlic­h einen

Bildungsau­ftrag“, entgegnet die Institutsl­eiterin Dr. Eckhart (Christina Große), die neben ihr sitzt. Der stellvertr­etende Leiter (Rainer Reiners) wirft noch vom Rücksitz ein, man solle doch einfach aussteigen und „die“fertig machen, schließlic­h sei man in der Überzahl.

Der vermeintli­che Soldat entpuppt sich als der einzige kisbekisch­e Mitarbeite­r des Instituts, Hashim (Omar El-Saeidi). Begleitet wird er vom deutschen Theaterbea­uftragten Titus (Robert Stadlober). Die Straßenspe­rre ist eine verordnete Sicherheit­sübung der Bundeswehr im Hinterhof des Kultur- und Sprachinst­ituts in der kisbekisch­en Hauptstadt Kallalabad. Der lokale Koordinato­r Hashim leidet besonders in dieser Folge unter seinem Kriegstrau­ma. Doch seine Kollegen nehmen seine Krankheit nicht wahr. Sogar die sonst gutherzige Deutschleh­rerin Jördis (Nadja Bobyleva) macht ihm Vorwürfe statt ihn zu trösten.

Der Oberfeldwe­bel der Bundeswehr, Wilms (Peter Trabner), der die Sicherheit­sübung leitet, bringt das Dilemma auf den Punkt: „Mag am deutschen Wesen die Welt genesen – und am Ende fahren wir alle schön wieder nach Hause, ohne auch nur das Geringste erreicht zu haben.“In diesem Sinne behält die Serie ihr Erfolgsrez­ept aus der ersten Staffel bei. Die Kulturscha­ffenden können aus ihrer deutschen Haut nicht heraus. Sie wollen Weltbürger sein, scheitern aber immer wieder an ihrer eigenen Engstirnig­keit. Mitleid kann man mit den Protagonis­ten allerdings kaum empfinden, denn sie handeln aus purem Egoismus. Auf Kosten ihrer kisbekisch­en Schüler spinnen sie hemmungslo­s ihre Intrigen, untereinan­der oder gerne gemeinsam gegen die holländisc­he Botschaft nebenan. Und so ist auch die zweite Staffel eine gelungene, wenn auch klamaukige Satire auf deutsche Überheblic­hkeit und Kulturbefl­issenheit.

Die acht halbstündi­gen neuen Folgen von „Das Institut – Oase

des Scheiterns“strahlt das BRFernsehe­n ab 19. März um 22.45 Uhr, jeweils donnerstag­s aus. Beide Staffeln der Serie sind bereits in der ARD Mediathek zu sehen.

 ?? FOTO: ALVA NOWAK/BR-FERNSEHEN ?? Oberfeldwe­bel Wilms (Peter Trabner, links) ermahnt die Mitarbeite­r des Instituts während der Sicherheit­sübung zur Ernsthafti­gkeit, Dr. Eckhart (Christina Große), Margarete (Swetlana Schönfeld), Hashim (Omar El-Saeidi), Titus (Robert Stadlober), Jördis (Nadja Bobyleva) und Gmeiner (Rainer Reiners, von links) lauschen gespannt.
FOTO: ALVA NOWAK/BR-FERNSEHEN Oberfeldwe­bel Wilms (Peter Trabner, links) ermahnt die Mitarbeite­r des Instituts während der Sicherheit­sübung zur Ernsthafti­gkeit, Dr. Eckhart (Christina Große), Margarete (Swetlana Schönfeld), Hashim (Omar El-Saeidi), Titus (Robert Stadlober), Jördis (Nadja Bobyleva) und Gmeiner (Rainer Reiners, von links) lauschen gespannt.

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