Satire über Kulturclash geht in die zweite Runde
Die BR-Fernsehserie „Das Institut – Oase des Scheiterns“punktet erneut mit bitterbösem Humor
Langsam fahren vier deutsche Kulturbeauftragte in einem Kleinwagen auf eine Straßensperre im Nahen Osten zu. Zwei Männer in Tarnkleidung und mit Gesichtsschutz bewachen die Schranke, die Maschinengewehre im Anschlag. „Und was machen wir jetzt? Wer spricht am besten Kisbekisch?“Das ist die Sprache des für die Fernsehserie „Das Institut – Oase des Scheiterns“erfundenen, von Unruhen gebeutelten, persischen Landes Kisbekistan. In diesem sollen die Mitarbeiter des Deutschen Sprach- und Kulturzentrums wirken. Allerdings sind sie meist mehr mit sich selbst beschäftigt als mit ihrem Auftrag, die Kisbeken für Deutschland und seine Werte zu begeistern. Und wenn sie versuchen ihre Aufgabe zu erfüllen, läuft es meist schief.
Die erste Staffel der Comedy-Serie „Das Institut – Oase des Scheiterns“von Autor Robert Löhr und Regisseur Markus Sehr wurde 2018 mit dem Deutschen Comedypreis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Seit Monatsbeginn steht die Fortsetzung in der ARDMediathek bereit. Auch die zweite Staffel lebt von Slapstick, Kalauern und Klischees, auf die Spitze getrieben oder ins Absurde verdreht. Kulturimperialismus, Ignoranz und immer wieder aufblitzender Rassismus gehen mit einer großen Portion Selbstironie einher.
Auch in der zweiten Staffel prallen Welten aufeinander. So in der vierten Folge, als ein Soldat an der Straßensperre an die Scheibe des Fahrerfensters klopft. „Vielleicht will der Geld?“, mutmaßt die Bibliothekarin Margarete (Swetlana Schönfeld) am Steuer des Autos. „Also wenn, dann gibt’s überhaupt nur DVDs oder Reclams, wir haben schließlich einen
Bildungsauftrag“, entgegnet die Institutsleiterin Dr. Eckhart (Christina Große), die neben ihr sitzt. Der stellvertretende Leiter (Rainer Reiners) wirft noch vom Rücksitz ein, man solle doch einfach aussteigen und „die“fertig machen, schließlich sei man in der Überzahl.
Der vermeintliche Soldat entpuppt sich als der einzige kisbekische Mitarbeiter des Instituts, Hashim (Omar El-Saeidi). Begleitet wird er vom deutschen Theaterbeauftragten Titus (Robert Stadlober). Die Straßensperre ist eine verordnete Sicherheitsübung der Bundeswehr im Hinterhof des Kultur- und Sprachinstituts in der kisbekischen Hauptstadt Kallalabad. Der lokale Koordinator Hashim leidet besonders in dieser Folge unter seinem Kriegstrauma. Doch seine Kollegen nehmen seine Krankheit nicht wahr. Sogar die sonst gutherzige Deutschlehrerin Jördis (Nadja Bobyleva) macht ihm Vorwürfe statt ihn zu trösten.
Der Oberfeldwebel der Bundeswehr, Wilms (Peter Trabner), der die Sicherheitsübung leitet, bringt das Dilemma auf den Punkt: „Mag am deutschen Wesen die Welt genesen – und am Ende fahren wir alle schön wieder nach Hause, ohne auch nur das Geringste erreicht zu haben.“In diesem Sinne behält die Serie ihr Erfolgsrezept aus der ersten Staffel bei. Die Kulturschaffenden können aus ihrer deutschen Haut nicht heraus. Sie wollen Weltbürger sein, scheitern aber immer wieder an ihrer eigenen Engstirnigkeit. Mitleid kann man mit den Protagonisten allerdings kaum empfinden, denn sie handeln aus purem Egoismus. Auf Kosten ihrer kisbekischen Schüler spinnen sie hemmungslos ihre Intrigen, untereinander oder gerne gemeinsam gegen die holländische Botschaft nebenan. Und so ist auch die zweite Staffel eine gelungene, wenn auch klamaukige Satire auf deutsche Überheblichkeit und Kulturbeflissenheit.
Die acht halbstündigen neuen Folgen von „Das Institut – Oase
des Scheiterns“strahlt das BRFernsehen ab 19. März um 22.45 Uhr, jeweils donnerstags aus. Beide Staffeln der Serie sind bereits in der ARD Mediathek zu sehen.