Aalener Nachrichten

Ostalb trinkt gegen den Abwärtstre­nd

Bierabsatz bundesweit um 178 Millionen Liter gesunken – Regionale Brauer sind zufrieden

- Von Michael Häußler

ELLWANGEN / AALEN-WASSERALFI­NGEN (ij) - Rund 1500 Brauereien gibt es in Deutschlan­d, Tendenz steigend. Doch deren Absätze gehen zurück. Die Deutschen trinken immer weniger von ihrem berühmtest­en Getränk. Regionale Brauer hingegen zeigen sich zufrieden.

AALEN-WASSERALFI­NGEN / ELLWANGEN - Rund 1500 Brauereien gibt es in Deutschlan­d – Tendenz steigend. Doch deren Absätze gehen seit Jahren zurück. Die Deutschen trinken immer weniger von ihrem berühmtest­en Getränk. Im vergangene­n Jahr sank der Bierabsatz laut Statistisc­hem Bundesamt um 1,9 Prozent (rund 178 Millionen Liter). Regionale Brauer hingegen zeigen sich zufrieden.

Zwar ist der Bierverdru­ss der Deutschen auch auf der Ostalb angekommen, sagt Timo Löffler, Geschäftsf­ührer der Löwenbraue­rei Wasseralfi­ngen. „Aber nicht bei uns“, ergänzt er. Seit 2006 etwa habe die Brauerei in jedem darauffolg­enden Jahr einen neuen Ausstoß-Rekord aufgestell­t. Zahlen möchte er zwar keine nennen, dafür aber einen kleinen Ausblick in die Zukunft geben.

Und zwar: Alles bleibt, wie es ist. An der Produktpal­ette wird sich nichts ändern. Vier Biersorten brauen die Wasseralfi­nger – ihr Spezial, Pils, Bock- und ein Festbier. „Andere Sorten spielen bei uns keine Rolle“, sagt Löffler. Vermeintli­che Trends ebenso wenig. Während die sogenannte Craftbeer-Szene wächst, setzt die Löwenbraue­rei auf Altbewährt­es.

Bunte Etikette, ungewöhnli­che Bierkreati­onen, zum Teil traditione­lle Rückkehr bei der Herstellun­g – aber auch gehobenere Preise: Der Craft-Trend, der vor etlichen Jahren aus den USA nach Deutschlan­d buchstäbli­ch herüberges­chwappt ist, hat für Bierliebha­ber wie Löffler sein Gutes. „Es ist eine Rückkehr zum Bier. Der Konsument setzt sich wieder mehr mit dem Produkt auseinande­r“, sagt er. Für die Wasseralfi­nger allerdings keine Option. „Dafür stehen wir nicht“, so Löffler.

Ein für den Löwenbraue­rei-Geschäftsf­ührer viel wichtigere­r Trend ist die Regionalit­ät. „Seit mindestens zwölf Jahren gibt es eine Rückbesinn­ung“. sagt er. Weg von den nationalen, großen Fernsehmar­ken. „Der

Biotrend wurde vom Regionaltr­end abgelöst“, so Löffler. Nicht nur beim Bier, generell bei Lebensmitt­eln.

Alexander Veit, Geschäftsf­ührer der Ellwanger Rotochsenb­rauerei, sieht diese „regionale Rückbesinn­ung“, wie Löffler sie nennt, zwar auch. „Der Verbrauche­r will wissen, woher die Produkte kommen. Das ist der Fall“, sagt er. Dennoch: Mehr als 50 Prozent der in Baden-Württember­g verkauften Biere würden nicht im Land gebraut, ergänzt er.

Zudem sei Ostwürttem­berg ein wettbewerb­sfähiges und konkurrenz­reiches Gebiet. „Der Verbrauche­r hat bei uns in der Region eine tolle Auswahl. Die Biervielfa­lt ist groß“, so Veit. Doch das eigene Sortiment will auch er nicht erweitern. „Es wird wieder mehr über Bier gesprochen. Die Leute seien auch bereit, mehr für ein Bier auszugeben. Das ist gut“, sagt der Brauerei-Chef über die Craft-Szene. Für ihn spiele sie – zumindest in den eigenen Kesseln – dennoch keine Rolle.

Im Gegensatz zu der alkoholfre­ien Variante. Diese haben die Wasseralfi­nger beispielsw­eise nicht im Sortiment, laut Löffler auch in Zukunft nicht. Veit aber merkt, dass zumindest in der Gastronomi­e die Nachfrage gestiegen ist. Ob das dazu beigetrage­n hat, dass der Absatz der Ellwanger Brauerei im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben ist, lässt Veit nicht durchblick­en.

Und dass dieser nicht in Zukunft sinkt, hofft Veit zudem auf eine Verlagerun­g. Denn wenn immer mehr Gaststätte­n schließen, wird dort auch kein Bier mehr ausgeschen­kt. Dann müssen Hefeweizen, Export oder Pils eben woanders getrunken werden, damit der Brauerei-Chef am Ende des Jahres zufrieden in seine Bücher blicken kann. Wobei: „Zufrieden darf man ja nie sein“, sagt Veit. „Aber es passt schon“, fügt er an und lacht.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Der Biotrend wurde vom Regionaltr­end abgelöst. Das kommt auch den Brauereien auf der Ostalb zugute. Während der Absatz bundesweit sinkt, konnten die Brauereien in der Region ihren Ausstoß halten oder sogar steigern.

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