Köders Kunstkosmos
„Der stille Klang“zeigt ab Sonntag die vielen Facetten des malenden Monsignores
AALEN-WASSERALFINGEN - 95 Jahre alt wäre der „Pfarrer, der mit Bildern predigt“in diesem Jahr geworden. Anlässlich des fünften Todestags von Sieger Köder gibt „Der stille Klang“ab Sonntag in der Museumsgalerie im Wasseralfinger Bürgerhaus einen detaillierten und tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit des international bekannten malenden Monsignores.
Die Retrospektive zeigt bis 1. Juni, dass Köder nicht nur ein begnadeter Künstler, sondern auch ein Meister des Worts, ein humorvoller Karikaturist und ein Mensch war, der die Menschen liebte und ihre kleinen
Schwächen augenzwinkernd auf den Punkt bringen konnte. Das ungewöhnliche Künstlerporträt zeigt einfühlsam die Sichtweise des Künstlers, von seiner Jugend an bis zu seinem letzten komplett gemalten Bild, den Sternsingern.
Diese Ausstellung ist auch ein Geschichts-Gemälde. Nach dem Krieg kehrt Köder aus französischer Gefangenschaft zurück, er verarbeitet den menschenverachtenden „Volksgerichtshof “, das Leiden ausgebombter Menschen, widmet sich dem Aalener Rebellen und Journalisten in der Serie „Das Schubartlied vom Feuerhaus“. Er kommentiert die Eingemeindung seiner Heimatstadt nach Aalen. Köder war, sagt Kurator
Joachim Wagenblast, der mit ihm gut befreundet war, „bekennender Schwabe“. Vor allem aber Wasseralfinger, seinen Heimatort hatte er immer im Blick. Dabei zeigt der Bilderkosmos auch, wie weltoffen Köder war und wie ihn seine Reisen inspiriert haben.
Zu sehen sind die ersten Selbstporträts, der Weinberg mit gesammelten Korken, der Schulball aus seiner Zeit am Schubart-Gymnasium, die hochaktuelle Kritik am schnöden Mammon, der den Baum des Lebens verdorren lässt, Sprüche, Weisheiten, den Einfluss Picassos auf Köder. Und immer wieder scheinen seine Lieblingsmotive durch: Rosen oder Harlekine, über die Köder mal sagte
„Guade Clowns hen an direkta Droht nach oba.“
Erstaunlich ist, was Wagenblast für diese Ausstellung des Bunds für Heimatpflege alles zusammengetragen hat. Auch Kurioses: Als er mit Köder mit Sepia-Tinte schwarzgefärbte Spaghetti aß, malte Köder in den gefärbten Teller eine Art Teufelchen hinein – Kunst zum Nachtisch
Am Sonntag wird die Ausstellung um 14 Uhr eröffnet. Bereits um 11 Uhr findet in der Stephanuskirche eine Eucharistiefeier mit Totengedenken an Sieger Köder statt. Festprediger ist Prälat Heinz Tiefenbacher.