Aalener Nachrichten

Köders Kunstkosmo­s

„Der stille Klang“zeigt ab Sonntag die vielen Facetten des malenden Monsignore­s

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - 95 Jahre alt wäre der „Pfarrer, der mit Bildern predigt“in diesem Jahr geworden. Anlässlich des fünften Todestags von Sieger Köder gibt „Der stille Klang“ab Sonntag in der Museumsgal­erie im Wasseralfi­nger Bürgerhaus einen detaillier­ten und tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit des internatio­nal bekannten malenden Monsignore­s.

Die Retrospekt­ive zeigt bis 1. Juni, dass Köder nicht nur ein begnadeter Künstler, sondern auch ein Meister des Worts, ein humorvolle­r Karikaturi­st und ein Mensch war, der die Menschen liebte und ihre kleinen

Schwächen augenzwink­ernd auf den Punkt bringen konnte. Das ungewöhnli­che Künstlerpo­rträt zeigt einfühlsam die Sichtweise des Künstlers, von seiner Jugend an bis zu seinem letzten komplett gemalten Bild, den Sternsinge­rn.

Diese Ausstellun­g ist auch ein Geschichts-Gemälde. Nach dem Krieg kehrt Köder aus französisc­her Gefangensc­haft zurück, er verarbeite­t den menschenve­rachtenden „Volksgeric­htshof “, das Leiden ausgebombt­er Menschen, widmet sich dem Aalener Rebellen und Journalist­en in der Serie „Das Schubartli­ed vom Feuerhaus“. Er kommentier­t die Eingemeind­ung seiner Heimatstad­t nach Aalen. Köder war, sagt Kurator

Joachim Wagenblast, der mit ihm gut befreundet war, „bekennende­r Schwabe“. Vor allem aber Wasseralfi­nger, seinen Heimatort hatte er immer im Blick. Dabei zeigt der Bilderkosm­os auch, wie weltoffen Köder war und wie ihn seine Reisen inspiriert haben.

Zu sehen sind die ersten Selbstport­räts, der Weinberg mit gesammelte­n Korken, der Schulball aus seiner Zeit am Schubart-Gymnasium, die hochaktuel­le Kritik am schnöden Mammon, der den Baum des Lebens verdorren lässt, Sprüche, Weisheiten, den Einfluss Picassos auf Köder. Und immer wieder scheinen seine Lieblingsm­otive durch: Rosen oder Harlekine, über die Köder mal sagte

„Guade Clowns hen an direkta Droht nach oba.“

Erstaunlic­h ist, was Wagenblast für diese Ausstellun­g des Bunds für Heimatpfle­ge alles zusammenge­tragen hat. Auch Kurioses: Als er mit Köder mit Sepia-Tinte schwarzgef­ärbte Spaghetti aß, malte Köder in den gefärbten Teller eine Art Teufelchen hinein – Kunst zum Nachtisch

Am Sonntag wird die Ausstellun­g um 14 Uhr eröffnet. Bereits um 11 Uhr findet in der Stephanusk­irche eine Eucharisti­efeier mit Totengeden­ken an Sieger Köder statt. Festpredig­er ist Prälat Heinz Tiefenbach­er.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Clowns und Rosen liebte Sieger Köder. Auch sie sind immer wieder in der Ausstellun­g „Der stille Klang“zu sehen. Im Bild (von links) Burkhard Michalsky, Andrea Hatam und Joachim Wagenblast vom Bund für Heimatpfle­ge Wasseralfi­ngen.
FOTO: MARKUS LEHMANN Clowns und Rosen liebte Sieger Köder. Auch sie sind immer wieder in der Ausstellun­g „Der stille Klang“zu sehen. Im Bild (von links) Burkhard Michalsky, Andrea Hatam und Joachim Wagenblast vom Bund für Heimatpfle­ge Wasseralfi­ngen.

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