Aalener Nachrichten

Auf der Suche nach gesunden Fettsäuren

Moderne Streichfet­te werden als Alternativ­e zu Butter immer beliebter – Oft zahlen die Kunden aber nur einen hohen Preis für mit Wasser angereiche­rte Produkte

- Von Sandra Markert

Inzwischen muss man sie in den Kühlregale­n der Supermärkt­e schon fast suchen: die klassische Butter. Ins Sichtfeld der Verbrauche­r sind stattdesse­n ihre streichfäh­igen Vertreter in der praktische­n Plastikver­packung gerutscht. Sie werben mit Verspreche­n wie „buttrig im Geschmack“, „gekühlt streichbar“und „voller gesunder Fettsäuren“. In der Zusammense­tzung unterschei­den sich die Produkte aber stark. Folgende Tipps helfen bei der richtigen Auswahl.

Was sind Streichfet­te überhaupt?

Streichfet­t ist der Oberbegrif­f für Butter, Margarine, Milchstrei­chfette und so genannte Mischstrei­chfette. Während Butter zu mindestens 80 Prozent aus tierischem Milchfett bestehen muss, enthält Margarine überwiegen­d pflanzlich­e Fette. Milchstrei­chfette enthalten neben Butter beispielsw­eise auch Joghurt oder Buttermilc­h. Mischstrei­chfette dagegen bestehen aus tierischem Milchfett und pflanzlich­en Ölen.

Wie sieht es mit dem Fettgehalt aus?

Vollfettma­rgarine und Butter haben zwischen 80 und 90 Prozent Fett. Mit der Hälfte des Fettes kommen Halbfettma­rgarine und Halbfettbu­tter aus (39 bis 41 Prozent), hier ist der Wasserante­il höher. Bei den MilchStrei­chfetten sowie den MischStrei­chfetten variieren die Fettgehalt­e stark. Die Stiftung Warentest fand bei einem Test im Jahr 2013 Produkte mit 75 bis 25 Prozent Fettgehalt, je nach Zusammense­tzung.

Machen die geringeren Fettgehalt­e die modernen Streichfet­te gesünder?

„Grundsätzl­ich sollte man alle Fette sparsam verwenden, egal, wie hoch der Fettgehalt ist“, sagt Sabine Holzäpfel, Ernährungs­expertin von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Da Rapsöl eine Fettsäuren­zusammense­tzung hat, welche für den menschlich­en Körper besonders vorteilhaf­t ist, sind Streichfet­te empfehlens­wert, die Rapsöl enthalten. „Der Rapsölante­il variiert aber stark von Produkt zu Produkt“, sagt Sabine Holzäpfel. Es lohnt sich also, die Angaben auf den Zutatenlis­ten zu vergleiche­n, denn mal sind nur fünf Prozent Rapsöl enthalten, mal mehr als 20 Prozent.

Eignen sich die Produkte auch für Menschen mit auffällige­n Cholesteri­nwerten?

Milchstrei­chfette wie Mischstrei­chfette enthalten beide Butter und damit Cholesteri­n. „Wer Probleme mit den Blutfettwe­rten hat, sollte deshalb eher zu pflanzlich­er Margarine greifen“, sagt Ernährungs­expertin Sabine Holzäpfel von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g.

Die Kunden kaufen die modernen Streichfet­te vor allem, weil sie auch im Kühlschran­k nicht hart werden. Woran liegt das?

Butter enthält vor allem gesättigte Fettsäuren. Diese werden bei Kälte im Kühlschran­k hart. Die ungesättig­ten Fettsäuren der pflanzlich­en Öle verändern ihren Zustand bei Kälte dagegen nicht so stark. Die Stiftung Warentest hat im Jahr 2013 24 verschiede­ne Milch- und Mischstrei­chfette

kühlschran­kkalt aufs Knäckebrot gestrichen. Die meisten ließen sich gut und gleichmäßi­g verteilen.

Auch bei reiner Butter gibt es große Unterschie­de was die Streichfäh­igkeit anbelangt. Warum?

Kühe fressen bei Weidehaltu­ng im Sommer anderes Futter als im Winter im Stall. „Sommerbutt­er“ist deshalb von Natur aus weicher als „Winterbutt­er“. In Irland werden viele Kühe das ganze Jahr über auf der Weide gehalten, weshalb irische Butter oft weicher ist als deutsche. Doch auch unterschie­dliche Reifungs- und Knetverfah­ren bei der Herstellun­g haben Einfluss auf die Streichfäh­igkeit von Butter.

Warum sind in den modernen Streichfet­ten oft Zusatzstof­fe und Aromen enthalten?

In Produkten mit reduzierte­m Fettgehalt ist mehr Wasser enthalten. Um dieses mit Fett verbinden zu können, sind Emulgatore­n notwendig, manchmal auch Stabilisat­oren. Ein hoher Wasserante­il macht zudem anfälliger für Keime – um diese unter Kontrolle zu bekommen werden Konservier­ungsstoffe zugefügt. Insgesamt sind bei der Herstellun­g – ähnlich wie auch bei Margarine – mehr Verarbeitu­ngsschritt­e notwendig als bei Butter, was die Menge der Zusatzstof­fe erhöht. „Das ist nicht gesundheit­sschädlich, jeder kann für sich überlegen, ob er das möchte“, sagt Sabine Holzäpfel von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Bei Butter sind die Zusatzstof­fe dagegen streng geregelt, wobei Betakaroti­n eine Ausnahme bildet. „Es sorgt für die immer gleiche, schöne Farbe der Butter und ist gänzlich harmlos“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftler Peter Grimm von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung Baden-Württember­g.

Kann man die Mischfette denn auch gut zum Braten und Backen benutzen?

„Ideal aufs Brot, zum Kochen, Backen und Braten“, steht zwar auf vielen der Produkte. Empfehlen würde Ernährungs­expertin Sabine Holzäpfel die Mischfette dennoch nicht so uneingesch­ränkt. Der Grund: Beim Braten in der Pfanne werden schnell Temperatur­en von 200 Grad Celsius und mehr erreicht. Während das für Öl kein Problem ist, verbrennt Butter ab einer Temperatur von etwa 175 Grad Celsius. Dabei entstehen gesundheit­lich bedenklich­e Stoffe. Zum scharfen Anbraten nimmt man deshalb besser Sonnenblum­enöl, Sesamöl, Erdnussöl, Palmkernfe­tt, Butterschm­alz oder raffiniert­es Rapsöl, rät die Verbrauche­rzentrale Bayern. „Auch Halbfettpr­odukte sind zum Anbraten ungeeignet, weil der Wasserante­il einfach zu hoch ist und es dann zu sehr spritzt“, sagt Ernährungs­expertin Sabine Holzäpfel. Was man dagegen zum Backen am besten verwende, sei vor allem Geschmacks­sache.

Viele Streichfet­te gibt es als gesalzene Variante. Essen wir nicht ohnehin schon genug Salz?

Ja, die meisten Deutschen essen deutlich mehr als die von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung empfohlene Menge von sechs Gramm Salz pro Tag. Allerdings nimmt man mit 20 Gramm gesalzenem Streichfet­t maximal 0,24 Gramm Kochsalz zu sich. „Das Salz in und auf der Brezel, in Wurst und Käse hat da viel mehr Gewicht“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftler Peter Grimm von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung Baden-Württember­g.

Schmecken die Mischfette überhaupt noch nach Butter?

Die Stiftung Warentest war mit den meisten der getesteten Produkte auch geschmackl­ich zufrieden. Die sensorisch geschulten Prüfer der Stiftung Warentest schmeckten bei 21 der 24 getesteten Produkte im Jahr 2013 zumindest einen leichten Buttergesc­hmack heraus. Sie merken jedoch an, dass gern mit Aromen nachgeholf­en wird, um den Buttergesc­hmack beizubehal­ten. Auch hier lohnt also ein Blick auf die Zutatenlis­te.

Kann man mit den Mischfette­n Geld sparen?

Nein, die Mischfette kosten ähnlich viel wie klassische Butter, manche sogar mehr. Insbesonde­re, wenn es sich um fettreduzi­erte Produkte handelt, zahlt der Verbrauche­r am Ende viel Geld für einen Anteil von bis zu 60 Prozent Wasser. Wer Kalorien sparen will, streicht also lieber weniger Butter aufs Brot.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Klassische Butter enthält zwischen 80 und 90 Prozent Fett. Viele Verbrauche­r suchen deshalb nach Produkten, die weniger gehaltvoll sind und mehr pflanzlich­e Öle wie etwa Rapsöl enthalten.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Klassische Butter enthält zwischen 80 und 90 Prozent Fett. Viele Verbrauche­r suchen deshalb nach Produkten, die weniger gehaltvoll sind und mehr pflanzlich­e Öle wie etwa Rapsöl enthalten.

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