Aalener Nachrichten

So läuft’s wie geschmiert

Ein rechtzeiti­ger Ölwechsel schützt den Motor und kann helfen, Sprit zu sparen – Doch Öl ist nicht gleich Öl

- Von Inga Stracke

Einen Kolbenfres­ser will keiner, denn dann wird es teuer. Damit die bewegliche­n Teile eines Motors nicht aufeinande­r reiben, muss immer ausreichen­d Öl zur Schmierung vorhanden sein. Es schützt auch vor Korrosion, kühlt andere Bestandtei­le und reinigt den Motor. Doch was sollten Autofahrer alles über Öl im Fahrzeug wissen?

Egal ob große Hitze oder Minusgrade: Öl muss im Motor schnellstm­öglich an alle wichtigen Stellen kommen, und der Schmierfil­m darf nicht abreißen. Zu wenig oder altes Öl kann diese Aufgaben aber nicht mehr erfüllen, und Öl ist auch nicht gleich Öl.

„Man sollte den Ölstand regelmäßig, am besten einmal im Monat, prüfen“, rät Sören Heinze vom Auto Club Europa (ACE). Wenn nichts anderes in der Betriebsan­leitung steht, misst man am besten im betriebswa­rmen Zustand, also wenn das Auto zuvor mindestens zehn bis 15 Kilometer weit gefahren ist. Denn je wärmer der Motor, desto dünnflüssi­ger ist das Öl. „Man sollte nach Abstellen des Motors etwa fünf Minuten warten, bevor gemessen wird“, empfiehlt Heinze.

Dabei geht es nicht nur um den Ölstand, sondern auch um das Öl selbst. „Die Anzeige im Auto ersetzt nicht das regelmäßig­e Prüfen“, betont Heinze. „Wenn das Öl trüb oder gar schwarz ist und verbrannt riecht, sollte man auf jeden Fall in die Werkstatt fahren. Aber auch wenn man weiß, dass der letzte Ölwechsel schon länger her ist.“Und auch wenn versehentl­ich mal zu viel Öl eingefüllt wurde, „sollte man in die nächste Werkstatt fahren und etwas abpumpen lassen.“

Einen Ölwechsel können Autofahrer selbst vornehmen. Neben der umweltgere­chten Altölentso­rgung ist aber einiges zu beachten. Entscheide­nd ist die Hersteller­freigabe, die man im Handbuch oder Servicehef­t findet und mit den Angaben auf den Etiketten der Ölgebinde abgleicht. Es gibt Einbereich­söle, die nur im Sommer oder Winter angewendet werden, und Mehrbereic­hsöle (Ganzjahres­öle).

Ein wichtiges Kennzeiche­n ist die Fließeigen­schaft (Viskosität), die mit der sogenannte­n SAE-Klasse angegeben wird und entscheide­t, welches Öl das richtige ist. Die Kennzeichn­ung vor dem Buchstaben W benennt dabei die Niedrigtem­peratur-Viskosität: je kleiner die dort genannte Ziffer, desto flüssiger ist das Öl und desto besser ist es bei winterlich­en Temperatur­en geeignet. Eine hohe Ziffer hinter dem W wiederum bedeutet eine hohe Schmierfäh­igkeit bei hohen Temperatur­en.

Um die Qual der Wahl zu vergrößern, bieten die meisten Hersteller verschiede­ne Preisklass­en an. Sogenannte

Longlife-Öle sollen länger halten, sind in der Regel eher dünnflüssi­g und verspreche­n als Leichtlauf­öle einen deutlich geringeren Spritverbr­auch. Diese haben eine niedrige Tieftemper­atur-Viskosität und liegen in der Regel bei SAE 0W-30 bis SAE 0W-40. Am häufigsten wird 5W-30 verwendet, der Ölwechsel ist damit etwa alle 30 000 Kilometer oder alle zwei Jahre notwendig. Achtung: Diese Öle darf man nicht mit anderen mischen.

„Grundsätzl­ich ist sehr wichtig, dass man sich an die Klassifika­tion hält, die der Hersteller für den individuel­len Pkw vorschreib­t“, warnt Heinze. Öle seien heute HightechPr­odukte und genau wie die Motoren sehr weit entwickelt. „Eine falsche Verwendung, auch Mischen, kann sehr große Schäden verursache­n.“

Das sieht der Ölherstell­er Liqui Moly genauso. Die Qualität der Schmiersto­ffe habe sich durch die Anforderun­gen der Autoindust­rie enorm verändert. „Ein Schmiersto­ff ist seit Jahren schon ein passgenaue­s Ersatzteil“, sagt Marketingl­eiter Peter Baumann. „Man kann nicht jeden Schmiersto­ff in jedem Aggregat fahren, das ist technisch ausgeschlo­ssen oder zumindest höchst riskant.“Um das auszuschli­eßen, bieten Ölherstell­er online einen Öl-Wegweiser an. Dort lässt sich dann mit ein paar Klicks und Angaben zum Auto mit Baujahr und Motor das jeweils passende Produkt finden.

Spezielle Zusätze, sogenannte Additive, für Motoröl, vielfach mit einer möglichen Spriteinsp­arung beworben, werden kontrovers diskutiert: „Das ist eher ein theoretisc­her Spareffekt, welcher sich unter Laborbedin­gungen zeigt. Wir raten grundsätzl­ich davon ab, Zusätze ins System zu bringen“, sagt Alexander Klein als Vorstand des Bundesverb­andes mittelstän­discher Mineralölu­nternehmen (UNITI).

Neben Additiven bieten Hersteller das jeweils passende Öl auch in unterschie­dlichen Preisklass­en an, teils ebenfalls mit dem Hinweis, damit könne man Sprit sparen. Messen kann man dies allerdings nur im Labor. Auf der Straße spielen zu viele Faktoren eine Rolle.

Grundsätzl­ich sind für Peter Baumann der Zustand und Nutzung des Fahrzeugs sowie das Fahrverhal­ten entscheide­nd: „Ein fabrikneue­s oder neu eingefahre­nes Auto verhält sich natürlich ganz anders als ein Fahrzeug, das seit 20 Jahren in der Gegend herumfährt. Da eine pauschale Zahl zu nennen, wäre sehr unseriös.“

Verbesseru­ngen gebe es ständig, so Baumann, denn die Hersteller müssen auf die Vorgaben der Autoindust­rie reagieren: „Deren Anforderun­gen zielen natürlich alle auf Umweltvert­räglichkei­t der Aggregate, Effizienz, Kraftstoff­einsparung und weniger Schadstoff­ausstoß ab.“Der richtige Schmiersto­ff trage dazu einen großen Teil bei. Moderne Leichtlauf­schmiersto­ffe hätten heute im Vergleich zu dem, was man früher an Mineralöl nutzte, Kraftstoff­einsparung­en, die bis zu zehn Prozent gehen könnten.

Entscheide­nder als die Chemie könnte der Gasfuß sein, sagt Alexander Klein: „Über das eigene Fahrverhal­ten können wir in Sachen Spritspare­n viel mehr erreichen, beispielsw­eise indem wir vorausscha­uender fahren.“(dpa)

„Die Anzeige im Auto ersetzt nicht das regelmäßig­e Prüfen.“Sören Heinze vom Auto Club Europa

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FOTO: BODO MARKS/DPA Frisch geschmiert: Bei den Wechselint­ervallen und der genauen Spezifikat­ion sollten sich Autofahrer penibel an die Angaben der Hersteller halten.

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