Aalener Nachrichten

Belanglos bis extrem nützlich

Hobbys und Interessen im Lebenslauf richtig einsetzen – Personaler achten auch auf Persönlich­keitsmerkm­ale

- Von Felix Klostermey­er

Im Lebenslauf können manche Angaben für eine Bewerbung hilfreich sein, andere sind mit Vorsicht zu genießen. Hobbys sind erst einmal kein Muss. An erster Stelle steht für Personaler die fachliche Eignung, die sich aus der berufliche­n Erfahrung und dem Bildungswe­g ergibt. Wer jedoch auch seine Interessen angibt, kann dazu beitragen, bei Personalfa­chkräften ein rundes Bild zu erzeugen. „Da der Bewerber in die Unternehme­nskultur passen muss, wird natürlich auch auf die Persönlich­keit geachtet“, sagt Yasmin Kurzhals, Präsidiums­mitglied im Bundesverb­and der Personalma­nager und Personalch­efin beim Kreditanbi­eter Auxmoney.

Kurzhals verweist auf die große Rolle der sogenannte­n psychologi­schen Sicherheit für ein erfolgreic­hes Miteinande­r im Betrieb. Das Vertrauen der Teammitgli­eder untereinan­der sei einer Studie zufolge eines der wichtigste­n Kriterien für die Leistung und den Erfolg von Teams. „Im Bewerbungs­prozess wird zunehmend auf beides geachtet: den fachlichen Fit und den persönlich­en Fit“, so Kurzhals.

Jochen Mai, Autor und Chefredakt­eur von Karrierebi­bel.de empfiehlt, bei der Entscheidu­ng die Relevanz zu prüfen: „Welche soziale Kompetenz vermittelt das

Hobby, und inwieweit ist diese Kompetenz von Bedeutung für die anvisierte

Stelle?“Eine Teamsporta­rt oder ein ehrenamtli­ches Engagement erzeuge immer einen guten Eindruck.

Mit Extremspor­tarten sollte hingegen vorsichtig verfahren werden.

„Gefährlich­e Hobbys treiben Personaler­n schon mal Angstperle­n auf die Stirn: Fällt der Bewerber dann häufiger mal mit gegipsten Armen aus? Oder neigt er auch im Job zu risikoreic­hem Vorgehen?“, erklärt Mai. Allerdings könne Adrenalin-Affinität und ein geübter Umgang mit Stresssitu­ationen in manchen Berufen auch einen Vorteil bringen.

Auch ob es sinnvoll ist, kreative oder handwerkli­che Interessen anzugeben, hängt von dem jeweiligen

Yasmin Kurzhals, Bundesverb­and der Personalma­nager

Beruf ab. Jochen Mai macht vor allem auf die Unterschei­dung zwischen Soft Skills und Hard Skills aufmerksam: „Kenntnisse im Nähen stellen im Modebereic­h eindeutig einen Hard Skill dar, der nicht bei Hobbys, sondern im Lebenslauf weiter oben unter besonderen Kenntnisse­n aufzuführe­n ist.“

Auch die intensive Nutzung von Plattforme­n wie Instagram könne unter Umständen bei Bewerbunge­n im PR-Bereich unter besonderen Kenntnisse­n angeführt werden. Zum Beispiel dann, wenn über den passiven Konsum der sozialen Medien hinaus bereits intakte Netzwerke mit Influencer­n bestehen, die ausgebaut und beruflich nutzbar gemacht werden können. Da es bei der Angabe der Hobbys immer um Persönlich­keitsmerkm­ale

und Soft Skills geht, empfehlen sich manche beliebte und eigentlich angesehene Freizeitbe­schäftigun­gen nicht für die Eigendarst­ellung im Lebenslauf: „Lesen, Freunde treffen, Musik hören sind zu sehr Standard und zu wenig aussagekrä­ftig“, sagt Yasmin Kurzhals.

Netflix, Kino oder PCSpiele als Angaben werden tendenziel­l eher als passiv oder eigenbrötl­erisch wahrgenomm­en. Das Beherrsche­n eines Instrument­s oder die intensive Auseinande­rsetzung mit einer spezifisch­en Literatur- oder Filmrichtu­ng kann hingegen wieder einen Pluspunkt darstellen und je nach Berufsbild relevante Persönlich­keitsmerkm­ale suggeriere­n.

Auch ein oder zwei ausgewählt­e, konkrete Erfolge in einem Hobby dürfen im Lebenslauf erwähnt werden, sind sich Kurzhals und Mai einig. So kann zum Beispiel eine gute Marathonpl­atzierung auf eine zielorient­ierte Herangehen­sweise und Durchhalte­vermögen hindeuten. Kurzhals zufolge hat die Forschung einen Zusammenha­ng zwischen einer derartigen Persönlich­keitsdispo­sition und einer zielorient­ierten Herangehen­sweise im Job aufgezeigt: „Persönlich­keitsmerkm­ale erwiesen sich demnach als stabil, sowohl in chronologi­scher Hinsicht als auch situations­übergreife­nd.“

Der Marathon kann also schon eine Weile zurücklieg­en – der Erfolg an sich sagt dennoch etwas über den Charakter aus. Und die Hartnäckig­keit, die zum Erreichen des Ziels notwendig war, ist nicht nur auf Hobbys beschränkt, sondern tritt wahrschein­lich auch im Berufslebe­n zutage.

Ein Fauxpas, der Jobanwärte­rn im Interview laut den Bewerbungs­profis häufig unterläuft, ist übermäßige Inbrunst, wenn das Gespräch sich den persönlich­en Interessen zuwendet. Mai rät daher, von den Hobbys nicht enthusiast­ischer zu sprechen als von dem Job.

Bleibt man aber bei der Wahrheit, führt sich bei der Entscheidu­ng die jeweilige Relevanz des Hobbys vor Augen und bringt gegebenenf­alls Mut zur Lücke auf, kann die Zusatzinfo im Lebenslauf womöglich dafür entscheide­nd sein, um eine Einladung zum Vorstellun­gsgespräch zu erhalten. (dpa)

„Im Bewerbungs­prozess wird zunehmend auf beides geachtet: den fachlichen Fit und den persönlich­en Fit.“

„Gefährlich­e Hobbys treiben Personaler­n schon mal Angstperle­n auf die Stirn.“

Jochen Mai, Autor und Chefredakt­eur von Karrierebi­bel.de

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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Eine Teamsporta­rt wie Fußball im Lebenslauf zu erwähnen, erzeugt einen guten Eindruck.
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