Furioses Konzert an ungewöhnlichem Ort
Landespolizeiorchester bezaubert Mitarbeiter und Bewohner der Ellwanger LEA
- Mit einem furiosen Konzert hat das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg die Menschen in der Ellwanger LEA mitgerissen. Das Polizeiorchester zeigte seine enorme musikalische Bandbreite – und die Flüchtlinge hatten Gelegenheit, das Sicherheitsorgan Polizei auf eine ganz besondere Weise zu erleben.
Schon während des finalen Medleys hielt es keinen mehr auf dem Stuhl. Das gesamte Publikum in der LEA-Halle 101 klatschte im Takt, als sich der Dirigent des Landespolizeiorchesters, Stefan Halder, und die Schlagwerk-Gruppe, die aus Flüchtlingen bestand, gegenseitig anfeuerten. Die Cajons und Trommeln der Flüchtlinge unter Leitung von Frederic Marquardt (Städtische Musikschule Ellwangen) und der Bigband-Sound des Orchesters verschmolzen unter dem Applaus des Publikums. Damit endete ein Nachmittag, der wieder einmal bestätigte, dass Musik alle Grenzen überwindet. Und so tanzte noch nach dem Schlussapplaus ein kleines schwarzes Mädchen um LEALeiter Berthold Weiß herum. „Good music?“, fragte Weiß. Die strahlenden Augen des Mädchens sagten alles.
Schon das Auftaktstück„Omens of Love“von Hirotaka Izumi brachte Schwung in die LEA-Halle. Das oft gehörte Stück „Berliner Luft“von Paul Lincke zeigte die Qualität des Orchesters. Denn man kann dieses Stück schwerfüßig intonieren. Das aber taten die Musikerinnen und Musiker in den blauen Uniformen nicht. Sondern sie präsentierten es mit einer Leichtigkeit, die an einen Frühlingsnachmittag im Berliner Grunewald denken ließ. Dirigent Halder brachte die Zuhörer aus den unterschiedlichen Nationen sogar dazu, an den richtigen Stellen zu pfeifen - unterstützt von Charlotte Rick und Ammar Al-Wakil, die seine Erläuterungen ins Französische und Arabische übersetzten.
Wie Dirigent Stefan Halder kurz erklärte, spielen im Landespolizeiorchester Musikerinnen und Musiker aus zehn Nationen miteinander. Passend dazu erklangen im ersten Teil des Konzerts vor allem internationale Melodien. Ein Medley aus dem Musical „Miss Saigon“versetzte das Publikum nach Asien, das rhythmische Stück „El Cumbanchero“vermittelte die Lebensfreude Lateinamerikas. Dabei riss ein Flötist, der als junger Mann vor der argentinischen Militärdiktatur nach Deutschland geflohen war, die Zuhörer mit seinem Solo mit.
Für Halder war es nach eigenen Worten ein „Herzensanliegen“, dass die Polizei in der LEA „auf eine ganz andere Weise präsent ist als sonst“. Seit Jahren habe er den Wunsch gehegt, mit dem Landespolizeiorchester in der LEA aufzutreten. Dass es jetzt klappte, war nach den Worten von Regierungspräsident Wolfgang Reimer nicht zuletzt dem Flüchtlings-Ombudsman Klaus Danner zu verdanken. Er habe als ehemaliger Polizeibeamter die notwendigen Kontakte hergestellt. In seiner kurzen Ansprache sagte Reimer, die Polizei sei in Deutschland kein Unterdrückungsinstrument, sondern ein Teil der Gesellschaft. Und dies stelle sie mit diesem „besonderen Konzert an einem besonderen Ort“unter Beweis.
Im zweiten Teil des Konzerts ging es „um Bildung“, scherzte Dirigent Halder. Das Orchester intonierte die Europahymne aus Ludwig van Beethovens neunter Symphonie, die deutsche Nationalhymne von Joseph Haydn sowie die württembergische Hymne „Preisend mit viel’ schönen Reden“sowie das Badnerlied. Im abschließenden Block erklang ein Medley aus badischen Popsongs, darunter „Geiles Leben“von Glasperlenspiel, „Lemon Tree“von Fool’s Garden und „Sie sieht mich einfach nicht“von Xavier Naidoo. Am Ende gab es stehende Ovationen.
Der Auftritt in der LEA war auch ein Vorgeschmack auf ein Benefizkonzert des Landespolizeiorchesters am Samstag, 16. Mai, in der
Ellwanger Stadthalle, das zugunsten des Freundes- und Förderkreises Pro Espiritu Santo für die Arbeit von Comboni-Pater Josef Schmidpeter in Peru gegeben wird. Dann wird auch die Schlagwerk-Gruppe aus der LEA einen weiteren Auftritt haben.