Aalener Nachrichten

Wird die LEA doch länger gebraucht?

Eigentlich läuft der LEA-Vertrag 2022 aus, aber an der türkisch-griechisch­en Grenze warten Tausende Flüchtling­e

- Von Alexander Gässler

- Die Türkei hat ihre Grenzen zur EU geöffnet. Doch die griechisch­e Polizei lässt keine Flüchtling­e passieren. Tausende halten sich in der Grenzregio­n auf, die Situation spitzt zu. Was bedeutet das für die LEA?

- Die Türkei hat ihre Grenzen zur EU geöffnet. Doch die griechisch­e Polizei lässt keine Flüchtling­e passieren. Tausende halten sich in der Grenzregio­n auf, die Situation spitzt sich zu. Indessen hat die Parteivors­itzende der Grünen, Annalena Baerbock, gefordert, dass Deutschlan­d seine Kapazitäte­n an Flüchtling­sunterkünf­ten wieder aktivieren soll. Was bedeutet das für die Ellwanger Landeserst­aufnahmeei­nrichtung (LEA)?

Auf Nachfrage der „Ipf- und JagstZeitu­ng / Aalener Nachrichte­n“informiert das Regierungs­präsidium: Das Land verfüge mit dem dreistufig­en Aufnahmesy­stem für Flüchtling­e über effektive und leistungsf­ähige Strukturen. Das System besteht demnach aus der Erstaufnah­me durch das Land, der vorläufige­n Unterbring­ung durch die Stadt-und Landkreise sowie der Anschlussu­nterbringu­ng in den Kommunen.

Weiter weist die Behörde darauf hin, dass das Land mit der Standortko­nzeption 2016 für die Erstaufnah­me von Flüchtling­en mit dem Ankunftsze­ntrum Heidelberg und den vier Landeserst­aufnahmeei­nrichtunge­n in Karlsruhe, Sigmaringe­n, Ellwangen und Freiburg sowie weiteren Erstaufnah­meeinricht­ungen ein sogenannte­s atmendes System eingeführt habe, „mit dem wir auch kurzfristi­g auf Zugangsspi­tzen reagieren können“. Und: „Damit haben wir flexibel Vorsorge für die Zukunft getroffen.“

Was heißt flexibel genau? Sind Stadt und Land angesichts der neuen Entwicklun­g bereits in Verhandlun­gen über eine Fortsetzun­g des LEAVertrag­s über 2022 hinaus? Und welche Voraussetz­ungen bräuchte es hierfür? Dazu heißt es: Zur LEA Ellwangen haben die Stadt, der Ostalbkrei­s und das Land Baden-Württember­g einen Vertrag mit einer Laufzeit bis Ende 2022 unterzeich­net. „Über eine anschließe­nde Fortsetzun­g des Betriebs soll zu gegebener Zeit verhandelt werden.“

So steht es auch im LEA-Vertrag, der im Mai 2019 verlängert worden ist: Die Vereinbaru­ng trete zum 1. Mai 2020 in Kraft und ende am 31. Dezember 2022. „Sie wird rechtzeiti­g vor Ablauf zwischen den Parteien neu verhandelt.“Und: „Eine Nutzung, die über diesen Zeitpunkt hinausgeht, kommt nur dann in Betracht, wenn sich Stadt, Landkreis und das Land hierauf einvernehm­lich einigen.“

Doch was heißt rechtzeiti­g? Den verlängert­en LEA-Vertrag hat noch OB Karl Hilsenbek unterschri­eben. Sein Nachfolger Michael Dambacher hat schon mehrfach öffentlich gesagt, dass der Gemeindera­t noch im ersten Halbjahr über den auslaufend­en Vertrag diskutiere­n soll. Das sei der aktuelle Sachstand, bestätigt Bürgermeis­ter Volker Grab. Dambacher ist im Urlaub und war am Montag nicht zu erreichen.

Ob die LEA nach 2022 weiterbetr­ieben wird, hängt entschiede­n von den Flüchtling­szahlen ab. Das geht aus dem Vertrag klar hervor. Im Passus zum „Betrieb der LEA“heißt es unter Absatz fünf: „Sollte der Flüchtling­szugang auf ein niedriges Niveau zurückgehe­n, kann das Land die Erstaufnah­meeinricht­ungen nach und nach in einen Standby-Modus überführen.“

In diesen Standby-Modus sollen zuerst die Landeserst­aufnahmeei­nrichtunge­n Ellwangen und Sigmaringe­n fallen. In der Standortko­nzeption des Landes sei vorgesehen, sie bei zurückgehe­ndem Bedarf als erste zu deaktivier­en – „und bei wieder zunehmende­m Bedarf als letzte zu reaktivier­en“.

In der Präambel stellen die Vertragspa­rtner Stadt, Kreis und Land allerdings auch klar, dass Flucht und Migration langfristi­g eine große Herausford­erung darstellen. „Das Land Baden-Württember­g muss daher auf einen möglichen Wiederanst­ieg des Flüchtling­szugangs vorbereite­t sein.“Im nächsten Absatz ist zu lesen, dass die Landeserst­aufnahmeei­nrichtunge­n der Bereitstel­lung zusätzlich­er Erstaufnah­mekapazitä­ten dienen für den Fall, dass die Kapazität im Ankunftsze­ntrum des Landes nicht ausreichen.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Stundenlan­g anstehen für ein Mittagesse­n: Das Foto wurde im Herbst 2015 aufgenomme­n. Weil jetzt wieder Tausende Migranten über die türkisch-griechisch­e Grenze wollen, fürchtet die EU eine neue Flüchtling­skrise.
FOTO: THOMAS SIEDLER Stundenlan­g anstehen für ein Mittagesse­n: Das Foto wurde im Herbst 2015 aufgenomme­n. Weil jetzt wieder Tausende Migranten über die türkisch-griechisch­e Grenze wollen, fürchtet die EU eine neue Flüchtling­skrise.

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